Die Sonne bringt es an den Tag: Die Fenster sollten geputzt werden, im Bad sind Kalkablagerungen und Wollmäuse sind auch keine Mitbewohner, die man gern hat. So dringend ein Frühjahrsputz auch sein mag, vor allem werdende Mütter sollten vorsichtig sein und auf jeden Fall darauf achten, dass sie sich nicht überanstrengen. Boden wischen, Wäschekörbe heben, Schränke verschieben oder gar akrobatische Verrenkungen, um auch in den hintersten Ecken Staub zu wischen, sollten tabu sein.

Der Gynäkologe und Präsident des Berufsverbandes Deutscher Frauenärzte (BVF) Dr. Christian Albring warnt, dass eine Überanstrengung auch in einer unkomplizierten Schwangerschaft zu frühzeitigen Wehen führen kann. „Hinzu kommt, dass viele Hausarbeiten wie z. B. Fenster- und Schränke putzen auf Leitern oder wackeligen Stühlen eine Unfallgefahr für Mutter und Kind bedeuten. Mögliche Blutdruckschwankungen, verbunden mit Schwindelanfällen, erhöhen in der Schwangerschaft das Sturzrisiko.“
Woran die wenigsten Stillenden und schwangeren Frauen denken: viele Reinigungsmittel sind bedenklich, da sie gesundheitsgefährdende Dämpfe abgeben oder schädliche Inhaltsstoffe enthalten. Während es wenig Untersuchungen über die Auswirkungen auf die Muttermilch gibt, so haben Wissenschaftler durchaus untersucht, welche Folgen es haben kann, wenn Schwangere viel Kontakt mit chemischen Haushaltprodukten haben.
Laut einer Studie der britischen Universität Bristol unter der Leitung von Andrea Sherriff neigen Kinder von Frauen, die mit vielen schädlichen Stoffen putzten, zu Atemgeräuschen und später zu Asthma. Eifriger Gebrauch von Reinigungsmitteln führte überdies zu schlechteren Ergebnissen beim Lungenfunktionstest, wie eine weitere Studie aus Bristol zeigt.
Welche Mittel sollten Schwangere meiden?
Völlig überflüssig sind Reinigungsmittel mit desinfizierender Wirkung im Haushalt, das erklärt sogar das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz. Die antibakteriellen Substanzen beseitigen tatsächlich nicht mehr Keime als normale Reiniger, schädigen aber die Hautflora und können dazu beitragen, dass es zu einer Zunahme an Allergien kommt.
Generell wird empfohlen, während der Schwangerschaft auf natürliche Putzmittel umzusteigen. Denn so verlockend die „Schnell-drauf- und-alles-ist-weg“ Sprays sind, schon ihre unangenehmen Dämpfe verraten jedem Laien, dass hier viel ungesunde Chemie im Spiel ist. Und die sollte auch nach der Schwangerschaft lieber nicht im Familienhaushalt sein – denn Babys und Kleinkinder könnten sonst gefährdet sein.

