White Spots?

Ultraschall – für viele werdende Mütter ist das einfach niedliches Babyfernsehen. Aber manchmal sehen Ärzte auch Auffälligkeiten. Wie beispielsweise „White Spots“. Was genau bedeutet diese Diagnose, die auch als „Golfballphänomen“ bekannt ist?

Endlich ist das zweite Schwangerschaftsdrittel erreicht. Ninas Bauch rundet sich immer mehr, die erste Umstandshose muss her. Die 35jährige und ihr Mann freuen sich sehr auf das Baby. Als Spätgebärende gehört Nina zur Gruppe der Risikoschwangern. „Da ja fast jede Mutter zuviel oder zuwenig wiegt, zu alt oder zu jung ist, fand ich das bisher nicht so schlimm, dass da etwas auf meinem Mutterpass angekreuzt war,“ erklärt die werdende Mutter.

In der 20. Schwangerschaftswoche geht sie gemeinsam mit ihrem Mann zur Feindiagnostik: „Wir haben uns auf Babyfernsehen gefreut und gehofft, dass wir schon erfahren ob es nun eine Tochter oder ein Sohn wird.“ Dem Arzt geht es weniger um die schönen Bilder. Die köperliche Entwicklung des Ungeborenen wird genau vermessen. Nieren, Gehirn und die Länge der Knochen sind gut. Auch die Nackenfalte ist unauffällig.

Doch irgendetwas stimmt nicht. Nina sieht die ernste Miene des Gynäkologen. „Sehen Sie das?“ fragt er. „Dort am Herz, am linken Ventrikel, ist ein weißer Fleck. Das ist ein so genannter White Spot.“ Ansonsten sei as Herz aber unauffällig und die Herztätigkeit sehr gut. Nina und ihr Mann sind besorgt. Ist ihr Kind krank? Der behandelte Arzt veranlasst zusätzliche eine Farb-doppleruntersuchung. Auch sie zeigt, dass das Herz des Kindes gut funktioniert. „White Spots können auf ein erhöhtes Risiko von Trisomie hinweisen,“ erklärt der Arzt. Doch bei Ninas Kind sieht er keine weiteren Hinweise und rät von einer Fruchtwasseruntersuchung ab. Die Risiken einer Fruchtwasseruntersuchung seien höher als die einer Erkrankung des Kindes.

Was genau bedeutet „White Spots“?
Wörtlich übersetzt bedeutet es „weiße Flecken“ – auch der Name „Golfballphänomen“ leitet sich daraus ab, dass im Feinultraschall runde weiße Punkte in einer oder in beiden Herzkammern (Herzventrikeln) sichtbar sind. Diese einzeln oder gruppiert auftretenden punktförmigen Verdichtungen treten bei etwa 2 Prozent bis 4,7 Prozent aller Babys im zweiten Schwangerschaftsdrittel auf und bilden sich oft wieder ganz unerkannt zurück.

Warum die White Spots überhaupt entstehen, ist noch nicht genau geklärt. Eine Erklärung ist, dass es sich um Stellen handelt, in denen das Herzgewebe noch nicht vollständig entwicklelt ist, eine andere Vermutung ist, dass es sich um kleine Verkalkungen oder Salzablagerungen handelt.

Wenn White Spots ohne weitere körperliche Besonderheiten – wie im Falle von Nina – auftreten, sind sie meist eine völlig harmlose Erscheinung, die für die körperliche und geistige Entwicklung des Kindes weder gefährlich noch schädlich ist.

Treten White Spots isoliert darstellbar auf, also ohne weitere (körperliche) Besonderheiten, sind sie in den meisten Fällen lediglich harmlose Erscheinungen ohne funktionelle Bedeutung, die sich von selbst wieder zurückbilden und für die körperliche und kognitive Entwicklung und Gesundheit des heranwachsenden Kindes nicht gefährlich oder schädlich sind.

In der Feindiagnostik richtet sich das Augenmerk der Untersucher auf so genannte diskrete „Chromosomenmarker“, etwa gestaute beidseitige Nierenbecken, eine dicke Nackenfalte oder eben auch „White Spots“. Jede einzelne Auffälligkeit für sich ist meist harmlos. „Eine Kombination mehrerer Chromosomenmarker stellt allerdings ein höheres Risiko für das Vorliegen einer Chromosomenerkrankung dar,“ erklärt Dr. med. Adam Gasiorek-Wiens.

White Spots können daher als Hinweis (Softmarker) auf Chromosomenerkrankungen wie Trisomie 21 (Down Syndrom) oder das Pätau-Syndrom (Trisomie 13) gelten – aber nur wenn auch andere deutliche Hinweise vorliegen.

Muss behandelt werden?
Wenn keine weiteren „Softmarker“ erhöht sind, raten Experten beim Vorhandensein von White Spots von einer Fruchtwasseruntersuchung ab, da das Risiko der Amniozentese höher ist, als die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind krank ist. Sollten jedoch noch weitere Hinweise vorliegen, wird den Eltern die Fruchtwasseruntersuchung nahegelegt.

Bei White Spots sollte immer auch eine Farbdoppler-Untersuchung des kindlichen Herzens durchgeführt werden um eventuelle Herzerkrankungen zu erkennen. Auch schwere Herzfehler könnten ein Indiz für eine eventuelle Erkrankung sein.

Die pränatale Diagnostik macht vieles möglich – gerade Kinder mit erkannten Herzfehlern können heute sogar schon im Mutterleib operiert werden bzw. können direkt nach der Geburt gleich sehr gut versorgt werden. Aber natürlich stellen Diagnosen Eltern oft auch vor eine schwere Wahl. White Spots selbst aber bilden sich oft zurück und können nur einer von mehren Hinweisen sein. Sie sind also nicht unbedingt ein Grund zur Sorge.

Bild: © Brian Jackson -fotolia.com

2 Gedanken zu „White Spots?“

  1. White Spot, kein Grund zur Panik. Wenn überhaupt, würde ich statt zu einer nicht ungefährlichen Fruchtwasseruntersuchung eher zu einem nichtinvasiven Bluttest (Harmony etc.) raten.

  2. Auch bei meinem Baby wurden white Spots festgestellt, mir (35) wurde allerdings zur Fruchtwasseruntersuchung geraten, die ich nicht gemacht habe, weil es für uns keinen Unterschied gemacht hätte, wenn es Trisomie gehabt hätte.
    Viele Nächte habe ich mit verzweifeltem Googeln verbracht – heute habe ich ein gesundes Baby. Also: Liebe Mamis da draußen, verliert nicht den Mut, alles wird gut. 🙂

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