Wenn es draußen stürmt und regnet, dann gibt es fast nichts schöneres als die wunderbare Wärme einer Sauna. Davon sind auch viele Deutsche überzeugt. Dass sich ein Saunabad positiv auf das Immunsystem und den Kreislauf auswirkt und auch Glückshormone freisetzt, das ist unbestritten. Doch was ist in der Schwangerschaft?

Tatsächlich ist es interessant, wie verschieden dies beurteilt wird. In den USA gilt der Saunabesuch generell als ein wenig unhygienisch, dort wird auch nur in Badekleidung geschwitzt. Die Empfehlung des „American College of Obstetricians and Gynecologists“ (ACOG) lautet: Schwangere gehören nicht in die Sauna.
Darüber können Finnen nur den Kopf schütteln. Denn dort ist es völlig normal, dass Schwangere die Sauna besuchen. „Eine Frau, die nicht in die Sauna geht, wird schief angeguckt, denn das ist ja schließlich wichtig für ihre Gesundheit“, berichtet Jarkko Uro, Vater und Autor bei vau.fi, eines finnischen Eltern-Online-Magazins. Seine Frau war bis kurz vor der Geburt oft in der Sauna. Viele wissenschaftliche Studien aus dem hohen Norden belegen, dass die Wärme für Mutter und Kind wirklich gesund ist. Auch der Deutsche Saunabund empfiehlt sogar ausdrücklich das Saunieren – wenn bestimmte Regeln eingehalten werden.
Warum die Sauna gut tut
Bei uns ist die finnische Sauna am meisten verbreitet. Mit Hilfe eines Ofens wird der kleine Holzraum auf eine Temperatur zwischen 80 °C und 100 °C erhitzt. In Deutschland ist es üblich, unbekleidet in die Sauna zu gehen, vor dem Betreten wird ausgiebig geduscht, dann bis zu 15 Minuten geschwitzt. Dann wird sich abgeduscht, abgegossen oder ein Bad genommen. Die meisten bevorzugen drei Saunagänge, dazwischen ist eine Erholungsphase im Ruheraum angesagt.
Die Wärme fördert die Durchblutung und kombiniert mit der Abkühlung wird durch die Sauna der Kreislauf angeregt und das Immunsystem stimuliert. Auch lästige Wassereinlagerungen, unter denen viele Schwangere leiden, werden durch regelmäßige Saunabesuche verhindert. Die gute Durchblutung sorgt dafür, dass die Gefäße gut trainiert werden und so weniger zu Einlagerungen neigen.
Auch die Muskeln werden entspannt und gelockert – gerade für Schwangere ideal, wie Prof. Dr. Eberhard Conradi, Vorsitzender des Deutschen Sauna-Bundes e.V. bestätigt: „Durch das Saunieren wird die Muskulatur weicher und entspannter und die Geburt geht oft schneller.“
Das Wichtigste ist jedoch gar nicht der körperliche Aspekt, sondern das kuschelige Entspannungsgefühl, wenn im Ruheraum vielleicht sogar im Kamin ein Feuer knistert und man mollig eingepackt in Handtüchern das wohlige Kribbeln auf der Haut spürt. Herrlich.
Darf jede Schwangere in die Sauna?
So wunderbar gesund der Saunagang sein kann – das Wärmebad ist tatsächlich nicht für jede Schwangere geeignet. Frauen, die noch nie so eine „Schwitzkur“ gemacht haben, sollten sie nicht gerade in der Schwangerschaft zum ersten Mal testen. Denn dies wäre einfach eine zu große Belastung für den Körper.
Risikoschwangere, Frauen mit vorzeitigen Wehen oder Komplikationen wie Bluthochdruck oder Nierenbeschwerden müssen auf jeden Fall auf den Saunabesuch verzichten.
Einige Schwangerschaftsbeschwerden, etwa die schon erwähnten Wassereinlagerungen, sind jedoch kein Hinderungsgrund. „Manche Komplikationen leichterer Art in der Schwangerschaft reagieren sogar positiv auf die Saunawirkungen“, erklärt Dr. med. Rainer Brenke, Chefarzt der Akut-Abteilung Naturheilverfahren der Hufeland-Klinik Bad Ems.
Die meisten Frauen, die auch vor der Schwangerschaft schon gerne und regelmäßig in die Sauna gegangen sind, können sich das Schwitzen weiter gönnen. Prof. Dr. Conradi: „Generell empfehlen wir jeder Schwangeren, sich individuell mit ihrem Arzt oder ihrer Hebamme zu beraten, ob sie saunieren darf oder nicht.“
Zu heiß für das Baby?
Einer der häufigsten Einwände gegen einen Saunabesuch von Schwangeren ist die Hitze. Könnte diese das Ungeborene beeinträchtigen? Diese Bedenken sind unnötig, so Experten. „In der Sauna wird die Körpertemperatur kurzfristig um maximal ein Grad Celsius erhöht. Das belastet weder Mutter noch Kind“, so Prof. Dr. med. Eberhard Conradi. Kritisch würde es erst bei einer Körperinnentemperatur von über 40 Grad werden. Doch so einen Anstieg schafft nur der Körper selbst, und zwar mit Fieber. Durch ein Saunabad werden solche Temperaturen nicht erreicht.

