Diese Geschichte spielt in Schweden. Aber sie ist wahr. Elin (42) und Lilian (31) Carlberg lieben sich. Sie sind verheiratet und wünschen sich ein Kind, ein Geschwister für Lukas, den Lilian mit in die Ehe brachte.
Lilian und Elin sind Frauen. Und um den Traum vom gemeinsamen Kind wahr zu machen, entscheiden sie sich für eine IVF, Invitro-Fertilisation im Reagenzglas. Dabei wird Spendersamen mit der Eizelle zusammengebracht und die befruchtete Eizelle hinterher in die Gebärmutter der Frau eingeführt, wo sie sich einnisten soll.
Vor 6 Jahren lernten sich die beiden Frauen im Internet kennen. Schnell war ihnen klar, dass es die Liebe des Lebens ist und sie heirateten. Eigentlich wollten beide gerne das Wunschkind austragen, aber weil Elin noch nie schwanger war, entschieden sie, dass Elin das Kind austragen sollte.

Wenn es denn klappen würde, denn bei IVF ist der Erfolg nicht garantiert. Aber immerhin sind nach der vierten Behandlung 3 von 4 Frauen schwanger. Und so begannen die beiden Schwedinnen mit der Kinderwunschbehandlung. Zwei Fehlgeburten mussten sie durchstehen, dann klappte es nach drei Jahren endlich mit der langersehnten Schwangerschaft.
„Ein Baby zu verlieren tut sehr weh. Wir hatten uns schon so darauf gefreut, das Kind in den Armen zu halten“, sagt Lilian. Im Frühling 2010 kam Baby Lovis dann zur Welt. „Das ist das tollste, was wir je erlebt haben“, sagt Elin über ihre kleine Tochter.
Beide Eltern wollten gerne stillen, und so begann auch Lilian, die das Kind nicht ausgetragen hatte, ihre Milchdrüsen hormonell anzuregen – natürlich unter strikter ärztlicher Aufsicht. „Es ist eine große Sache, das eigene Kind zu stillen. Und es ist so praktisch, die Nahrung immer dabei zu haben! Man kann sich völlig frei bewegen, wenn man stillt. Eine von uns beiden ist immer bei ihr und kann sie stillen“, erklärt Lilian.
Und wie reagiert die Umwelt auf ein stillendes lesbisches Elternpaar? Kein Problem, sagen die beiden. Mag sein, dass dies auch am fortschrittlichen Land Schweden liegt, in dem Gleichberechtigung ganz groß geschrieben wird. „Im Grunde“, sagt Lilian, „sind wir doch nicht anders als andere Eltern. Es kommt doch nicht auf das Geschlecht an, ob man ein guter oder ein schlechter Elternteil ist!“
Für die Zukunft haben Lilian und Elin auch schon Pläne: Lovis soll noch ein Geschwisterchen bekommen. Die befruchtete Eizelle liegt schon parat und wird irgendwann aufgetaut und eingesetzt werden.
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In Deutschland ist vieles anders…
Lilian und Elin haben Glück, in Schweden zu leben. Denn dort und auch bei den skandinavischen Nachbarn in Dänemark werden Menschen mit Kinderwunsch, unabhängig von der sexuellen Orientierung oder vom Trauschein gleichbehandelt.
In Deutschland ist es für schwule und lesbische Paare schwierig, Eltern zu werden. Eine Adoption ist für gleichgeschlechtliche Paare noch schwieriger als für heterosexuelle – und auch erst seit zwei Jahren rechtlich überhaupt möglich.
Auch auf anderem Wege zum Elternglück zu kommen ist für lesbische Paare alles andere als einfach, denn laut der Richtlinien der Bundesärztekammer dürfen Mediziner bei Homosexuellen oder Alleinstehenden keine Fruchtbarkeitsbehandlungen oder künstlichen Befruchtungen durchführen. Eine aufwändige IVF darf nur bei gemischtgeschlechtlichen verheirateten Paaren durchgeführt werden.
„LesMamas„, eine Initiative für lesbische Frauen mit Kinderwunsch und Wunschkindern weist darauf hin, dass es trotz der Richtlinien auch in Deutschland einige gynäkologische Praxen bzw. Zentren für Reproduktionsmedizin gibt, die lesbische Paare behandeln. Die Kosten müssen allerdings komplett selbst getragen werden. Viele betroffene Frauen fahren zur Behandlung daher ins Ausland oder suchen auch im Bekanntenkreis einen Spender.
Stillen, ohne ein Kind geboren zu haben? Die so genannte induzierte Laktation ist kompliziert. Da ja Babys von lesbischen Eltern von einer Mutter gestillt werden können, beschäftigt dieses Thema meist eher Adoptiv- und Pflegemütter. Domperidon, das Medikament, das im Ausland am häufigsten verschrieben wird, um die Milchbildung hormonell anzuregen, ist in Deutschland mit dieser Indikation nicht zugelassen. Die Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen weist darauf hin, dass verschiede Medikamente, Tees und vor allem häufiges Anlegen und Abpumpen aber tatsächlich den Milchfluss anregen können, so dass das „Adoptivstillen“ funktionieren kann.
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Aus dem Englischen übersetzt von Christine Finke
Mich würde ja interessieren, welches Medikament zur hormonellen Anregung des Milchflusses verwendet wurde.