Vorhautverengung

Etwas 8 % aller 6-jährigen haben eine Vorhautverengung (Phimose): eine Verengung der Penisvorhaut. Wie schlimm ist das? Wann muss operiert werden?
Bis zum ersten Lebensjahr ist die Verklebung der Vorhaut normal und erfüllt eine Art Schutzfunktion, danach löst sich dies meist bis etwa zum Schuleintritt von selbst. Aber eben nicht immer – und bevor man sich zu einer Operation entschließt, gibt es noch andere Behandlungsmethoden.
 
Ursachen
Eine Vorhautverengung kann angeboren sein oder durch Vernarbung entstehen, wenn zu früh versucht wurde, die Vorhaut zurückzustreifen; sie kann aber auch die Folge einer Entzündung sein.
Die Vorhaut besitzt mehrere Funktionen: Zum einen schützt sie die Eichel während der Windelphase des Säuglings und Kleinkindes vor Entzündungen; zum anderen spielt die Vorhaut im Erwachsenenalter eine wichtige Rolle für die Empfindlichkeit des Penis.
 
Symptome
Eine Vorhautverengung kann ein Leben lang bestehen, ohne Beschwerden zu verursachen, allerdings kann sie auch die Ursache von Harnwegsinfekten, Problemen beim Urinieren oder auch beim Geschlechtsverkehr sein. Vorhautverengungen, die zu einer Beeinträchtigung des Wasserlassens führen, erkennt man meist an einem abgeschwächten Harnstrahl, oft bläht sich die Vorhaut beim Wasserlassen auf wie ein Ballon.
Die Vorhautenge erschwert aber auch die Reinigung der inneren Vorhautanteile und kann Entzündungen begünstigen. Schmerzen bei der Erektion sind ebenfalls mögliche Folgen unbehandelter, bis in die Pubertät bestehender Vorhautverengungen.
 
Auch eine besonders lange Vorhaut kann ein Hygieneproblem darstellen und zu Harnwegsinfekten führen. Zur Vorbeugung eines Harnwegsinfektes soll nur bei Hochrisikopatienten (z. B. Blasenentleerungsstörung) eine Operation erfolgen.
 
Diagnose
Wen sich die Vorhaut nicht zurückziehen lässt oder beim Zurückziehen eine Einengung auffällt, muss von einer Verengung ausgegangen werden. Zudem können Verklebungen zwischen der Vorhaut und der Eichel bestehen.
 
Davon abzugrenzen ist das sogenannte Frenulum breve; eine Hautfalte, die bei Zurückziehen der Vorhaut zur Verformung der Eichel führt. Bestehen nur Verklebungen zwischen dem inneren Vorhautblatt ohne Verengung, liegt keine Phimose im eigentlichen Sinne vor. Der Harnstrahl ist sehr dünn, und die Vorhaut bläht sich beim Wasserlassen ballonartig auf.
 
Therapie
Vorhautverklebungen ohne Verengung der Vorhaut selbst stellen bei Fehlen von Entzündungen oder Harnwegsinfekten keinen Grund zur Operation dar. Hier kann eine Salbenbehandlung mit einer hormonhältigen Creme oder auch einer Kortisoncreme versucht werden. Hierbei sind Erfolgsraten von bis zu 80 % erzielbar.
 
Auch bei der unkomplizierten Vorhautverengung kann ein derartiger Therapieversuch unternommen werden. Die Vorhaut soll so weit wie möglich ohne Kraftanwendung zurückgezogen werden, danach wird die Creme aufgetragen. 
Kleine Verklebungen, die sich nicht lösen, können vom Kinderchirurgen unter Verwendung einer anästhesierenden Creme gelöst werden.
 
Operation
 
Hilft dies nicht, bleibt noch die Möglichkeit der Operation. Angeborene und vor allem narbige Phimosen sollten spätestens bis zur Einschulung operiert werden. Auch bei wiederholten Entzündungen unter der Vorhaut ist ein operativer Eingriff anzuraten.
 
Wenngleich die OP selbst durchaus in Lokalanästhesie möglich ist, wird doch bei Kindern in aller Regel eine Vollnarkose durchgeführt. Wie lange man bleiben muß, hängt von der Art der Narkose ab; in manchen Krankenhäusern kann man am selben Tag nach Hause, in anderen bleibt man über Nacht.
Einerseits kann durch ein plastisches Operationsverfahren die Vorhaut erhalten und nur die Verengung beseitigt werden (die sogenannte „Welsh-Plastik“ oder die „Triple-Inzision“), andererseits kann eine komplette Beschneidung erfolgen; diese reduziert das Risiko von Harnwegsinfekten oder möglicherweise später sogar von Krebs.
 
Zu Komplikationen nach der OP kommt es bei etwa 1,4 – 3 % der Fälle – das kann eine Nachblutung, Wundinfektion oder auch die erneuten Verengung der restlichen Vorhaut sein.
 
Es werden fast immer Nähte verwendet, die sich selbst nach der Wundheilung auflösen, sodass eine Fadenentfernung nicht notwendig ist.
 
Ziehen Sie bei Neugeborenen oder Säuglingen niemals die Vorhaut gewaltsam zurück. Sie kann Risse bekommen, die vernarben und schließlich zu einer echten Vorhautverengung führen.
 
Die Paraphimose
Wird eine zu enge Vorhaut gewaltsam zurückgestreift, kann es zur Einklemmung der Eichel und damit zu Störungen des Blutabflusses kommen. In diesem Fall kann es zu einer Durchblutungsstörung des Penis mit bläulicher Verfärbung kommen; ein Arzt sollte umgehend konsultiert werden.
 
Zeitpunkt der Operation
Die Auffassungen darüber, wann eine Phimose zu behandeln ist, gehen weit auseinander. Sie reichen von der routinemäßigen Beschneidung Neugeborener über die Empfehlung der generellen Beseitigung der Phimose bis zum Schulalter, bis hin zu einer abwartenden Haltung noch während der Pubertät.
Die aktuelle Tendenz zeigt aber deutlich eine abwartende Haltung, viele Kinderchirurgen empfehlen eine Operation erst zwischen dem 8. und 10. Lebensjahr, da viele Phimosen bis dahin sich noch weiten bzw. durch Ziehen an der Vorhaut seitens des Jungen selbst behoben werden. Auch kann die Zeit genutzt werden, um zuerst eine nicht-operative Behandlungsalternative durchzuführen.
 
Viele Kinderärzte lehnen die Zirkumzision vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern ab. Vor der Operation empfehlen sie den Versuch einer drei- bis sechswöchigen Salbenbehandlung. Andererseits kann auch eine frühe OP Vorteile haben, um z.B. Entzündungen zu vermeiden.
 
Eine Beschneidung ihrer Söhne aus religiösen oder traditionellen Gründen wünschen manche Eltern unabhängig von medizinischen Gründen, auch hier sollte aber unbedingt ein qualifizierter Arzt beigezogen werden.
 

© www.kinderarzt.at by Dr. Peter VoitlDr. Peter Voitl