Zwei Kinder unter zwei

Das Baby ist noch kein Jahr alt und schon kündigt sich Nr. 2 an? Wie gestaltet sich der Alltag mit zwei so kleinen Kindern, und wie kommt man gut klar?

Der Sohn von Britney Spears war noch kein Jahr alt – da kündigte sich das nächste Kind an. Mit Kindermädchen kein Problem. Aber wie ist das, wenn sich bei Nicht-Promis schon nach kurzer Zeit ein zweites Baby ankündigt?

Kleiner Altersunterschied zwischen Geschwistern?

Mia und Tim sind gerade 17 Monate auseinander. „Geplant war das nicht,“ erklärt Mutter Tanja aus Hamburg. Da sie ihren Sohn noch stillte, hatten sie und ihr Mann mit einem Kondom verhütet. „Wir wollten ein zweites Kind, aber eigentlich erst etwas später. Heute bin ich froh, dass es so gekommen ist.“
Oft beruht ein geringer Altersunterschied auf Pannen – oder auf der Annahme, das Stillen zuverlässig vor einer Schwangerschaft schützt. Aber immer mehr Paar entscheiden sich auch bewusst dafür, die Geschwister mit nur wenige Monaten Abstand zu bekommen.
Wer etwa spät das erste Kind bekommt, bei dem tickt schlichtweg die biologische Uhr. Es ist auch einfacher, die Elternzeit mit dem Arbeitgeber zu regeln, wenn die Familienplanung zügig abgeschlossen wird. Das Elterngeld sieht außerdem einen Geschwisterbonus vor, wenn die Kinder in rascher Abfolge geboren werden.
Auf das zweite Baby vorbereiten
Alltag mit zwei Kindern (© panthermedia.net, Pavel Losevsky)
Geschwisterbeziehungen sind etwas ganz besonderes, ein wichtiger Grund fü ein zweites Kind. Und auch für einen nicht so großen Altersunterschied. Der Familienforscher Prof. Dr. Hartmut Kasten bestätigt dies: „Da sie von ihren ersten Lebensphasen an gemeinsam in einem Nest aufwachsen, haben Geschwister eine sehr enge Beziehung zueinander, und je geringer der Altersunterschied ist, desto enger ist die Beziehung.“

Auf das zweite Baby vorbereiten

Eine rasche Geburtenfolge ist für die werdende Mutter eine besondere Belastung. Insbesondere wenn die erste Schwangerschaft noch kein Jahr her ist. Eine gute Schwangerschaftsgymnastik und auch die Rückbildung sind daher ganz besonders wichtig, damit der schwer belastete Körper gut entlastet werden kann. Wer ein Kleinkind betreut, muss dieses auch gelegentlich heben. Erkundigen Sie sich bei der Hebamme und beim Frauenarzt danach, wie gut das geht und lassen sie sich eventuell Tipps geben.
Als Schwangere mit Baby bzw. Kleinkind sollten Sie auch an Entlastung denken. Können die Grosseltern Sie unterstützen? Oder vielleicht einmal in der Woche eine Tagesmutter? Reservieren Sie gegen Ende der Schwangerschaft einen Termin in der Woche für Arztbesuche (die sind mit Kind sonst oft anstrengend), einen für Schwangerengymnastik (Zeit nur für das Baby) und auch eine feste Stunde nur für sich.
Jedes Kind, jede Geburt und auch jede Schwangerschaft ist anders. Wer ein kleinen Laufanfänger in Windeln um sich hat, hat oft das Gefühl, für das Baby im Bauch keine Zeit zu haben. Nehmen Sie sich abends im Bett bewusst 15 Minuten um nur an das neue Kind zu denken. Sobald es sich kräftiger bewegen kann, sorgt es schon dafür, dass es Aufmerksamkeit bekommt. Denn gerade wenn Mama den ganzen Tag aktiv war, konnte das Kind angenehm geschaukelt werden. Wenn Sie sich hinlegt und zur Ruhe kommt, wird das Kleine meist wach – und aktiv.
Denken Sie auch an sich als Paar. Die ersten Monate mit Baby werden Kinoabende schwer möglich machen. Also noch ausnutzen. Noch ein Geburtskurs? Das fällt vielen beim zweiten Kind schwer. In einigen Städten werden spezielle Kurse für Paare, die bereits Kinder haben, angeboten – sicher interessant, denn dort gibt es gute Tipps und Sie können andere Eltern in einer ähnlichen Situation kennen lernen. Wenn es solche Kurse bei Ihnen nicht gibt, können Sie auch mit der Hebamme einen Crash-Kurs zur schnellen Auffrischung vereinbaren.
Wenn das erste Kind bei der Geburt des Geschwisterchens gerade ein knappes Jahr alt ist, wird es schwierig, mit ihm über die neue Situation zu reden. Ab etwa 18 Monaten wird aber sicher Mamas dicker Bauch bemerkt werden. Sie sollten auf jeden Fall darüber reden, dass bald ein Baby kommt. “ Wir haben Tim erzählt, dass das Baby auch sein Baby ist, er war von Anfang an ganz stolz auf die kleine Schwester,“ sagt Tanja. Gute Kinderbücher können beim Erklären gut helfen – und es gibt auch schon welche für die ganz Kleinen.
Machen Sie sich rechtzeitig Gedanken darüber, wo das zweite Kind schlafen soll. Mit im Schlafzimmer? Im eigenen Zimmer? Wollen Sie ein neues Gitterbett kaufen oder bekommt das Ältere ein neues Bett? Wenn ein Umzug aus dem elterlichen Schlafzimmer oder ein neues Bett für das Kleinkind ansteht, planen Sie ihn rechtzeitig einige Monate vor der Geburt, damit das Kind sich auf die neue Situation einstellen kann und sich nicht vom Baby „aus dem Nest geworfen“ fühlt.
Gleiches gilt generell auch für den Kinderwagen oder Spielzeug. Sie müssen natürlich nicht alles neu kaufen, es sollte aber lieber eine Weile im Schrank verschwinden, bevor das Baby es bekommt.

