Rotaviren – was Eltern über Symptome, Impfung und Behandlung wissen sollten

Rotaviren sind sehr ansteckend – doch wie genau verläuft die häufige Durchfall-Krankheit? Wie Eltern helfen können und warum eine Impfung empfohlen wird: Lesen Sie die Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Rotavirus.

Wenn Kinder unter einem Brech-Durchfall erkranken, leidet die ganze Familie. Zum einen kann der kleine Patient die anderen Familienangehörige rasch anstecken – zum anderen machen sich Eltern sehr schnell Sorgen. Wie gefährlich ist die Erkrankung für mein Kind? Wie kann ich helfen? Hat mein Kind nur etwas falsches gegessen, eine leichte Magen-Darm-Grippe oder könnten dies Anzeichen einer virusbedingten Durchfallerkrankung sein?

Viren verursachen immer wieder schwere Magen-Darm-Infektionen. Der Rotavirus ist dabei die häufigste Ursache für Durchfall bei Babys und Kleinkindern.

Rotavirus - die häufigstes Ursache für Durchfall bei Babys und Kleinkindern (© Thinkstock)
Rotavirus – die häufigstes Ursache für Durchfall bei Babys und Kleinkindern (© Thinkstock)

Was ist eine Rotaviren-Infektion?

Etwa 90 Prozent aller Kinder erkranken bis zu ihrem dritten Lebensjahr an Rotaviren. Bei einem leichten Verlauf wird die Erkrankung oft nicht gemeldet – in den Jahren 2001 bis 2008 wurden 40.000 Fälle registriert, jedes zweite Kind, bei dem die Labore einen Rotvirus bestätigten, musste im Krankenhaus behandelt werden. Diese Zahl ist auch deswegen so hoch, da Eltern meist nur bei schweren Fällen einen Arzt aufsuchen. Viele Fälle von Rotaviren werden tatsächlich nicht eindeutig diagnostiziert, wenn die Erkrankung milde abläuft und keine Stuhlproben untersucht werden.

Rotaviren sind hochansteckend. Sie verursachen Erbrechen, starken Durchfall und Bauchschmerzen und oft auch Fieber. Vor allem bei Säuglingen, Kleinkindern und auch alten Menschen kann diese Infektikon zu einer lebensbedrohlichen Austrocknung des Körpers führen. Die Erkrankung durch den Rotavirus hat vor allem in den so genannten Entwicklungsländern schwere Folgen: In Afrika, Asien und Lateinamerika erkranken jährlich über 100 Millionen Kinder an Rotaviren. Vermutlich 350.000 bis 600.000 Kinder unter fünf Jahren sterben dort an den Folgen der Krankheit.

Wie verläuft die Krankheit?

Rotaviren haben eine sehr kurze Inkubationszeit, nach nur ein bis drei Tagen zeigen sich die Symptome scheinbar schlagartig. Das starke Erbrechen dauert oft bis zu drei Tage, der Durchfall in der Regel acht Tage. Sind sämtliche Viren ausgeschieden, besteht auch keine Ansteckungsgefahr mehr. Ein relativ milder Krankheitsverlauf mit leichten Durchfall ist genauso möglich wie eine fiebrige Erkrankung mit sehr starkem Erbrechen und sehr wässerigem Stuhl. Lebensbedrohlich kann die Krankheit werden, da der Körper austrocknen kann!

Symptome von Rotaviren:

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  • plötzliches Fieber
  • allgemeines Krankheitsgefühl
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Magenkrämpfe
  • Schweißausbrüche
  • wässriger Durchfall, nicht blutig
  • gelegentlich Atemprobleme
  • starker Durst, eingesunkene Augen, Verwirrtheit – Achtung! Dies können Zeichen einer Dehydration sein – sofort einen Arzt aufsuchen!

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Bei einem Verdacht auf Rotaviren sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden, denn vor allem Babys und Kleinkinder haben noch ein schwaches Immunsystem und auch der Flüssigkeitsverlust kann gefährlich werden. Dauern Durchfall und/oder Erbrechen länger als 24 Stunden, hat das Kind zusätzlich Fieber und Schmerzen, dann besteht die Gefahr, dass das Kind austrocknet. In diesem Fall wäre eine Eigenbehandlung riskant. Die Krankheit kann aber auch so mild verlaufen, dass nur leichte Bauchschmerzen auftreten.

Wie wird die Krankheit diagnostiziert und behandelt?

Um einen Verdacht zu bestätigen, wird eine Probe des Stuhls in ein Labor geschickt und dort untersucht. Bestätigt sich, dass das Kind an einer Rotavirus-Infektion leidet, wird der Arzt die Erkrankung an des Gesundheitsamt melden. Droht eine Austrocknung, weil das Kind Flüssigkeit nicht zu sich nehmen mag oder kann, wird es in ein Krankenhaus überwiesen.

Bei weniger schweren Fällen kann das Kind zu Hause versorgt werden. Besonders wichtig für den kleinen Patienten sind jetzt Ruhe und eine gute Versorgung mit Flüssigkeit und Mineralien. Empfohlen wird die Gabe von fertigen Elektrolyt-Glucose-Mischungen, die mit stillen Wasser oder abgekochtem Leitungswasser zubereitet werden. Oft mögen Kinder diese Mischungen nicht gern, hilfreich ist es, sie gut gekühlt anzubieten oder nur löffelweise. Zeigt das Kind ersten Appetit, darf es milde Schonkost zu sich nehmen. Cola und Salzstangen sind ungeeignet, da Koffein und Saccharose bzw. Kalium und Kohlenhydrate schlecht für den angegriffenen Darm sind. Verschiedene Rezepte für kindgerechte Schonkost sind hier zu lesen.

