Lassen Sie sich von einer zweifachen Mutter, die schon zur deutlichen Missbilligung der Angestellten in einem hochvornehmen Möbelgeschäft in Hamburg am Neuen Wall auf einem weißen Sofa gestillt hat (während der Ehemann dort einkaufte), sagen: Wenn Sie mitten in der Fußgängerzone stillen wollen und können, sollten Sie das tun. Ihr Kind wird Sie dafür lieben. Ihr spannender, vielleicht schon tropfender Busen ebenfalls. Konzentrieren Sie sich auf das Kind und ignorieren Sie die Passanten – wenn Sie das Stillen als natürlich empfinden, stehen die Chancen gut, dass kein Mensch hinguckt.
Falls Sie denken, dass Sie beim Stillen in der Öffentlichkeit nervös werden, könnten Sie es einfach mal probieren – und wenn es sich unangenehm anfühlt, zu den Stillzeiten bevorzugt zu Hause oder in der Nähe von Rückzugsmöglichkeiten bleiben. Es gibt ja keine moralische Verpflichtung zum öffentlichen Stillen…
Was berufstätige Mütter betrifft, hat der Gesetzgeber versucht, recht kinderfreundliche Regelungen zu treffen. Ob das gelungen ist und praktisch umsetzbar, können Sie im Mutterschutzgesetz nachlesen.
Dass man in der heutigen modernen und scheinbar fortschrittlichen Zeit überhaupt über so was Normales, Natürliches, Gesundes und Selbstverständliches wie das (öffentliche) Stillen diskutieren und streiten muss, kann ich als Mutter zweier Kinder (7 und 5,5) nicht verstehen. In was für einem verknorzten Zeitalter und einer verklemmten Gesellschaft leben wir eigentlich,dass über das Stillen so ein Theater und Aufsehen gemacht wird! Ob und wie lange eine Mutter ihr Kind stillen will, ist allein ihre Entscheidung, egal was andere, die dies übrigens überhaupt nichts angeht, dazu denken, schreiben oder gar sagen mögen. Wir haben hier das Privileg, zwischen Muttermilch und mittlerweilen qualitativ hochwertigen Pulvermilchen entscheiden zu dürfen. Diese Alternative haben Mamis in Drittwelt- und Entwicklungsländern nicht. Auch ich habe meine beiden Kinder in den ersten paar Lebensmonaten voll gestillt,
auch öffentlich, undglücklicherweise nie Probleme damit gehabt. Wir waren weder
blöden Blicken noch hässigen Sprüchen ausgesetzt, noch wurden wir eines Lokals
verwiesen. Solange sich die Mutter gesund und ausgewogen ernährt und während
der Stillzeit möglichst auf Nikotin, Alkohol und blähende Speisen verzichtet,
ist Muttermilch für das Baby/Kleinkind das Gesündeste und Beste. Zudem macht
ein Kleinkind ja nichts anderes als wir Erwachsene auch – es stillt ein
Grundbedürfnis, es isst und trinkt, und wie wir eben auch, ab und zu auswärts,
im Restaurant oder sonst wo… Einfach traurig und tragisch, dass stillende Babies/Kleinkindernach wie vor in einigen Restaurants und sonstigen öffentlichen Institutionen nicht willkommen sind :(. Was bitte soll an einem friedlich stillenden, also
trinkenden/essenden Kleinkind schon so störend, schlimm und falsch sein?
Stillen ist doch weder kriminell noch anrüchig oder pervers und verboten schon
gar nicht! Mir sind ehrlich gesagt 10 friedliche Stillkinder im Restaurant 100
Mal lieber als ein einziger, schmatzender, rülpsender, rumpöbelnder und
besoffener Zechpreller. Zudem: auf Werbeplakaten, in Modekatalogen und in
Filmen sieht man in der Regel viel mehr nackte Haut/Busen als beim Stillen…
Doppelmoral lässt grüssen… Wozu also dieser unnötige Aufschrei sowohl bei Euch
in Deutschland als auch bei uns in der Schweiz?! Ich habe übrigens noch nie
eine provokativ stillende Mutter mit gänzlich entblösster Brust gesehen. Die
meisten tun dies ja eh möglichst diskret und so, dass sich das Stillkind nicht
gestört und abgelenkt fühlt. Zudem bedeckt der Babykopf mehr oder weniger der
ganze Busen, so dass dieser kaum bis gar nicht ersichtlich ist… ;). Mütter, die
sich genieren auswärts zu stillen, tun dies eben nur zu Hause oder in einem für
sie geeigneten, geschützten Rahmen bzw. geben ihren Kleinen die zuvor zu Hause
abgepumpte Milch auswärts im Fläschchen. Und (prüde) Menschen, die sich
tatsächlich ab einem Stillkind gestört fühlen und sich darob „ekeln“, haben
wohl am ehesten ein Problem mit sich selber und sollen doch einfach weg- statt
hinsehen oder am besten gleich zu Hause bleiben – und nicht umgekehrt! So
einfach geht das ;). Mit etwas mehr gegenseitigem Leben und leben lassen,
weniger Vorurteilen und weniger Anfeindungen, dafür mehr gesundem
Menschenverstand, Toleranz, Offenheit, Akzeptanz, Respekt, Rücksicht,
Verständnis, Hilfsbereitschaft, Unterstützung, Anstand und Lockerheit auf allen
Seiten wäre das leidige Stillthema gelöst, somit vom Tisch, solche Diskussionen
überflüssig und das Zusammenleben noch viel einfacher, friedlicher, gemütlicher
und harmonischer :)!