Den Vornamen ändern? Wenn das Baby nicht brav wie Oskar ist

Ganz klar, Oskar soll das Kind heißen. Aber er ist ganz lieb und so meckern alle über die Namenswahl der Eltern. Kann ein Kind ein halbes Jahr später noch einen anderen Vornamen bekommen?
Andrea und Stefan waren sich einig. Beim zweiten Kind wollten sie nicht wieder den gleichen Fehler machen. Denn noch vor der Geburt hatten sie allen Freunden und Verwandten erzählt, dass die kleine Paula bald käme. „Die ganzen blöden Kommentare und Sprüche haben genervt. Obwohl allen der Name eigentlich gefiel.“ Der Name von Paulas kleinem Bruder blieb Geheimsache.
Doch die Eltern waren sich gemeinsam sehr sicher.“Es sollte ein deutscher Name sein, der sich nach frechem kleinen Jungen anhört. Es gibt eine Romanfigur „Oskar und die Dame in Rosa“, das passt zu unserer Paula,“ erklärt Andrea. Doch die Reaktionen auf den Namen waren anders als bei der Tochter. „Es folgte meist eisiges Schweigen.“ Andrea und Stefan fangen an zu grübeln. Haben sie etwas falsch gemacht?
Vornamensänderung
Was tun, wenn der Vorname nicht passt? (© panthermedia.net Brigitte Meckle)
Heute ist Oskar sechs Monate alt. Und sehr lieb und brav. „Ständig werde ich darauf angesprochen, ob er auch frech ist. Ich muss gestehen, den Spruch ‚Frech wie Oskar‘ kannte ich gar nicht,“ sagt Andrea. Und während sie an die Romanfigur von Schmitt dachte, kommt so vielen eher das Müllmonster aus der Sesamstrasse in den Sinn.
Oskars Eltern sind nicht die einzigen, die die Wahl des Vornamens ihres Kindes bedauern. Der kleine Georg soll nun doch nicht wie sein Vater genannt werden, die Mutter von Lea möchte lieber eine Laila. Wenn Eltern den Namen ihres Kindes ändern möchten, ist das in Deutschland allerdings nicht leicht.
Nur ein wichtiger Grund rechtfertigt eine Änderung
Denn wenn der Vorname erst einmal standesamtlich beurkundet, sind Änderungen sehr schwer umzusetzen. Eine Mutter aus Schleswig wollte den Namen ihrer Tochter Susan in Julia ändern. Der Fall landete vor Gericht, die Behörden bekamen recht: Das Kindswohl war nicht gefährdet. Das Kind behielt seinen Namen.
Eltern werden vom Standesamt darauf hingewiesen, dass die ausgewählten Namen bindend sind – lächerliche oder ungewöhnliche Namen werden ja oft auch gar nicht zugelassen. Wenn sich Eltern aber darüber einig sind, dass die Namenswahl falsch ist, dann müssen sie hohe bürokratische Hürden überwinden. Denn es gelten die Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zum Gesetz über die Änderung von Familiennamen und Vornamen (NamÄndVwV von 1980) und das Gesetz über die Änderung von Familiennamen und Vornamen (NamÄndG von 1964).
Hier ist festgeschrieben, das deutsche Standesämter nur dann einen Vornamen ändern dürfen, wenn ein trifftiger Grund vorliegt. „Vornamen dürfen nur geändert werden, wenn ein wichtiger Grund ihre Änderung rechtfertigt, […] und dass das öffentliche Interesse an der Beibehaltung der bisherigen Vornamen geringer zu bewerten ist.“  Es liegt im Ermessen des Standesbeamten, wie er das Gesetz auslegt. Wenn die drei Wochen alte Lea eine Laila werden soll, ist das sicher kaum von öffentlichen Interesse. Namensänderungen bei Erwachsenen sind da schwieriger.
Ein eindeutigen Fällen legen Standesbeamte keine Steine in den Weg
Generell gibt es drei mögliche Formen einer Änderung:
  • Ersetzung eines Vornamens durch einen anderen Vornamen
  • Streichen oder Hinzufügen eines Vornamens
  • Verdeutschung ausländischer Namensformen
Sind sich die Eltern bei einem vom Staat als „eindeutig“ eingestuften Fall einig, werden die meisten Standesbeamten keine Steine in den Weg legen. Im Falle der kleinen Susan/Julia ging der Fall vor Gericht, weil der Vater den Namenswechsel nicht wollte.
Die Streichung eines Bindestrichs, eines zweiten Vornamens oder Rechtsschreibung (wenn aus Leah eine Lea werden soll), sind meist problemlos. Allerdings sind meist Gebühren von gut 250 Euro fällig. Eine komplette Änderung des Namens muss allerdings gut begründet werden.
Oskars Eltern haben sich übrigens entschieden den Namen nicht zu ändern. „Oskar hat noch einen zweiten Vornamen, Henrik nach seinem Opa,“ sagt seine Mutter. „Den kann er als Erwachsener ja bevorzugen, wenn er will. Wir haben lange darüber nachgedacht und festgestellt, dass wir uns keinen anderen Namen mehr für unseren Sohn vorstellen können. Denn er ist eben lieb wie Oskar.“
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