Rotaviren sind meldepflichtig – was bedeutet das?

Nicht jede Erkrankung wird vom Gesundheitsamt erfasst, denn wenn Kinder nur an einer milden Form eines Durchfalls leiden, wird oft kein Kinderarzt aufgesucht. Verläuft eine Erkrankung aber schwer oder wird der Arzt besucht und dieser hat den Verdacht, dass Rotaviren die Probleme verursachen, wird ein Untersuchung im Labor angeordnet. Eine bekannte Erkrankung muss dann vom Arzt an das Gesundheitsamt gemeldet werden. Für die Eltern bedeutet das eigentlich nichts weiter, aber die laut Infektionsschutzgesetz verpflichtende Meldung durch Labore und Ärzte soll dafür sorgen, dass übertragbare Krankheiten besser verhütet und bekämpft werden können.

Nach § 34 Abs. 1 des Infektionsschutzgesetzes dürfen Kinder unter sechs Jahren, die an einer infektiösen Durchfallerkrankung leiden, keine Gemeinschaftseinrichtungen besuchen. Krippe, Tagesmutter und Kindergarten sollten erst 48 Stunden nach dem Abklingen der klinischen Symptome wieder besucht werden.

Was ist der Unterschied zwischen Noroviren und Rotaviren?

Beide Erkrankungen verlaufen ähnlich und sind auch biologisch eng verwandt, da sie von sogenannten RNA-Viren (ohne eigene DNA ) und ohne feste Hülle ausgelöst werden. Beide Virenformen sind sehr ansteckend und sehr widerstandsfähig und können lange ohne menschlichen Kontakt (also auf Türklinken, in Handtüchern oder an Spielzeug) überleben. So lösen sie sehr schnell die Erkrankungen aus und können schwer vermieden werden. Der Rotavirus ist unter dem Mikroskop größer. Eine Virusinfektion mit Rotaviren ist häufiger und verläuft meist schwerer.

Sind Kinder nach einer Rotaviren-Erkrankung immun gegen eine erneute Infektion?

Meist ja. Nach einer Erkrankung bildet der Organismus des Kindes Antikörper gegen die Erkrankung. Diese gezielten Antikörper sorgen dann dafür, dass der Virus bei einem erneuten Kontakt bekämpft werden kann. Eine gezielte Impfung sorgt dafür, dass der Körper auch Antikörper bildet, ohne dass das Kind vorher krank war.

Wie kann vorgebeugt werden?

In den ersten Wochen sind Neugeborene noch über den so genannten Nestschutz, über mütterliche Antikörper, geschützt. Dann jedoch sind sie besonders anfällig für die Viren, die sehr schnell über übertragen werden. Ist aber ein Fall von Rotaviren bekannt, sollte trotzdem auf höchste Hygiene geachtet werden.

Vor allem intensives Händewaschen nach jedem Toilettenbesuch mit Seife ist wichtig, Angehörige eines erkrankten Kindes sollten nicht aus dessen Tasse trinken oder dessen Besteck benutzen. Waschlappen und Handtücher müssen strikt getrennt verwendet werden und mit mindestens 60° gewaschen werden , bis die Krankheit auch wirklich abgeklungen ist.

Die beste Vorbeugung ist die routinemäßige Rotavirus-Impfung, die die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut für Säuglinge ab sechs Monaten empfiehlt.

Rotaviren-Impfung: wie läuft sie ab und was kostet sie?

Die Immunisierung für Babys wird von der STIKO und auch von der Gesellschaft für Gesellschaft für Virologie (GfV) empfohlen. Von den 25 großen Krankenkassen übernehmen 16 Kassen die Kosten der Impfung. Selbstzahler müssen mit Kosten von 135 Euro für den Impfstoff gegen Rotaviren rechnen. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) wird vermutlich noch in diesem Jahr tagen und beraten, ob die Impfung zukünftig von allen Kassen getragen wird.

Impfung gegen Rotaviren jetzt empfohlen - Baby bei Schluckimpfung (© Thinkstock)
Impfung gegen Rotaviren jetzt empfohlen – Baby bei Schluckimpfung (© Thinkstock)

Die Impfung ist eine Schluckimpfung mit lebenden Erregern, die so stark abgeschwächt sind, dass sie keine Krankheit auslösen. Es gibt zwei verschiedene Impfstoffe von zwei Herstellern, verabreicht wird die Impfung in drei Impfserien, die erste Dosis sollte etwa in der sechsten Woche gegeben werden, die letzte – je nach Impfstoff – bis zur vollendeten 24. oder 32. Lebenswoche. Laut RKI haben beide Impfstoffe nur geringe unerwünschte Nebenwirkungen, wie etwa Durchfall und Erbrechen. Wechselwirkungen mit anderen Impfstoffen sind nicht bekannt, sodass diese Impfung meist gemeinsam mit anderen Impfungen verabreicht werden kann.

Quellen: RKI – Fragen und Antworten zu Rotaviren, Gesellschaft für Virologie (GfV)

2 Gedanken zu „Rotaviren – was Eltern über Symptome, Impfung und Behandlung wissen sollten“

    • Liebe Nerses, nein „normal“ ist das nicht. Bitte erkundigen Sie sich bei Ihrem Kinderarzt oder Ihrer Kinderärztin. Mit freundlichen Grüße aus der liliput-lounge Redaktion, Ihre Silke R. Plagge

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