Übergewicht bei Kindern

Etwa 20% der Heranwachsenden sind übergewichtig und rund 7% fettsüchtig! Kennen Sie den BMI Ihres Kindes?
Gesunde Einjährige haben normalerweise bis zu 30 Prozent Körperfett und auch bei dicken Kleinkindern (jünger als drei Jahre) besteht noch kein erhöhtes Risiko, dass aus ihnen fettleibige Erwachsene werden.
 
Ab einem Alter von drei Jahren steigt diese Wahrscheinlichkeit aber an. Übergewichtige Kinder im Alter von sechs bis neun Jahren haben eine Wahrscheinlichkeit von 55 Prozent, dass ihnen eine Zukunft als übergewichtige Erwachsene bevorsteht; im Alter von 10 bis 14 Jahren sogar 67 Prozent. Je später eine Behandlung begonnen wird, umso schwieriger ist sie und umso geringer sind die Erfolgsaussichten.
 
Wie viel ist zu viel? Der BMI für Kinder
Es gibt altersbezogene Normalwerte, die angeben, welche Werte für Größe, Gewicht und den besonders aussagekräftigen Body-Mass-Index (BMI) in welchem Alter normal sind. Der BMI errechnet sich aus dem Körpergewicht in Kilogramm, dividiert durch das Quadrat der Körpergröße in Metern
 
Beispiel gefällig? Bei 122 cm Größe und 24 Kilogramm Gewicht rechnet man 122×122 = 14,88 und danach 24:14,88=16,1 – das wäre dann der BMI.
 
Eine 7-jährige wäre damit leicht unter der Norm, auch wenn sie gerade wachstumsbedingt ein kleines Bäuchlein schiebt.
Dieser Wert ist altersabhängig; die folgende Tabelle zeigt jenen BMI-Wert, der als die altersabhängige Grenze zwischen Normal- und Übergewicht gilt:
 

Alter

7

8

9

10

11

12

13

14

BMI

18

18

19

20

21

22

23

24

 

Wer nicht selbst rechnen möchte, findet hier den Kinder-BMI Rechner der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

Ursachen

Generell entsteht Übergewicht, wenn die Energiezufuhr den Energieverbrauch übersteigt. Die Ursachen sind vielfältig; neben psychischen Faktoren spielt natürlich die Ernährung und das Ausmaß der körperlichen Aktivität eine wesentliche Rolle.

Gerade Jugendliche sind starker Werbung durch die Nahrungsmittelindustrie ausgesetzt. Eine Studie der Deutschen Gesellschaft für Ernährung ergab, dass übergewichtige Kinder täglich mehr als zwei Stunden fernsehen.

Es gibt auch Erbanlagen, die Übergewicht begünstigen können. Als diesbezügliche Ursache des Übergewichts werden immer wieder so genannte thrifty genes (Spar-Gene) diskutiert. In früheren Zeiten mit wiederkehrenden Hungersnöten hatten Menschen demnach einen genetischen Vorteil, wenn sie bei Nahrungsüberfluss besonders schnell Reserven anlegten. Auch soziale Ursachen sind bekannt; laut einer Gesundheitsstudie des Berliner Senats waren im Jahr 2001 etwa doppelt so viele Schulanfänger aus sozial schwächeren Gruppen übergewichtig als Kinder aus Familien mit hohem Sozialstatus.

Was jedoch die Verwertung der Kalorien angeht, gibt es interessanterweise nach einer Untersuchung der Mayo Clinic keine nennenswerten Unterschiede zwischen Übergewicht und Normalgewicht, es zeigte sich vielmehr eine ganz andere Komponente: Die schlanken Testesser wurden durch eine hochkalorische Diät unruhig und aktiv und verbrannten bis zu zwei Drittel der überschüssigen Kalorien; die anderen lagerten sie als Hüftspeck ab.

Laut einer neueren Theorie von Dhurandhar könnte auch ein Virus eine Rolle spielen, der so genannte Adenovirus 36 (Ad-36). Dieser Effekt wurde bisher lediglich bei Hühnern und Mäusen nachgewiesen.

Neben Erbanlage, Ernährung und mangelnder Bewegung können auch verschiedene Krankheiten eine Rolle spielen, beispielsweise der Schilddrüse.

Vielfach unterschätzt werden allerdings noch immer die psychischen Faktoren, die Übergewicht verursachen können. Bei vielen Kindern wirkt Essen als Angstlöser und hilft gegen Stress und Langeweile.
 
Behandlung

Grundsätzlich sollte jedem übergewichtigem Patienten eine Behandlung ermöglicht werden. Bei Kindern im Alter von 2 Jahre bis 6 Jahren, die übergewichtig sind, kann es ausreichend sein, das aktuelle Gewicht zu halten, das Übergewicht sinkt durch das Wachstum automatisch in einen altersgemäßen Normalbereich.

Das Wichtigste ist sicherlich, sich mit dem Thema zu beschäftigen und eine positive Vorbildfunktion darzustellen. Ein wesentlicher Aspekt ist es,  frühzeitig zu körperlicher Bewegung anzuregen und die Freude an der Bewegung zu fördern.

Meist beginnt man mit einem Ernährungsprotokoll, mit dem man sich bewusst macht, was wirklich gegessen wird. Dieses sollte den Energiegehalt (Kalorien) und die  Zusammensetzung der Nahrung beinhalten. In der Folge kann man zwar die Grundzüge seiner Ernährung beibehalten, aber man kann beispielweise Mengen oder Verhältnisse ändern.

Auch ein gemeinsames Kochen mit den Kindern ist sehr hilfreich, damit die Kinder sehen, wie Nahrungsmittel entstehen. Ein wichtiger Punkt ist die Umstellung der Ernährung auf kalorienreduzierter Mischkost.

Man soll sich realistische Ziele setzen, beispielsweise 1 kg im Monat abzunehmen; auch längerfristige Ziele wie ein Gewichtsziel für das nächste Jahr sind hilfreich. Es ist durchaus sinnvoll, einen Ernährungsplan mit einer Diätassistentin gemeinsam zu erstellen, auch eine entsprechende psychologische Unterstützung ist empfehlenswert.

Entscheidend ist auch regelmäßige Bewegung, hier vor allem Ausdauertraining.

Viele Eltern meinen, dass ihr Kind gar nicht viel isst. Bei genauer Nachfrage stellt sich oft heraus, dass große Mengen an Limonade oder Cola konsumiert werden. Das ideale Getränk ist aber Wasser. Gemeinsame Mahlzeiten gehören zu den effektivsten Methoden.

 

Ernährungstipps

  • Reichlich: Getränke (am besten Wasser oder zuckerfrei) und pflanzliche Lebensmittel
  • Mäßig: tierische Lebensmittel (fettarme Varianten)
  • Sparsam: fett- und zuckerreiche Lebensmittel
  • Die Gewichtsabnahme sollte langsam erfolgen; das ist erfolgreicher als eine Crashdiät.
  • Ernährungsprotokolle helfen bei der Planung.
  • Bieten Sie frisches Obst und Gemüse an.
  • 2 – 3 Tagen fleischlose Tage pro Woche.
  • Verbote für bestimmte Lebensmittel sollten nicht ausgesprochen werden.

 

© www.kinderarzt.at by Dr. Peter VoitlDr. Peter Voitl