1. Eltern dürfen Besuchsverbot verhängen
Die ersten Tage als frischgebackene Familie sind völlig faszinierend. Gemeinsam mit dem Partner stundenlang das Baby angucken, rätseln wie das noch einmal mit den Windeln war, versuchen, das Prinzip der Knöpfe am Body zu verstehen, Stillen, Baby halten, brüllendes Baby beruhigen. Schlafen. Nicht Schlafen. Selbstverständlich dürfen Sie in den ersten zwei Wochen ein Besuchsverbot verhängen. Wenn Sie möchten.
2. Eltern dürfen an die frische Luft gehen
Mit winzigem Säugling vor die Tür? Aber klar. Frische Luft tut dem Säugling und den Eltern gut. Das Baby darf sich an den Kinderwagen gewöhnen und Mama an das Laufen. Das dauert nämlich nach einer Geburt manchmal etwas. Auf jeden Fall den ersten Spaziergang zu dritt unternehmen, Wöchnerinnen überschätzen ihren Kreislauf oft.
3. Eltern dürfen Hilfe einfordern
Klar, Superman und Superwoman haben alles vor der Entbindung organisiert. Normale Eltern haben an vieles nicht gedacht. Zum Beispiel daran, dass es schwierig sein kann, mit einem Neugeborenen zu kochen. Papa kann es nicht so richtig und jedes Mal, wenn Mama sich in die Küche schleicht, wird Baby lautstark wach? Bitten Sie um Hilfe. Omas können helfen, in dem sie einkaufen oder vorkochen. Die Freundin, die so gerne den neuen Erdenbürger bestaunen will, darf auch die Wäsche aufhängen. Grundversorgung, Putzen, Einkaufen – da darf man um Unterstützung bitten.
4. Eltern dürfen unsicher sein
Ist das Baby auch nicht zu dünn oder zu warm angezogen? Schreit es zuviel? Macht es zuwenig in die Windel? Und welche nehmen wir da am besten? Natürlich können Sie das nicht wissen. Sie sind doch gerade erst Eltern geworden! Wenn Sie unsicher sind, dann fragen Sie die Nachsorgehebamme. Die hilft gern. Sorgen Sie sich ernsthaft um die Gesundheit des Kindes (etwa weil es zu lange nicht trinkt, nicht aufhört zu weinen), suchen Sie einen Arzt auf oder fahren in die Klinik. Und wenn man Ihnen dort dann sagt, es sei nichts Schlimmes, um so besser. Jedes, absolut jedes Elternteil besucht irgendwann einen Arzt mit einem Kind, dem eigentlich nichts fehlt – nur woher soll man das wissen?
Was die Kleidung betrifft: Fühlen Sie im Nacken des Babys. Ist der warm, ist das Kind gut genug gekleidet. Winzige Menschen regulieren ihre Körperwärme noch anders. Kalte Hände kommen häufig vor. Wichtig ist, dass das Köpfchen bedeckt ist. Zu warm ist übrigends auch nicht gut. Tipp: Auf die eigene Kleidung achten. Wenn Sie im luftigen T-Shirt in Sandalen herumlaufen, warum sollte das Baby dann im Fleeceanzug auf einem Schafsfell liegen wollen?
5. Eltern dürfen unter Leute gehen
Wenn Sie Lust haben, dürfen Sie natürlich Besuch empfangen oder mit dem Baby bei anderen eine Stippvisite machen. Schnell werden Stimmen laut, die vor Überreizung warnen. Sicher ist eine Party nichts für Neugeborene und auch ein grellbeleuchteter Supermarkt ist nicht optimal. Aber generell schlafen Säuglinge wirklich noch viel, haben nichts dagegen im Wagen zu liegen, wenn Mama einen (entkoffeinierten) Kaffee in der Sonne schlürft. Stillende Mütter haben den Vorteil, die Nahrung für das Kind immer dabei zu haben. Alle anderen können natürlich Fläschen vorbereiten. Je besser Sie Ihr Kind kennengelernt haben, desto eher können Sie einschätzen, wann gute Besuchszeiten sind.