Jeder Drogeriemarkt hat mittlerweile Paletten an Ökoputzmitteln. Beim Kauf empfiehlt es sich, auf Gütesiegel zu achten. Zum Beispiel auf den „blauen Engel“: dieses deutsche Umweltzeichen ziert weniger belastende Produkte. Die Vergabekriterien für die freiwillige Auszeichnung des Umweltbundesamtes werden von einer unabhängigen Jury erarbeitet.
Als Faustregel gilt: Je spezieller das Reinigungsmittel, desto mehr Schadstoffe enthält es meist. Nicht jeder Raum und jedes technische Gerät braucht ein eigenes Spezialspray. Die Wirkstoffliste auf der Verpackung sollte sorgfältig gelesen werden. Wenn es nicht vermeidbar ist, mit einem chemischen Mittel zu arbeiten, auf jeden Fall Handschuhe tragen, Fenster geöffnet haben und gut durchlüften.
Putzmittel – Weniger ist mehr
Experten sind sich einig: mit einer Putzstrategie, den richtigen Putzmitteln und einer geeigneten Putzausstattung geht das Reinigen eigentlich ganz schnell.
Vier Grundreinigungsmittel auf der Basis von Schmierseife, Essig und Zitrone sind ausreichend. Und zwar: ein milder Allzweckreiniger für Oberflächen, Fußböden und Fliesen; Scheuermilch (bzw. Salz, Essig und Zitrone) für hartnäckigen Schmutz in Bad und WC, ein Spülmittel für leichte Verschmutzungen und zur Reinigung der Fenster und zum Entkalken Essigessenz oder Zitronensäure.
Gute Haushaltshelfer machen das Putzen leichter
Ein Staubsauger und ein Wassereimer sind sicher jedem Haushalt vorhanden. Auch Haushaltsschwämme, Schwammtücher und Baumwolltücher. Ob Wischmopp oder Bodenwischtuch ist sicher Geschmackssache, beides ist etwa gleich effektiv – Moppsysteme sind allerdings schonender für den Rücken. Praktisch sind auch Staubwedel, die Staub so anziehen, dass er nicht aufgeschleudert wird.

Hilfreich sind Gummihandschuhe, damit die Hände geschützt werden und Mikrofasertücher. Denn die saugen dank ihrer speziellen Struktur Schmutz und Staub besonders gut an – sogar mit wenig oder gar keinem Putzmittel. Für Glasflächen in Bad und an den Fenstern hat sich ein Gummiabzieher bewährt.
Geheimtipp: In keinem Haushalt mit Kleinkindern sollte ein Schmutzradierer fehlen. Denn er arbeitet schnell und geräuschlos, liegt gut in der Hand, riecht nicht und „zaubert“ ohne viel Aufwand alle möglichen Arten von Dreck weg. Angefangen vom Breiklecks auf der Tapete bis hin zu Bleistiftzeichnungen an der Tür.
Gut geplant ist schon halb geputzt
Alles muss sauber werden! Und schon werden alle Fensterbänke leer geräumt, die Lebensmittel aus den Schränken geholt und der ganze Haushalt gleicht einem Schlachtfeld. So ist das Putzen eine schwierige Sache. Zum einen ist es kaum möglich, zu pausieren oder gar das Putzen auf den nächsten Tag zu verschieben, wenn es doch zu anstrengend wird. Zum Anderen wirkt die Arbeit so auch viel schlimmer und aufwändiger als sie ist – und Teilerfolge sind kaum sichtbar. Sehr viel mehr Sinn macht es daher, beim Großputz systematisch nach einer bewährten Reihenfolge vorzugehen:
Mit Salami und Musik geht alles leichter
Beim Putzen kann es enorm helfen mit der Salami-Taktik vorzugehen. Immer ein Scheibchen nach dem anderen. Und dann dazu laut Radio oder CD laufen lassen. Oder ein spannendes Hörbuch. Und schon geht alles schneller und macht mehr Spaß.
Werdende Mütter, die merken, dass sie so heute so gar keine Lust haben, sich heute um den Haushalt zu kümmern, sollten übrigens einen Rat von Dr. Christian Albring beherzigen:
Schwangere Frauen sollten sich nicht mit dem Putzen stressen, sondern lieber die frühlingshaften Temperaturen bei einem entspannenden Spaziergang genießen. Davon hat ihr Baby viel mehr als von sauberen Fenstern.
Das gilt natürlich auch für alle Mütter: lieber mit dem Kind das Wetter genießen. Zeit zum Putzen finden sich schon noch. Mit der Salami-Scheibchen-Taktik auf jeden Fall!
Eine ausführliche Liste über Schadstoffe in Haushaltsmitteln und mögliche Gesundheitschädigungen gibt es beim Umweltamt oder beim Deutschen Grünen Kreuz.