Stillkleidung

Bald kommt das Baby. Und die werdenden Mütter überlegen, wie sie sich am besten vorbereiten. Auch auf das Stillen. Natürlich stellen sie auch die Frage aller Frauenfragen: „Was ziehe ich da an?“
Janine war im achten Monat schwanger. Und stolz. Sie hatte schon fast alles besorgt, für die Erstausstattung. Sogar an den Windeleimer hatte sie gedacht. Endlich kein Einkaufsstress mehr.
Doch dann traf sie sich mit einer Freundin im Café und erzählte von ihren vielen Anschaffungen. Dann kam eine Frage, mit der sie nicht gerechnet hatte. „Hast du denn auch schon Stillklamotten gekauft?“ Wie – dafür braucht man spezielle Kleidung? Schon wieder etwas besorgen müssen?
Unverzichtbare Still-Dessous
Tatsächlich ist es so, dass in den Klinikkoffer schon ein paar spezielle Kleidungsstücke für das Stillen gehören. Besonders wichtig ist stillfreundliche Nachtwäsche. Im Krankenhaus sind da Nachthemden die erste Wahl, am besten mit Knopfleiste oder mit einem gekreuzten Ausschnitt, der das rasche Stillen ermöglicht. Da Frauen nach der Entbindung oft sehr schwitzen, sollten in der Tasche auf jeden Fall Modelle zur Auswahl liegen.
Nach dem Milcheinschuss gibt es noch ein Problem: Manchmal ist die Brust so gut gefüllt, dass sie ausläuft. Deswegen ist es besonders wichtig, sich einen Still-BH zu kaufen. Ganz unabhängig von der Körbchengröße, denn nur mit entsprechenden Dessous können Stilleinlagen befestigt werden. Beim Kauf sollte man immer ein bis zwei Cups hinzurechnen. Wer also vor der Schwangerschaft 80B trug, sollte den Still-BH in 85 C kaufen. Am besten schafft man sich zunächst nur einen für die Klinik an – und kauft sich etwa zwei bis drei Wochen nach der Geburt noch zwei weitere Still-Dessous. Dann ist auch klar, welche Größe tatsächlich benötigt wird.
Und was tragen Stillende, wenn das Wochenbett vorbei ist?
Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten. In den ersten Wochen nach der Geburt bieten sich tatsächlich die Umstandsachen an. Denn da der Bauch sich leider nicht sofort zurück bildet, passt die Garderobe aus dem fünften, sechsten Monat meist bestens. Das wissen auch die Hersteller, daher sind einige Schwangerschaftsoberteile so geschnitten, dass sie schnell aufzuknöpfen sind und daher auch in der Stillzeit gut getragen werden können.
Wer aber nicht mehr nur in den Umstandsklamotten herumlaufen möchte, hat verschiedene Möglichkeiten:
Die lässige Variante – ganz normale Garderobe:
Eigentlich kann über dem Still-BH jedes normale Oberteil getragen werden. Nach dem Motto: ‚Pulli hoch, Brust raus’. Praktisch sind Strickjacken oder auch eine offene Bluse über einem T-Shirt: So kann das Baby gestillt werden und mit Jacke bzw. Bluse kann Mama ihre Blöße ein wenig bedecken.
Auch ein Bauchband kann raffiniert eingesetzt werden. Es verlängert beim Getragen werden optisch das Oberteil und blitzt unter dem (vielleicht durch den Brustumfang noch etwas zu kurzem) T-Shirt hervor. Beim Stillen sorgt es dann dafür, dass Mama nicht kalt wird. Im Shop von dawanda sind schöne Bänder zu finden.
Ganz prima sind auch Mullwindeln. Denn die können erst als Sichtschutz dienen und danach als Spucktuch über die Schulter gelegt werden. Das schützt die schöne Strickjacke vor ausgespuckter Milch.
Die elegante Variante – spezielle Stillkleidung
Tatsächlich gibt es auch wirklich schöne Stillkleidung. Ob elegante Bluse oder edles Wickelkleid, der Phantasie und dem Geldbeutel sind da keine Grenzen gesetzt. Der Schnitt der Kleidung ist meist um die Brust herum etwas weiter und bietet eine diskrete Stillöffnung.
Da viele Mütter über die verbliebenen Schwangerschaftspölsterchen nicht so glücklich sind, sind die meisten Teile aus Still-Kollektionen so geschnitten, dass sie kleine Abnäher oder ähnliches haben, damit die frischgebackene Mama ein wenig schlanker wirkt.
Bei festlichen Anlässen – etwa einer Tauffeier – ist es natürlich schon schön, stilvolle Stillkleidung zu tragen. Denn kann diskret und blickgeschützt gestillt werden – und Erkältungen schleichen sich auch nicht so schnell an, weil die stillende Mutter sich nicht so sehr ausziehen muss.
Die verschämte Variante – neue Idee aus Amerika
Stillen ist im Land der unbegrenzten Möglichkeiten gar nicht so einfach. Denn das Zeigen von nackter Haut ist dort verpönt. Sogar über Fotos von Stillenden auf facebook gibt es dort eine heftige Debatte, wie wir hier berichtet haben.
Und so hat sich die amerikanische Mutter Claire Eklund etwas ganz Raffiniertes ausgedacht. Ein spezielles Stilltuch, das vor neugierigen Blicken schützen soll. Es sieht optisch aus wie eine Mischung aus Zelt und Schürze und wird bei uns unter dem Namen „Bébé au lait“ verkauft.
In den USA tragen viele Prominente wie Julia Roberts und Gwen Stefani tragen diese „Hooter Hider“, wie sie dort genannt werden, gern. Der Name verrät, dass es bei dem Tuch weniger darum geht, dass das Baby geschützt trinken kann, sondern mehr darum die „Hooters“ (sehr umgangssprachlich für Brüste) zu verstecken.

Ob es lohnt, für so ein spezielles Tuch Geld auszugeben? Irgendwie sehen die Dinger ehrlich gesagt etwas seltsam aus. Wer ganz neugierig ist, wie sie angewendet werden, findet mehr dazu bei youtube. Erhältlich sind sie auf jeden Fall auch in Deutschland. Gesehen habe ich allerdings noch nie eine Mutter damit.

Fazit: Stillkleidung ist so einzigartig wie jede Mutter
Was beim Stillen getragen wird, ist so individuell wie die stillenden Mütter. Ich selbst hatte zwei Still-Oberteile geerbt und war eher eine lässige Stillende. Neu gekauft hatte ich nur ein paar Dessous und ein Nachthemd.
Meinem Sohn war es völlig egal, wo wir waren und ich konnte ihn auch diskret im Café anlegen, er hat sich immer so mit dem Trinken beeilt, dass das gar keiner gemerkt hat. Mein Töchterchen hingegen legte Wert auf Privatsphäre. Und trank gern lang. Waren wir unterwegs, war sie so neugierig, dass sie nicht trinken wollte. Ich habe sie dann oft mit einer Mullwindel geschützt. Nicht vor den Blicken der Anderen, sondern vor sich selbst, damit sie nicht zu hungrig wurde.
Die kuschelige Strickjacke aus der Stillzeit trage ich heute noch gerne. Und die Mullwindeln von damals sind noch heute im Einsatz – als geliebte Schnuffeltücher im Bett.
Bild oben:© Elena kouptsova-vasi – Fotolia.com
Bild unten:© bébé au lait