6. Eltern dürfen zu Hilfsmitteln greifen
Eltern sind nicht perfekt. Kinder auch nicht. Natürlich gibt es Phasen, in denen es besonders schwierig mit dem Nachwuchs ist. Und wie war das? In der Liebe sind alle Mittel erlaubt? Na, so ähnlich jedenfalls. Es ist völlig legitim, in die Trickkiste zu greifen, um ein schreiendes Kind zu beruhigen. Und Notfalls eben erfahrene Eltern oder Hebammen zu fragen, ob Sie Ideen für diese Trickkiste haben. Ein Säugling, der unter schweren Blähungen leidet, kann in Absprache sehr wohl auch mal Lab-Tropfen erhalten, ein Kind mit einem besonders starken Saugbedürfnis kann selbstverständlich einen Schnuller haben. Es gibt die Kinder nicht mit Gebrauchsanleitung. Denn jedes Kind hat verschiedene Bedürfnisse. Es ist nicht immer einfach, die zu erkennen. Und manchmal hilft auch ein Trick, den mir als als Neu-Mami eine Mutter mit Kindergartenkindern verriet: „Man darf Babys auch kurz schreien lassen. Es ist ja auch ihre Form der Kommunikation.“
7. Eltern dürfen an sich denken
Frischgebackene Mütter müssen sich nicht nur an das Leben als Mutter gewöhnen, sie müssen sich auch von der Entbindung und der Schwangerschaft erholen. Das ist eine körperliche Extremleistung. Nach der Geburt fühlt sich der Körper erst einmal sehr ungewohnt an. Die Brüste schmerzen manchmal beim Milcheinschuss, eventuell müssen noch Nähte oder Risse verheilen. In den ersten Wochen nach der Geburt ist der Wochenfluss vorhanden und einige Frauen schwitzen noch das Wasser aus, dass sich eingelagert hatte. Nicht so schön. Auf keinen Fall sollte man sich jetzt schon Gedanken um die Figur machen (ha ha – natürlich machen das eigentlich alle Frauen). Denken Sie daran, dass Ihnen Ihre Gardrobe aus der Zeit vor der Schwangerschaft noch nicht passen kann. Also nicht traurig sein, wenn die guten Umstandshosen in den ersten Wochen der Geburt noch im Einsatz sind – das Bäuchlein wird wieder verschwinden. Aber eben nicht sofort.
Auch wenn Sie sich völlig unförmig, übermüdet und groggy fühlen – nicht denken: „Ach, sieht mich doch eh keiner.“ Mütter müssen auch an sich denken. Eine lange warme Dusche ( Baby notfalls im Maxi-Cosi oder auf einer Decke ins Bad stellen, wenn Sie allein sind), sich eincremen. Haare föhnen und sich schminken – das gibt Selbstbewusstsein zurück.
8. Eltern dürfen etwas Leckeres Essen
Essen? Mal eben schnell einen Schokoriegel reinstopfen oder im Vorbeigehen ein Brot mampfen? Viele junge Eltern haben das Gefühl, dass sie einfach keine Zeit zum Essen haben.
Stillende Mütter haben auch noch ein weiteres Problem: Sie bekommen häufig lange Listen von Dingen die sie nicht essen sollen. Keinen Spargel, keine Erdbeeren, keine Mangos, keine Milch. Lassen Sie sich nicht verunsichern. Denn viele Stillberaterinnen erklären die strikten Ernährungspläne für unsinnig. Sicher, wenn das Baby einen roten Po hat, könnte es an Mamis Appetit auf Ananas liegen. In dem Fall kann man sie weglassen. Aber nicht generell alles, was auf solchen Listen steht, aus übertriebener Vorsicht weglassen.
Gar nicht gut ist auch das Hungern um schnell wieder in Form zu kommen. Lieber gut und gesund essen und sich viel bewegen. Denn Eltern, die darauf verzichten sich ausreichend und lecker zu versorgen, werden auch ihrem Kind nicht gerecht. Die Muttermilch leidet darunter – und viel schlimmer: die gute Laune. Satte Mamas und Papas sind fröhlicher und ausgeglichener.
9. Eltern dürfen auch ein Liebespaar sein
Worüber haben Sie mit Ihrem Partner vor der Schwangerschaft gesprochen? Haben Sie gemeinsame Interessen, gucken Sie bestimmte Filme gern? Ganz wichtig ist es, sich nach der Geburt nicht nur um das Kind zu kümmern. Denn so spannend Gesprächsthemen wie das erste Lächeln, Sorge um Zähnekriegen oder um Blähungenn sein können – auf Dauer reduzieren sich sich als Paar damit auf die Elternschaft. Versuchen Sie für sich Freiräume zu schaffen. Zeit für gemeinsames Kuscheln, für ein gemeinsames Essen oder für eine DVD.
10. Eltern dürfen lachen und weinen
Frischgebackene Eltern sind hilflose Opfer ihrer Hormone. Dieser winzig kleine Mensch hat sie meist fest im Griff und beginnt ab der Geburt mit der Erziehung der Eltern. Aber manchmal ist das anstrengend. Wenn viele Nächte hinteinander sehr kurz waren, das Baby unter einer heftigen Erkältung leidet oder einfach quengelig ist. Manchmal geht das ans Limit. Da dürfen Eltern schwach sein. Und auch mal weinen.
Vor allem Mütter haben in den ersten Wochen oft nah am Wasser gebaut. Freudentränen darüber, dass wirklich ein echtes gesundes Baby im eigenen Bett liegt, sind keine Ausnahme. Die ersten Wochen mit dem Nachwuchs können auch unendlich komisch sein. Vor allem auch, wenn man über sich selbst lachen kann. Lustige Momente? Das erste Anschnallen des Maxi Cosis im Auto (hat bei mir ewig gedauert). Der gemeinsame Kampf mit der Babybadewanne. Oder der zielgerichtete Strahl, den das nackte Baby genau auf Papas Hose richtet (das können übrigens auch kleine Mädchen). Doch das ist erst der Anfang. Sie werden mit Ihrem Kind noch viele wunderschöne, saukomische und sehr rührende Momente erleben.
Bild: © Hannes Eichinger-fotolia.de
Eine Bitte an alle Userinnen, die schon Mütter sind: Können Sie die Liste noch ergänzen? Haben Sie noch Tipps für frischgebackene Eltern?