 

Die Geburt und die erste Zeit zu dritt

Ganz besonders wichtig ist, dass Sie die Geburt gut planen – wer betreut das ältere Kind?  Ist es schon einmal eine Nacht von Mama und Papa getrennt gewesen? Sie sollte die Situation schon üben, damit das Kind sich nicht erschreckt. Denn ein Kleinkind kann eine Geburt gar nicht einschätzen. „Ich habe gerade meinem Sohn eine Geschichte vorgelesen, als meine Fruchtblase platzte. Laut rief ich meinen Mann, er möge schnell kommen. Mein Sohn sah mich groß an und sagte „Mama – Pipi macht?“. Sind Großeltern oder andere Vertraute schnell zur Hand, können die Eltern sich auf die Geburt konzentrieren, ohne sich um das große Kind Sorgen machen zu müssen.
Meist ist das Große nach der Geburt zunächst mit Papa allein. Eltern stellen sich das erste Kennenlernen der Geschwister oft romantisch vor. Je kleiner die Kinder, desto weniger aufregend finden sie ein Baby. Das Wiedersehen mit Mama ist wichtiger. Das Baby ist dann eben da. Aber erst wenn es dann wirklich mit nach Hause genommen wird, begreifen Kleinkinder langsam, dass sich nun etwas änderen wird.
Wichtig ist, dass beide Eltern sich gerade am Anfang gemeinsam um beide Kinder kümmern. Nicht nur der Papa sich um das große Kind kümmert und die Mama um das Kleine.

 

Mutter allein mit zwei Kindern

„Mir graute vor allem bei dem Gedanken, dass mein Mann nach drei Wochen wieder arbeiten musste,“ berichtet die Mutter von Tim und Mia. Alleine mit zwei kleinen Kindern zu sein ist nicht immer einfach – beide sind zu klein, um warten zu können. Im Zweifelsfall muss die Mutter entscheiden, wer hungriger ist, wenn beide brüllen.
Vieles aber  – etwa die Essenszeiten der Kinder – lässt sich gut planen. Hier ein paar Tipps, die den Alltag erleichtern:
  • Transport: In den ersten Monaten ist ein Tragetuch oder eine Tragehilfe unwahrscheinlich praktisch. Sie haben das Kleine dicht bei sich und haben gleichzeitig die Hände frei um sich um das ältere Kind zu kümmern. Oft ist es auch praktisch, mit Babytrage und Kinderkarre unterwegs zu sein. Buggy Board oder Geschisterkarren sind Alternativen.
  • Babyschale: Nicht nur im Auto praktisch. Auch beim Kinderturnen kann der Säugling so gemütlich sitzen und den großen Kindern beim Turnen zu gucken. Und das ältere Kind muss nicht aufs Turnen oder auf die Krabbelgruppe verzichten.
  • Mama-Zeit: Teilen Sie die Kinder auf. Jedes Kind liebt es auch mal allein exklusiv einen Elternteil nur für sich zu haben. Spannen Sie die Oma oder die Patentante mit ein, wenn Papa nicht kann. So können Sie mit dem älteren Kind basteln oder mit dem Kleinen einen PekipKurs besuchen.
  • Stillkiste: Kuscheln Sie sich zu dritt aufs Sofa. Das kleine wird gestillt und das ältere Kind hat eine spezielle Kiste mit schönen Büchern oder besonderem Spielzeug. So ist die Stillzeit für alle etwas Schönes.
  • Essen: Je früher auch der Säugling einen festen Rhythmus hat, desto besser können Sie das Essen planen. Wenn Sie einen festen Plan und Tagesablauf für beide Kinder haben, erleichtert das sehr.

 

Umso älter das kleinere Kind wird, desto aktiver möchte es natürlich sein. Meist enstehen dann erste Spannungen zwischen den Geschwistern, das Ältere hat gerade einen schönen Turm gebaut, das Kleinere haut ihn begeistert kaputt. „Tim war auf Mia in solchen Situation sauer. Klar. Aber ich habe gemerkt, das mir der geringe Altersunterschied vieles erleichtert hat. Ich konnte nicht zu meinem Sohn sagen, dass er alles verstehen müsse oder warten solle. Er war ja selbst noch eine Kleinkind,“ sagt Tanja. Ihre Lösung? Den Kinder zu zeigen, wie man gemeinsam spielt. „Heute sind die Kinder drei und vier Jahre alt. Und sie spielen wirklich stundenlang zusammen. Manchmal streiten sie auch, aber das gehört einfach dazu. Manchmal vermisse ich diese Zeit schon, als sie noch beide so richtig klein waren.“ Gibt es etwas, das besonders nervig war an der Situation mit zwei Kindern unter zwei? Tanja seufzt. „Der ständige Schlafmangel war zeitweise schlimm. Einer wurde nachts immer wach, das ging manchmal an die Substanz. Auch im Haushalt habe ich kaum was geschafft. Und der Windeleimer war immer voll, denn vermisse ich wirklich nicht.“