Muttermilch spenden – Sammelstellen in Deutschland und Österreich

Das Muttermilch das beste Nahrung für Babys ist, ist unumstritten. Was aber, wenn das Stillen nicht klappt? Wie wäre es mit Spendermilch? Es gibt in Deutschland noch 15 Frauenmilchsammelstellen.

In Muttermilch-Sammelstellen können Spenderinnen ihre überschüssige Milch abgeben, um kranke oder zu früh geborenen Säuglinge mit Muttermilch zu versorgen. Wenn die eigene Mutter nicht stillen kann, ist es für Sorgenbabys immer noch die beste Ernährung. „Nichts geht über Muttermilch. Für die Ernährung von Frühchen ist sie schier unersetzlich,“ erklärt Dr. Ulrike Röper in einem Artikel über Frauenmilch-Sammelstellen.

Fremde Muttermilch
Muttermilch von einer anderen (Panthermedia Pauliene Wessel)

In  Deutschland gibt es nur noch etwa fünfzehn dieser Milchbanken  – sie verstecken sich meist unter umständlichen Begriffen wie Frauenmilchsammelstelle, Muttermilchannahme, Frauenmilchaufbewahrung oder Frauenmilchbank. Sie sind fast alle im Osten Deutschlands, nur wenige Milchsammelstellen gibt es seit kurzem auch wieder in den alten Bundesländern.

Eigentlich ganz unverständlich, denn die bewährten Einrichtungen haben so viele Leben gerettet. Vor 100 Jahren träumte man nicht einmal von fertiger Flaschennahrung für Babys. Wenn die eigene Mutter das Kind nicht versorgen konnte, musste eine Amme das Kind neben ihrem eigenen mitstillen. Oder der Säugling wurde mit Kuh- oder Ziegenmilch gefüttert. Wenig bekömmlich, die Überlebenschance war gering.

Die Wende kam  1907 – ein Verfahren, um Milch haltbar zu machen war entwickelt worden.  „Wer reichlich Nahrung hat, der möge von seinem Reichtum abgeben, wenn es auch noch so wenig ist“ – so lautete der Text einer Annonce in der Magdeburger Zeitung im Juni 1919. Die erste Frauenmilch-Sammelstelle war gegründet

Vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gab es elf solcher Sammelstellen, darunter in Berlin, Cottbus und Leipzig. Nach Kriegsende wurde ihre Arbeit besonders benötigt. Zu Fuß oder per Fahrrad wurde die abgepumpte Milch abgeholt, weiterverarbeitet und an Entbindungs- und Kinderkliniken geliefert. Die Muttermilch-Spenderinnen erhielten neben dem Milchgeld auch Nahrungszulagen.

Erst mit dem Einzug der gut verträglichen Babyfertignahrung in den 60er Jahren schlossen die Muttermilchsammelstellen nach und nach – zumindest in der BRD. Auch im Osten ließen Bedarf und Spendefreudigkeit nach. Interessanterweise kam mit Einführung eines Babyjahrs in des 80er-Jahren in der DDR eine Rückbesinnung zu den Frauenmilchbanken. Der Rekord lag bei 200.000 Litern gespendeter Milch im Jahr 1989.

Nach der Wende blieben nur einige wenige Milchbanken erhalten. Es ist in Deutschland kaum üblich, Muttermilch zu spenden oder seinem Baby gespendete Muttermilch zu geben. Jährlich kommen gerade mal 7.000 Liter zusammen. Unsere Nachbarn machen es besser: In Österreich ist die Frauenmilchspende viel verbreiteter und es gibt dort strenge Hygienevorschriften.

Die Gründe dafür, dass diese besonderen Spenden bei uns unüblich sind, sind vielfältig: Viele Frauen haben generell keine Probeme damit, überschüssige Muttermilch abzupumpen und die kostbare Nahrung einfach zu entsorgen. Vor allem aber gibt es ausreichend Alternativen zur Muttermilch. Und die Industrie, die hinter dieser Babynahrung steht, ist mächtig.

