Mehr als 23 Millionen Haustiere leben in Deutschland. Und natürlich hat der ein oder andere pelzige Mitbewohner plötzlich einen „Dosenöffner“ (scherzhaft für Menschen), bei dem alles seltsam ist. Der Mensch riecht anders und verhält nicht so wie gewohnt, komische Dinge werden angeschafft. Etwa winzig kleine Kleidungsstücke oder Wagen mit Rädern. Wie soll ein Hund oder eine Katze das verstehen?
Anja (32) ist werdende Mutter und stolze Besitzerin von Emil (2). Der fröhliche Golden Retriever hält sie ganz schön auf Trab. „Ich habe oft den Eindruck, dass er genau merkt, dass sich unser Leben ändern wird, gerade am Anfang der Schwangerschaft hat er sich auch anders verhalten, wollte ganz viel Aufmerksamkeit,“ berichtet Anja. Sie hat das Gefühl, dass die viele frische Luft und die Bewegung, die sie Emil verdankt, ihrer Schwangerschaft gut tut. „Ansonsten besuche ich mit ihm viele Freunde mit Babys, so dass er kleine Kinder kennen und respektieren lernt.“ Womit Anja allerdings nicht gerechnet hätte, sind viele Kommentare, die sie – mittlerweile im 8. Monat schwanger – hört, wenn sie mit ihrem Hund unterwegs ist. „Na, nun muss das Ersatzkind wohl bald kürzer treten,“ oder „Wenn ihr dann den Hund abgebt, sagt Bescheid.“ Auch ihre Schwiegermutter hat Bedenken angemeldet, wie gut sich wohl ein Hund und ein Baby vertragen werden. „Es kommt bestimmt auf den Hund an, aber ein gut erzogener Hund ist mit Sicherheit familientauglich,“ meint Anja kopfschüttelnd.
Trennung vom Haustier, weil ein Baby kommt?
Das Haustier abschaffen, wenn sich Nachwuchs ankündigt? Darauf werden vor allem Katzenbesitzerinnen häufig angesprochen. Nicole (27) wird schon seit acht Jahren von Kater Felix begleitet. „Trotzdem stellte sich heraus, dass ich keine Toxoplasmose-Antikörper habe. Der Frauenarzt hat mir sofort erklärt, dass die Katze weg muss,“ berichtet sie.
Doch Experten sind sich einig: Eine Trennung vom Tier ist bei Schwangerschaft meist nicht nötig. Ausnahme: Das plötzliche Auftreten von Allergien. Eine sehr geringe Zahl Schwangerer reagiert durch die Hormonumstellung allergisch auf Tierhaare.
Werdende Mütter müssen streng auf Hygiene achten
Wichtig ist, dass werdende Mütter im Umgang mit ihren Tieren sehr streng auf die Hygiene achten. Auf keinen Fall sollten Schwangere in Kontakt mit Katzenkot kommen, denn hier finden sich oft Erreger der Toxoplasmose. Hat eine Frau keine Antikörper, ist eine Ansteckung möglich, sodass der Erreger das Baby schädigen könnte. „Wenn Sie eine Katze haben, müssen Sie diese aber nicht abschaffen,“ erklärt Prof. Uwe Groß im Gesundheitsmagazin Apotheken-Umschau. Denn durch normalen Kontakt besteht keine Gefährdung. Nur die Reinigung des Katzen-Klos muss anderen Familienmitgliedern überlassen werden. Sicherheitshalber sollte auch im Garten nur mit Gummihandschuhen gearbeitet werden, damit auch kein Katzenkot, der dort in der Erde sein könnte, an die Hände gelangt.
Diese Sicherheitsvorschriften gelten auch bei der Haltung von Nagern und Vögeln. Im Kot können Parasiten sein, die die Schwangere oder das Baby gefährden. Sehr selten können Hamster und Mäuse das LCM-Virus übertragen, Frettchen und Ratten Listerose und Leptospirose. Experten raten daher, diese Tiere während der Schwangerschaft woanders unter zu bringen. Hier sollte mit dem Tierarzt Rücksprache gehalten werden, denn eventuell kann man die Tier auch auf den Erreger testen.
Generell spricht aber nicht dagegen, dass Schwangere ihre Haustiere behalten – sie sind ja schließlich Familienmitglieder.
Tipps für den richtigen Umgang mit Haustieren in der Schwangerschaft:
- Auf Hygiene achten: Reinigen Sie nicht selbst Käfige oder Katzentoiletten, achten Sie darauf, dass Hunde und Katzen nicht in Betten schlafen (das trainiert auch für die Zeit mit dem Baby!) und denken Sie an häufiges Händewaschen nach dem Kontakt mit dem Tier.
- Sich um die Gesundheit kümmern: Noch vor der Geburt des Babys sollten Sie darauf achten, dass das Haustier auch wirklich gesund ist. Am besten ist dazu ein Check-up beim Tierarzt geeignet. Ist das Tier auch wirklich richtig geimpft, entwurmt und entlaust? Vorsichtig bei Flohhalsbändern – die heftigen Chemikalien sind für Schwangere unter Umständen gefährlich. Fragen Sie den Tierarzt nach Alternativen. Alle Familienmitglieder sollten gegen Tetanus geimpft sein.
- Allergien vermeiden: Tierfell kann Heuschnupfen oder Asthma auslösen. Wenn ein Elternteil selbst betroffen ist, ist das Risiko, dass das Baby erkrankt leider hoch. Tatsächlich empfehlen daher die deutschen Allergikerverbände Eltern mit einer Tierhaarallergie, sich von dem Tier zu trennen, wenn ein Kind kommt. Studien haben allerdings gezeigt, dass Kinder ohne Allergie erheblich im Umgang mit Tieren profitieren, das Immunsystem von Kindern, die Kontakt zu Tieren haben war deutlich besser.
- Richtig Vorbereiten: Auch ein Haustier muss auf den neuen Mitwohner vorbereitet werden. Hunde sollten schon an kleine Kinder gewöhnt werden, Katzen und Hunde lernen, welche Bereiche der Wohnung für sie tabu sind (Wiege, Wickeltisch). Und denken Sie auch an eine Rückzugsmöglichkeit für die Tiere – vielleicht eine schöne Höhle oder ein Körbchen. Auch Tiere können sehr eifersüchtig werden – achten Sie daher darauf, den Vierbeiner rechtzeitig an einen neuen Lebenstil zu gewöhnen. Sicherheitshalber ist es gut, wenn Sie eine „Pflegefamilie“ einplanen – denn sollten Sie doch länger als geplant in der Klinik sein, muss klar sein, wer sich um das Tier kümmert.