Toiletten und Schwangerschaft

Über bestimmte Örtchen sollte man lieber still schweigen. Aber Schwangere haben eine ganz  besondere Beziehung zur Toilette. Es beginnt mit dem Urintest und endet bei umfangreicher Kenntniss aller öffentlicher Toiletten…
Toiletten und Schwangerschaft. Da besteht ein ganz besonders enge Beziehung. Es ist der Ort, an dem meist der erste bedeutende Moment stattfindet. Einer, der das ganz Leben verändert. Ich kann mich noch genau daran erinnern. Schon wieder war meine Periode überfällig, kannte ich ja schon, die unregelmäßigen Zyklen. Ohne wirkliche Hoffnung, mehr als Routine, machte ich einen Schwangerschaftstest. Ich saß da also im Bad auf dem WC, war noch müde und dachte daran, was noch alles so zu erledigen ist. Ein kurzer Blick zum Tester. Stutzen. Wie, der sah gar nicht so aus wie sonst? Zwei blaue Streifen? Huch?!
Das stille Örtchen
Toiletten in der Schwangerschaft (Panthermedia Odelia Cohen)
Zwei Tests später – einer davon beim Frauenarzt – hatte ich dann Gewissheit: Ich war schwanger. Und mir wurde gleich übel. Zunächst nur in Gedanken, denn am Wochenende hatte ich Sushi gegessen und Wein getrunken – jetzt schämte ich mich.
Leider blieb es nicht bei Gedanken – tatsächlich war mir in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten furchtbar schlecht. Fast jeden Morgen umarmte ich erst einmal unsere Toilettenschüssel. Egal wo ich gerade war, ständig musste ich die Örtlichkeiten aufsuchen – nicht, dass ich immer spuckte, aber ich hatte stets den Eindruck, dass es gleich wieder so weit sein würde… Furchtbar war das. Essen konnte ich kaum etwas – von wegen gesund ernähren in der Schwangerschaft. Insgesamt habe ich bis zur 13. SSW gut sechs Kilo abgenommen. Da ich keine Elfe bin, hätte ich sonst ja gern soviel abgenommen. Aber so kam ich gerade noch um eine Krankenhauseinweisung herum. Die Übelkeit hörte prompt auf, als der Arzt mit der Klinik drohte. Meinem Baby hat der Gewichtsverlust dank meiner schon vorhandenen Fettpölsterchen aber nicht geschadet.
Es folgten ein paar Monate, in denen Toiletten keine wichtige Rolle mehr spielten. Der Bauch wurde runder, das Baby größer. Ab dem 7. Monat entdeckte meine ungeborene Tochter eine neue Übung: Auf Mamas Blase sitzen. Ich konnte es erst gar nicht glauben. Es tat weh und ich hatte einen enormen Druck. Und ich musste. Sofort.
Tja, ich hatte mir ja vorgestellt noch schöne Kinoabende mit dem Liebsten zu verbringen. Aber ich musste während eines Filmes vier Mal rausgehen. Da war dann die DVD praktischer. Auch Einkaufsbummel gestalteten sich als wahre Herausforderung. Wer ein öffentliches Klo sucht, muss nur mich fragen. Ich habe alle kennengelernt. Heute weiß ich, dass es sogar im Internet eine Seite gibt, die verzweifelten Menschen mit Blasenschwäche hilft, ein kostenloses öffentliches WC zu finden. Hätte ich die damals nur gekannt!
Meine erste Schwangerschaft endete irgendwie auch dort, wo sie begann – naja, wo ich sie jedenfalls feststellte. Wieder war mir furchtbar übel und meine Fruchtblase platze – auf dem Klo, wo sonst?
Nach der Geburt war der Gang zum Klo mein erster Ausflug aus dem Krankenhausbett. Das so wenige Meter so schwer fallen können, unglaublich.
Heute sind meine Kinder schon drei und vier Jahre alt und ein stilles Örtchen gibt es bei uns nicht mehr. Denn wenn ich versuche mich ins Bad zu schleichen, kommt garantiert ein kleiner Mensch angelaufen, der etwas von mir will. Ansonsten kenne ich noch immer alle öffentlichen Bedürfnisanstalten, denn auch wenn meine Blase wieder funktioniert, meine Kleinen müssen oft. Und um Unglücke zu vermeiden, muss es auch immer gleich sein.
Für alle Schwangeren und Menschen mit Kindern, die gerade erst stubenrein geworden sind, kann ich die Aktion „Nette Toilette“ sehr empfehlen. Die gibt es mittlerweile in über 80 Städten. Beispielsweise in Bremen, Aalen, Tübingen und Konstanz. Die Betreiber von Lokalen und anderen Einrichtungen erhalten von der Stadt einen Zuschuss und stellen ihre Örtlichkeiten allen gratis zur Verfügung. Sehr nett.

1 Gedanke zu „Toiletten und Schwangerschaft“

  1. Hallo und herzlichen Dank für diese nette zum schmunzeln bringende Story. Sie hat meiner Laune gerade wieder einen gewissen Schubs in die richtige amüsierte Richtung gegeben.
    Lg 😉

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