Immerhin galt in den späten 60er Jahren ja fast sogar die Muttermilch der eigenen Mutter als unhygienisch. Der Gedanke, das eigene Kind mit der Milch einer Fremden – selbst wenn sie aufbereitet ist – zu füttern, ist vielen Frauen völlig fremd. Sie lehnen die Idee nicht ab, sie kommen nicht einmal darauf, dass es diese Alternative überhaupt gibt.

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1 Gedanke zu „Muttermilch spenden – Sammelstellen in Deutschland und Österreich“

  1. Ja natürlich hab ich schon von dieser Möglichkeit gehört –

    bis die Babynahrungsindustrie gemeinsam mit einigen Ärzten das Gerücht in die Welt gesetzt hat, das Muttermilch unhygenisch sein könnte, gab es Ammen, und es war nicht verpönt, auch fremde oder befreundete Kinder mitzustillen. es ist sogar möglich, das Frauen Milch entwickeln, wenn sie mitbekommen, das irgendwo in ihrer näheren Umgebung Bedarf ist! ich stelle mir das sogar sehr praktisch vor, wenn es ab und an, also immer mal wieder vorkommt – es hat etwas spielerisches und Mutter und Kind sind ein bissel unabhängiger voineoinender- wenn zB 2 kleine Kinder, die noch Muttermilch trinklen miteinander spielen, und eine der Mamis passt auf, die ander ist grad ganz woanders, und ruht sich aus oder erldigt was, kann die eine Mutti doch Beide Kleinen stillen. 🙂 🙂 🙂

    ist ja auch in Naturvölkern üblich.

    die Kinder werden Bestens mit verschiedensten Info genährt, was Immunsystem aber auch vieles andere betrifft.

    Leider ist das bei uns, soweit ich wies, ganz und gar verboten. Schade.

    das einzige was ich beim Muttermilchspenden schaaaade finde, ist, dass sie pasteurisiert werden muss. dadurch verliert sie soooo viel…

    ist wahrscheinlich immer noch besser als Industrienahrung, die hocherhitzt wurde… aber urschade!

    Kälber, Zicklein und kleine Schafe sterben nach ca 3 Wochen, wenn sie die Milch iherer Art pasteurisiert gefüttert bekommen – unabhängig, ob es die der eigenen Mutter oder eines anderen Tieres ist.

    unddie kleinen Menschleins sind sooo robust und tapfer… !

    ansonsten haben Mamis die Möglichkeit, aus überschüssiger Muttermilch supergute Hautcremes herzustellen 🙂 die hilft zb wunderbar bei wunden Brustwarzen. es gibt da ein paar Rezepte mit Olivenöl (Achtung, Haut von manchen Haut- und Ernährungstypen trocknet durch auftragen von Öl erst recht aus) oder mit Sheabutter und Bienenwachs…

    einige Hebammen wissen da vielleicht was drüber, traut Euch einfach mal nachfragen 😉 🙂

    und, übrigens, nur zur Erinnerung:

    auch Kuh-, Ziegen-, und Schafsmilch IST MUTTERMILCH, also für die jeweiligen Kinder dieser Art, diese werden aber in der Milch- und Käseproduktion nach ein paar Stunden, manchmal 3 Tagen und in sehr sehr „fortschrittlichen“ „Milchgewinnungsverfahren“ nach 3 Wochen weggenommen, die männlichern Kinder sowieso immer getötet, ein kleiner Teil landet auf den Tellern der Menschen, ein etwas grösserer im Tierfutter, und der allergrösste im Müll.

    ich frag mich eher warum wir es nicht unhygenisch finden, Produkte aus artfremder Muttermilch zu essen?

    wo die doch wirklich unhygensich ist – oder findet ihr es nicht unhygenisch, von Tieren, die bis über die Knöchel im eigenen Dreck stehen müssen, grossteils artfremdes Futter gefüttert bekommen und somit krank (also zumind alles andere als GESUND sind) und in denen NACHWEISLICH IMMER Spuren von Eiter und Blut enthalten sind?

    Viele liebe Grüsse

    eine werdende Mami, die sich schon lange viel mit Ernährung, Geburt und Schwangerschaft, natürlichem Leben und dem Leben an sich beschäftigt :

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