Hässlich schwanger?

Ständige Übelkeit, pickelige Haut und strähnige Haare – und ein Bauch der einfach nur dick aussieht? Manche Frauen fühlen sich in der Schwangerschaft schrecklich und sind mit ihrem Aussehen todunglücklich. Was hilft?
„Ich beneide die Frauen mit den kecken Melonenbäuchen so sehr,“ erklärt Heike Krüger und seufzt. Die 34jährige ist im achten Monat schwanger. Sie freut sich auf das Baby. Und darauf nicht mehr in anderen Umständen zu sein. „Ich gebe ja zu, dass ich sowieso nie zu den Frauen gehört habe, die sich unbedingt eine Schwangerschaft gewünscht haben. Ein Kind ja, aber vor dem Austragen hat es mich immer etwas gegruselt,“ sagt die Hamburgerin.
 
„Das Schlimme ist, dass ich jetzt so schrecklich hässlich bin,“ sagt sie. Die Schwangerschaft fing mit heftiger Übelkeit an, noch immer hat sie oft das Gefühl, gegen Erbrechen ankämpfen zu müssen. Sie sieht blass aus und hat unreine Haut. „Die Frauenärztin sagt, dass liegt an der Hormonumstellung, meine Haare sind auch ständig fettig, das ist furchtbar,“ sagt Heike. Besonders leidet sie aber unter ihrem Bauch. „Ich war schon immer mollig. Und jetzt sehe ich einfach nur dick aus.“
 
Gestörtes Körpergefühl
Nicht jede Schwangere fühlt sich schön (© panthermedia.net JPaget RFphotos)
 
Vor einem Monat traf sie sich mit ehemaligen Kolleginnen zu einem Stammtisch – der tagt einmal im Jahr. „Alle erzählten, dann ging es um eine Bekannte, die bald ein Kind bekommen sollte und eine andere Frau im Erziehungsurlaub.“ Heike streichelte den Bauch und hörte zu. „Bei Euch klappt es wohl nicht so mit dem Nachwuchs?“ wurde sie plötzlich gefragt. „Da war mir klar, dass die mich echt alle nur für fett gehalten haben. Hallo – ich war im siebten Monat schwanger?“ Sie war wütend und fühlte schrecklich.
 
Heikes Mutter erzählt gern, dass ein Rundum-Bauch eben in der Familie liege und das sie bestimmt ein Mädchen erwarten würde. „Das nimmt der Mutter auch die Schönheit“. Leider glaubt Heike nicht an Schwangerschafts-Mythen. Sie fühlt sich unattraktiv, dick und aufgeschwemmt. „Vor der Schwangerschaft hatte ich gerade Gewicht verloren und nun habe ich auch Angst, dass ich zu viel zunehme.“
 
Mollige Frauen haben diese Angst oft. Sie gelten meist als Risikoschwangere und müssen wegen einer drohenden Schwangerschaftsdiabetes eng beobachtet werden. Aber auf keinen Fall sollte während der Schwangerschaft gehungert werden. Die Gynäkologin Dr. Verena Breitenbach rät dringend davor ab, in der Schwangerschaft abzunehmen. Schwangere sollten die Ernährung auf Vollwertkost mit einem höheren Eiweißanteil umstellen. Viel Obst, Gemüse, Fisch, Linsen und Getreide essen und und möglichst wenig Zucker und Fertigprodukte.
 
Ob Rund- oder Spitzbauch sagt tatsächlich gar nichts über das Geschlecht des Kindes oder über den Gesundheitszustand der Mutter aus. Die Anatomie der werdenden Mutter bestimmt die Form des Bauches. Kleine schmale Frauen haben eher eine pralle runde Kugel, die deutlich zu sehen ist, großen kräftigen Frauen sieht man die Schwangerschaft oft erst spät an. Auch die Gewichtszunahme ist individuell sehr verschieden. Sollte eine Frau allerdings besonders viel zunehmen und ständig Durst haben, ist sofort ein Arztbesuch angeraten: Hier könnte ein Nierenproblem oder eine Diabetes vorliegen.
 
Tatsächlich verursacht die Hormonumstellung durchaus Hautprobleme. Die gute Nachricht: Nach der Geburt stellt sich der Körper wieder um. Und auch bei Frauen, die das Gefühl haben, dass ihr Rundumbauch nicht nach Babybauch aussieht: Auch das wird anders. Im letzten Drittel sieht man die Schwangerschaft bei jeder Frau. Und in den letzten Wochen fühlen sich alle schwangeren Frauen irgendwie unförmig – immerhin sehen sie ihre Füße in der Dusche nicht mehr und auch Schuhe zubinden wird schwierig. So richtig klasse findet das niemand. Also die Mär von der ewig strahlenden schönen Schwangeren stimmt nicht, jede werdende Mutter fühlt sich – manche mehr, manche weniger – in bestimmten Situationen unattraktiv.
 
Wie können Frauen wie Heike sich – trotz Schwangerschaft – wieder besser mit ihrem Körper fühlen? Hier die besten Tipps:
 
  • Jeden Morgen schick machen – für sich selbst. Dann fühlt man sich gleich besser. Lange Duschen, schön eincremen, Haare stylen. Auf jeden Fall Schlabber-Look und Jogginghosen vermeiden!
  • Komplimente vom Partner hören. Die meisten Männer finden den Bauch ihrer schwangeren Frau schön. Wenn sie das sagen, meinen sie das auch. Lassen Sie sich von Ihrem Mann den Rücken massieren und bitten Sie ihn, Ihnen zu sagen, was ihm an Ihnen gefällt. Und freuen Sie sich darüber.
  • Tun Sie sich bewusst etwas Gutes: Ein langer schöner Spaziergang, ein Besuch im Lieblingscafé, ein schönes Buch lesen. Frische Luft tut Haut und Seele gut.
  • Besuchen Sie eine Kosmetikerin. Bei schlechter und unreiner Haut helfen Lymphdrainagen. Ist die Haut besonders schlimm, suchen Sie Rat beim Hautarzt.
  • Treffen Sie andere Schwangere: Geburtsvorbereitungskurse wie Schwangerenschwimmen oder Gymnastik tun nicht nur dem Körper gut, sondern auch der Seele. Denn die anderen Frauen haben auch ähnliche Probleme und sehen nicht aus wie Top-Modells.
  • Das Wichtigste: Freuen Sie sich auf Ihr Baby. Genießen Sie die Vorfreude auf den Nachwuchs, bummeln Sie durch die Babyabteilung des Kaufhauses und richten Sie das Zimmer ein. Und wenn Sie einen Kinderwagen sehen, risikieren Sie eine Blick: So ein niedliches kleines Wesen haben Sie auch bald! Das ist die schönste Belohnung für alle Beschwerden.