Der Erste kam ohne Ankündigung. Eines morgens schnappte sich meine knapp sechs Monate alte Tochter meinen Finger und – biss rein! Wir hatten gar nicht bemerkt, dass die Kleine einen Zahn bekommen hatte! Schon drei Tage später blitzte auch ein zweites Beisserchen in ihrem Babymund.
Doch leider war das nur das harmlose Vorspiel. Einige Wochen später hatte ich ein furchtbar schlecht gelauntes Kind, das ständig auf den Fingern kaute und schlecht schlief. Ob sie eine Krankheit ausbrütete? Als die Maus dann auch noch fieberte und eine Nacht komplett durchbrüllte, fuhren mein Mann und ich in die Notambulanz (es war natürlich Wochenende). Der Kinderarzt untersuchte das nun schläfrige Baby, sah uns an und zuckte mit den Schultern: „Das sind nur die Zähne. Sie kriegt gerade vier gleichzeitig.“ Uff.
Meine Tochter sollte sich noch bis zu ihrem 28. Lebensmonat mit den Zähnen rumplagen. Insgesamt hörte ich vier Mal von einem Arzt, dass es „nur Zahnen“ sei, was das Kind quälte. Vor allem die Backenzähne setzten ihr zu. Knallrote Wangen, Fieber und wirklich, wirklich schlechte Laune waren das Ergebnis. Der Bruder hingegen hatte weniger Probleme mit seinen Zähnen. Vielleicht weil ich vorgewarnt war? Er bekam Globuli, die wunderbar halfen, Knabberkram und ordentlich Creme – denn er hatte zwar kein Fieber, litt aber beim Zahnen unter einem roten Po.
Jedes Kind zahnt anders
Zwischen dem sechsten und achten Lebensmonat zeigen sich bei den meisten Babys die ersten Zähne (siehe Grafik unten). Es folgen bis zum ersten Geburtstag die Schneidezähne, dann die Backenzähne. Besonders unangenehm sind für die Kinder die Eckzähne. Das Milchgebiss ist mit 20 Zähnen komplett, dann sind die Kinder etwa 30 Monate alt.
Einige Kinder halten sich allerdings nicht an das übliche Schema. Manche Zähnchen gucken schon nach vier Monaten vorwitzig aus dem Gaumen, andere lassen sich bis zum 18. Lebensmonat Zeit. Die Tochter einer Freundin hat gleich sieben Zähne gleichzeitig bekommen. Schmerzhaft, aber effektiv. Gänzlich unterschiedlich ist daher auch die Reaktion der Kinder. Manche plagen sich sehr, sind sehr weinerlich und kaum zu trösten, andere meistern die Übung mit gelassener Ruhe. Erschwerend kommt hinzu, dass das Immunsystem beim Zahnen scheinbar schneller angegriffen werden kann. Dann gesellen sich zu den Zahnbeschwerden auch noch die Symptome einer fiebrigen Erkältung. Kein Wunder, dass das Baby dann unglücklich ist – und den Eltern schlaflose Nächte ins Haus stehen.
Zeichen des Zahnes:
- Das Baby ist sehr unruhig, weinerlich und schläft schlecht
- Es sabbert ganz besonders viel (sogenanntes „Speicheln“)
- Es hat sehr rote Wangen und leichtes Fieber
- Der Gaumen ist geschwollen und gereizt
- Der Po des Baby ist schnell wund und rot
- Das Baby nimmt weniger Nahrung als sonst zu sich
- Der Stuhl ist flüssiger als normal
Wenn sich am Gaumen kleine rote Punkte zeigen, dann ist es bald soweit: Der Zahn bricht durch. Für das Baby besonders schmerzhaft. Doch danach ist dann bis zum nächsten Zahn erst einmal Ruhe. Eltern können ihrem Kind natürlich noch nicht erklären, dass diese Schmerzen wieder vorbeigehen. Sie können den Nachwuchs nur trösten, tragen und versuchen die Pein zumindest zu lindern.
Auch hier ist jedes Kind anders. Meinen Kindern halfen Globuli (Osanit). In Absprache mit dem Kinderarzt bekam meine fiebrige unglückliche Tochter auch schmerzlindernden Saft, der ebenfalls das Fieber senkt (Nurofen). Mein Sohn tat sich nicht so schwer – aber er sabberte unendlich. Er trug dann extra starke Halstücher aus dem Babyladen, denn sonst wären seine Pullover immer klatschnass gewesen. Auch das herumknabbern lassen auf mit Gel gefüllten Beissringen mochten meine Kinder – andere bevorzugen Gemüseschnipsel, die eigene Faust oder Mamas Finger.
Hilfe für zahnende Babys
- Beißringe mit kühlendem Gel wirken beruhigend. Wichtig: Nicht ins Gefierfach legen, sonst könnte das Baby Erfrierungen bekommen. Auf gute Qualität ohne künstliche Weichermacher beim Kauf achten
- Homöopathische Globuli (Chamomilla D12, Osanit) wirken unterschiedlich, lindern aber oft sanft die Schmerzen
- Spezielle Gels (wie etwa Dentinox) werden direkt auf das Zahnfleisch aufgetragen und lindern das Spannungsgefühl
- Ungesüßter Kamillentee wirkt entzündungshemmend
- Einige Baby knabbern gern an Möhren oder Apfelstücken. Wichtig: Nie das Baby damit allein lassen, nur große Stücke anbieten (Verschluckungsgefahr)
- Kauen auf Veilchenwurzeln? Davon ist eher abzuraten, da die Wurzeln nicht wirklich gereinigt werden können und so zu Entzündungen führen können
- Bernsteinketten sollen beruhigen und die Schmerzen lindern. Wissenschaftlich ist dies nicht bewiesen, auch wenn einige Heilpraktiker darauf schwören. Unzweifelhaft ist allerdings die Gefahr, das sich das Kind mit der Kette stranguliert oder von einer gerissenen Kette die Steine in den Mund bekommen könnte
- Quält sich das Kind sehr, lieber den Kinderarzt aufsuchen. In Absprache dürfen Schmerzmittel gegeben werden
Wenn der erste kleine Zahn da ist, geht es auch los mit der Zahnpflege. Denn je früher Kinder das Zähneputzen kennen lernen, desto selbstverständlich ist es für sie. Bis zum 24. Monat reicht ein winziger Klacks Kinderzahnpasta und zweimaliges kurzes Putzen. Für die allerersten Zähne gibt es in Apotheken spezielle Finger-Zahnbürsten.
In dieser Reihenfolge brechen die Zähne bei den meisten Kindern durch:
Infografik:© Initiative proDente e.V.
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