Wenn es keine gesundheitlichen Bedenken für die Schwangere gibt, ist auch keinerlei Risiko für das Kind zu beobachten. Im Gegenteil: Die mütterliche Entspannung tut dem Kind gut.
Worauf sollte Schwangere beim Saunabesuch achten?
Auch wenn Arzt und Hebamme grünes Licht gegeben haben, sollten Schwangere auf ein paar Dinge beim Saunabesuch achten. Eine werdende Mutter sollte nicht mehr als zwei Gänge pro Saunabesuch und Woche anstreben. Und: „Sie sollte sich auf ihr Gefühl verlassen und keine Wettkämpfe oder Dauerleistung versuchen. Also nicht auf die Zeit pochen, sondern, sobald sie sich unwohl fühlt, die Sauna verlassen!“ betont Prof. Dr. Conradi.
Der einzelne Saunagang sollte nicht mehr als 12 Minuten dauern. Saunen mit Temperaturen zwischen 50 und 60 Grad meist besser verträglich als solche, in denen es 90 Grad warm werden kann. Auf jeden Fall sollten Schwangere die unteren Bänke bevorzugen: Hier wird es nicht so heiß und der Ausgang ist schneller erreicht, wenn der Kreislauf vielleicht doch nicht mitspielt.
Vorsicht ist bei einigen Aufgüssen geboten. Zedernholzöl beispielsweise kann Wehen auslösen. Daher sollten Schwangere sich vor einem Aufguss auf jeden Fall erkundigen, welches Öl benutzt wird und im Zweifelsfall darauf verzichten.
Auch Dampfbäder sind nicht für jede Schwangere optimal. Die feuchte Hitze kann Atemnot verursachen und belastet den Kreislauf stärker als die klassische trockene Sauna.
Sehr wichtig ist es auch für geübte Saunabesucherinnen, auf den Kreislauf zu achten. Am besten vor dem ersten Saunagang den Körper mit einem warmen Fußbad auf die bevorstehende Erwärmung vorbereiten. Nach dem Schwitzen wiederum ist es wichtig, nicht zu schnell abzukühlen. Der Sprung in einen See, ein Schneebad oder ein eisiges Tauchbad sind jetzt tabu – der Kreislauf einer Schwangeren verträgt so eine rasante Abkühlung einfach nicht. Zum Abkühlen sollten lieber Schlauch und Dusche benutzt werden.
Gilt generell für Schwangere: Trinken, trinken, trinken
Auch wenn es vielen Frauen wirklich schwer fällt: Schwangere haben einen erhöhten Flüssigkeitsbedarf. Sie sollen täglich mindesten zwei Liter Wasser oder ungesüßte Früchte- und Kräutertees trinken, raten Hebammen und Gynäkologen. Der Besuch einer Sauna entzieht durch das Schwitzen dem Körper Flüssigkeit – daher ist es ganz besonders wichtig, dass dieser Verlust schnell wieder ausgeglichen wird. Besonders gut für Schwangere sind hier Mineralwasser und Fruchtschorlen.
Und nach der Geburt?
Junge Mütter können, sobald ihr Kreislauf wieder stabil ist, selbstverständlich wieder die Sauna besuchen. Doch oft ist das für Stillende nicht so einfach. Ein Baby mit in die Sauna zu nehmen? Da haben hier viele Bedenken.
Tatsächlich ist es so, dass gesunde Säuglinge laut Empfehlung des Deutschen Sauna-Bundes ab dem vierten Monat mit in die Sauna genommen werden können. Auch hier haben Wissenschaftler geforscht: „Wir untersuchten, ob Säuglinge ab einem Alter von drei Monaten den kurzzeitigen Saunagang in einer Sauna vom finnischen Typ hinsichtlich ihrer Temperatur- und Kreislaufregulation vertragen. Dieses war der Fall. Den Säuglingen ging es hinterher blendend“, so Prof. Dr. med. Gerhard Jorch, Direktor der Magdeburger Universitätskinderklinik.
In vielen Städten setzt sich auch in öffentlichen Bädern der Trend zur „Babysauna“ durch. An bestimmten Tagen wird dann die Temperatur herabgeregelt und vor allem Familien saunieren gemeinsam. Einige Fachleute sehen diese Entwicklung allerdings mit Sorge: Edith Wolber vom Deutschen Hebammenverband in Karlsruhe erklärt, dass erst Kinder ab einem Jahr eine Sauna besuchen sollten. Und Ulrich Fegeler vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) rät sogar, bis zum zweiten oder sogar dritten Lebensjahr zu warten.
Eltern müssen selbst abwägen, ob sie das Gefühl haben, dass der Besuch für sie und das Kind gut ist. Für Russen und Finnen gehört der gemeinsame Besuch der Sauna zum Familienleben. Unser finnischer Kollege Jarkko Uro erklärt: „Wenn ein einjähriges Kind noch nicht in der Sauna war, dann finden das die meisten Leute schon seltsam.“