Experten gehen davon aus, dass fast jeder fünfte Deutsche allergisch auf Pollen und Gräser reagiert. Der Name „Heuschnupfen“ klingt ja noch ganz harmlos, doch die Betroffenen leiden unter tränenden Augen, dauerhaftem Niesreiz, ewig laufender Nase, Atemnot und schweren Fällen unter Bronchial-Asthma.
Andrea: „Ich hatte Angst ohne Medikamente – ganz unnötig.“
Auch Andrea (28) aus Hannover litt unter einer schweren Pollenallergie. „Seit meiner Konfirmationszeit habe ich mich vor dem Frühjahr gefürchtet. Ende März ging es meistens los. Schlimme Attacken. Ich habe immer einen Spray, Augentropfen und eine Unmenge Taschentücher dabei gehabt.“ In den Nächten konnte sie oft vor Atemnot kaum schlafen.

Mit 22 suchte sie einen neuen Allergologen auf, denn sie hatte das Gefühl, dass die Kortison-Sprays nicht mehr richtig halfen. „Ich sollte neue Medikamente ausprobieren und langfristig eine Immunisierung machen,“ erzählt Andrea. Doch es kam anders: „Ich war schwanger. Und nun durfte ich nur noch im Notfall mein altes recht mildes Asthmaspray nehmen.“ Andrea hatte furchtbare Angst, träumte vom Ersticken. „Vor lauter Panik habe ich erst gar nicht bemerkt, dass ich viel weniger Attacken als sonst bekam.“
Das Baby sollte im November kommen und Andrea erlebte etwas völlig Unerwartetes: „Im Frühsommer hörten die Allergieattacken ganz auf.“ Andrea wunderte sich und ging zum Arzt. „Schwangerschaft ist eine Ausnahmesituation,“ erklärte der. „Durch die Hormonumstellung ist der gesamte Haushalt umgestellt und ihr Körper kümmert sich nun vor allem um das wachsende Leben und nicht um sich selbst.“
Der Körper hat keine Zeit sich um den Heuschnupfen zu kümmern
Im folgenden Frühjahr war Andrea erneut beim Allergologen. „Ich stillte ja noch, nun wusste ich nicht, wie ich mich auf die neue Pollen-Saison einstellen sollte.“ Der Arzt riet zum Abwarten. Es könne sein, dass die Allergie sich durch die Hormonumstellung dauerhaft verändert, sagte er.
Heute hat Andrea drei Kinder. An einigen Tagen kribbelt ihre Nase noch immer, doch ansonsten leidet sie kaum noch unter der Allergie: „Ich kann aber sagen, dass viele Frauen mit Heuschnupfen keine Angst vor Medikamenten in der Schwangerschaft haben müssen, weil man sie meistens gar nicht brauchen.“
Wie sich Allergien in der Schwangerschaft entwickeln
Wie sich eine Pollen- oder Gräserallergie in der Schwangerschaft entwickelt ist überhaupt nicht vorhersehbar. Der veränderte Hormonhaushalt beeinflusst die Schleimhäute und das Immunsystem. Tatsächlich berichten viele Betroffene, dass sich ihr Heuschnupfen in der Schwangerschaft deutlich gemindert hat. Es gibt allerdings auch Frauen, bei denen sich die Symptome verstärken.
Auf jeden Fall sollten schwangere Allergikerinnen ihren Facharzt aufsuchen. Medikamente wie Cetirizin, Antihistaminika, Nasenspray und kortisonbasierte Mittel sollten in der Schwangerschaft nur nach Rücksprache genommen werden. Auf der unabhängigen Webseite Embryotox informiert die Berliner Charité, welche Medikamente von Schwangeren oder während Stillzeit eingenommen werden dürfen.
Rücksprache mit Fachärzten besonders in der Schwangerschaft wichtig
Vor allem im ersten Schwangerschaftsdrittel könnten sich Medikamente negativ auf das Ungeborene auswirken. Dies gilt auch für rezeptfreie Präparate aus der Apotheke. Gemeinsam mit dem Arzt wird überlegt, welche Behandlungsmöglichkeiten es für die Schwangere gibt, die für Mutter und Kind möglichst schonend sind. Wer unter Asthma leidet, wird bei einer Attacke auch zum Spray greifen können – denn das Risiko, dass das Kind zu wenig Sauerstoff bekommt, ist höher, als das Risiko der eventuellen Nebenwirkungen.
Schwierig ist es, wenn sich der Heuschnupfen ausgerechnet in der Schwangerschaft zum ersten Mal meldet. Die eigentlich üblichen Haut- und Allergietests können wegen Gefahr eines allergischen Schocks nicht durchgeführt werden. Erfahrene Ärzte könne die Symptome aber erkennen und gute Ratschläge geben. Vom Leben mit Heuschnupfen haben die meisten Betroffenen die Nase ziemlich voll, aber viele Maßnahmen halten das Übel klein. Und mit etwas Glück stellt sich der Körper ja auch nach der Schwangerschaft, wie bei Andrea, dauerhaft auf „weniger allergisch“ um.
Tipps um die Pollenplage möglichst gering zu halten:
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- Auf Pollenvorhersagen achten, bei besonders heftigem Flug nicht lange im Freien aufhalten
- Vor dem Schlafen Duschen und Haare waschen, so kommen die Pollen nicht mit ins Bett
- Getragene Kleidung nicht im Schlafzimmer aufbewahren
- Spezielle Filter für den Staubsauger nutzen, auf „Staubfänger“ wie Gardinen und Teppiche verzichten. Auch Pollen haften hier
- Fenster zu! Nur Lüften, wenn die Pollenbelastung niedrig ist, in Städten meist am frühen Morgen, auf dem Land am Abend. Optimal ist frische Luft nach langem Regen
- Im Auto möglichst Pollenfilter einbauen lassen
Brillenträger sollten die ganze Brille häufig reinigen, Kontaktlinsenträger eventuell Tageslinsen bevorzugen - Draußen auf Sport verzichten. Lange Spaziergänge nach Regenschauern tun allerdings gut
- Wäsche nicht im Freien trocken
- Zur Entspannung sich einen ganzen Tag im Hallenbad gönnen – kaum Belastung durch Pollen, gut für Körper und Seele
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Ein Erfahrungsbericht einer Bloggerin mit Heuschnupfen in der 29. SSW: