Muttermilch ist wunderbar praktisch. Besser als jede industriell hergestellte Milchnahrung schützt sie das Baby vor Infektionen und ernährt es optimal. Stillen ist praktisch, die Nahrung für das Kleine ist immer dabei, muss nicht aufwändig zubereitet werden und ist kostet nicht viel. Stillen ist aber mehr als nur Nahrungsaufnahme, es steht auch für Nähe und eine enge Bindung.
Solange das Stillen Mutter und Kind Spaß macht, ist das Abstillen noch kein Thema. Oft ist der Abschied von der Brust ein langsamer. Ab dem sechsten Lebensmonat bekommt der Nachwuchs Brei und interessiert sich meist immer weniger für die Muttermilch. Manche Kinder verweigern irgendwann die Brust und drehen sich weg. Einige Kinder zeigen mit etwa einem Jahr so wenig Interesse mehr an der Muttermilch, dass sie sich selbst abstillen. Die mögen einfach nicht mehr trinken. Ideal, wenn dann auch die Mutter weniger Lust auf das Stillen hat. So lernen Muttern und Kind sich langsam von einander zu lösen.

Abstillen – manchmal früher nötig, als einer von beiden es wünscht
Manchmal aber gibt es auch Umstände, aus denen das Abstillen schon recht früh nötig ist – etwa weil die Mutter wieder arbeiten muss. Oft ist ein Teilstillen eine Möglichkeit, aber nicht immer funktioniert das. Auch aus gesundheitlichen Gründen müssen sich manche Mütter dafür entscheiden, mit dem Stillen aufzuhören.
Keine Mutter sollte ein schlechtes Gewissen haben, dass sie nicht mehr stillen möchte oder kann. Je jünger das Baby aber ist, desto mehr sollte Rücksprache mit einer Stilberaterin oder Hebamme gehalten werden, denn nicht ohne Grund raten WHO und deutsche Gesellschaft für Ernährung möglichst sechs Monate voll zu stillen. Ideal wäre es, wenn das Baby sich selbst abstillte, indem es sich nach dem Alter von 4-6 Monaten langsam für Beikost interessiert und allmählich die Stillmahlzeiten durch feste Nahrung ersetzt werden. Bei jüngeren Säuglingen muss die Ernährung von der Muttermilch auf Pre-Nahrung aus der Flasche umgestellt werden.
Welche Methoden gibt es?
Schnelles Abstillen
Die schmerzhafteste Variante für Mutter und Baby. Dem Säugling wird ein liebgewonnenes Ritual sehr schnell entzogen, das Wärme und Geborgenheit schenkt. Für die Mutter kann so ein schnelles Abstillen körperlich schmerzhaft sein und auch sie wird das rasche Kappen der engen Bindung oft schwer verarbeiten können. Sehr schnelles Abstillen sollte nur im Notfall stattfinden, etwa dann, wenn es aus medizinischen Gründen sein muss.
Es ist zwar möglich, gerade bei Notfällen, das rasche Abstillen durch Medikamente zu unterstützen, da die Mittel aber oft nicht gut vertragen werden und viele sehr starke Nebenwirkungen haben, werden sie von Frauenärzten nur im Ausnahmefall verschrieben.
Innerhalb von fünf bis Tagen kann man komplett abstillen, indem die Brust einfach nicht mehr gegeben wird. In der Regel ist dies ohne Medikamente möglich. Die Milchmenge verringert sich automatisch aufgrund des zurückgehenden Bedarfs. Ein abruptes Abstillen ist jedoch nicht ratsam, denn es erhöht das Risiko eines Milchstaus oder gar einer Brustentzündung.
Der plötzliche Rückgang des Milchbildungshormons Prolaktin kann außerdem zu depressiven Verstimmungen führen, da die Milchbildungshorme Wohlfühlhormone sind und dem Körper ganz plötzlich entzogen werden.
Es ist auf jeden Fall empfehlenswert, sich an eine erfahrene Hebamme oder an eine Stillberaterin zu wenden (siehe Infobox unten). Sie kann auch in dieser besonderen Situation Unterstützung und hilfreiche Tipps geben.
Langsames Abstillen
Ideal ist es, maximal eine Stillmahlzeit pro Woche Beikost zu ersetzen. So können Mutter und Kind langsam neue Rituale und andere Formen der Nähe finden. Die Brust kann so übrigens auch am besten wieder zu neuer Form kommen.
Das Abstillen sollte am besten mit der Morgen- oder Mittagsmahlzeit begonnen werden, um nicht zwei Mahlzeiten hintereinander zu ersetzen. Das Kind sollte dabei zunächst noch die Brust bekommen, sich aber nicht satt trinken, danach bekommt es – je nach Alter – Beikost oder eine Flasche mit Pre-Nahrung. Nach einiger Zeit wird dann umgestellt – erst Flasche oder Brei, dann Brust. Die Menge der Nahrung wird gesteigert, bis die Stillmahlzeit vollständig ersetzt wird. Nach und nach werden dann alle Stillmahlzeiten ersetzt.
Oft hilft es auch, wenn nicht die nach verlockender Muttermilch duftende Mama die Flasche oder die Beikost anbietet, sondern der Partner oder ein Babysitter.

Manche Babys akzeptieren die Flasche besser, wenn ihnen darin abgepumpte Muttermilch angeboten wird. Das ist zwar für die Mutter umständlich und reduziert auch ihren Milchfluss nicht, kann aber einen sanften Übergang schaffen. Das langsame Abstillen kann zwei bis drei Monate dauern.
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11 Tipps, mit denen Sie den Abstillprozess unterstützen können:
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Bewährt haben sich:
- Salbeitee, Salbeikompressen , Salbeibonbon oder Salbei pur
- (auf Brot oder als Saltimbocca)
- Pfefferminztee
- Quarkwickel (vier bis fünf Esslöffel kalter Quark in Küchentuch gewickelt)
- Weißkohlblätter auf der Brust (als Wickel)
- Ein eng fest sitzender BH (der aber passt und nicht quetscht) – ohne Büge
- Eispacks (nicht eiskalt auf die Haut legen, nur damit kühlen)
- Bei Durst trinken. Früher wurde oft dazu geraten, die Trinkmenge einzuschränken, das wirkt sich nur auf die Harnproduktion, nicht auf die Milchbildung aus.
- Brüste ausstreichen (klappt gut unter Wärme, z.B. in der Dusche)
- Notfalls geringe Mengen Muttermilch abpumpen, um den Druck zu reduzieren
- Homöopatische Mittel wie Phytolacca sowie auch Schüsslersalze und Bachblüten können gut helfen – vorher fachlich genau beraten lassen
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So finden Sie eine Stillberaterin in Ihrer Nähe:
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- Stillberatungssuche des Berufsverbandes Laktationsberaterinnen IBCLC e.V.
- Verzeichnis mit Suchfunktion nach PLZ der La Leche Liga
- Verzeichnis des Arbeitskreis freier Stillgruppen (AFS)
- Verzeichnis von Hilfs- und Beratungsangeboten auf Stillen-Info.de
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Fachliche Beratung: Rita Schulz, Hebamme und Stillberaterin