Am Anfang haben wir noch gescherzt. Über unser Wunschbaby. Im Urlaub freuten wir uns beide am Strand über die niedlichen kleinen Laufänfanger. Da sagte mein Freund: „Bei uns sollte auch so ein kleiner Mensch einziehen.“ Wir waren uns einig. Aber aus unserem Kinderwunsch wurde lange nichts. Warum? Konnten die Ärzte nicht sagen, organisch war bei uns alles in Ordung. Wir beschlossen zu warten, aber einfach war das nicht.
Es war im November, mein Mann (wir waren inzwischen verheiratet) war auf Geschäftsreise und ich merkte – irgendwas ist anders. Meine Haut juckte, meine Brustwarzen waren überempfindlich und außerdem war meine Periode schon fünf Tage überfällig. Dann ging ich zum Frauenarzt. Er ließ einen Urintest machen. In der Wartezeit untersuchte er mich: „Das sieht schon schwanger aus, die Schleimhaut ist gut aufgebaut, aber mehr kann ich noch nicht sehen,“ erklärte er mir.
Dann kam die Sprechstundenhilfe mit dem Testergebnis. Der Arzt runzelte die Stirn. „Nicht eindeutig.“ Toll. Wie jetzt, bin ich nur ein bisschen schwanger? „Wir müssen einen Bluttest machen, aber es sieht schon alles nach Schwangerschaft aus, übermorgen wissen wir mehr.“ Übermorgen. Zwei Tage.
Nach dem Arztbesuch finde ich mich plötzlich in der Babyabteilung eines Kaufhauses wieder. Das Ziehen im Bauch ist doch eindeutig. Und der Test hat doch eine blaue Linie gehabt und die Schleimhaut… Doch, ich weiß, dass ich schwanger bin. Ich gucke mir die kleinen Anziehsachen an und merke plötzlich diese enorme Sehnsucht. Darf ich auch bald ein Baby haben?
In der Nacht schlafe ich kaum. Ich träume davon, dass ich ein Baby habe, dass Greta heißt – und todkrank ist. Schweißgebadet wache ich auf. Habe Bauchkrämpfe. Zum Frühstück kriege ich gerade einen Schluck Kaffee runter. Und gehe zur Arbeit.
Auch dieser Tag geht vorbei, aber nach dem fruchtbaren Traum ist mein Optimismus weg. Ich traue mich nicht mehr, mich schwanger zu fühlen. Vielleicht bin ich auch schon so verrückt nach einem Baby, dass ich eine Scheinschwangerschaft habe? Ich traue mich nicht, mit irgendwem darüber zu reden.
Es ist 19 Uhr. Da klingelt das Telefon. Die Arztpraxis. Das Ergebnis ist schon früher da. „Es liegt leider keine Schwangerschaft vor,“ erklärt die Helferin. Morgen will mich der Arzt noch mal anrufen. Ich fühle ein Leere und eine Trauer. Ich war schwanger. Zwei Tage lang war ich zwischen Hoffen und Bangen. Und obwohl ich es irgendwie doch geahnt habe, nicht wagte, wirklich hoffen zu dürfen, muss ich furchtbar weinen. Ich fühle mich so allein. Und meinem Mann mag ich am Telefon nichts von der ganzen Geschichte erzählen. Meine Periode ist auch gekommen und zwar ungewöhlich heftig.
Das Gespräch mit dem Arzt am nächsten Tag ist komisch. Ich frage, wieso der Urin-Test denn etwas angezeigt hat und die Schleimhaut aufgebaut war. Er druckst rum. Ich bohre nach. Und er erklärt mir schließlich, dass er glaubt, dass ich schon schwanger war – sich das Ei aber nicht richtig eingenistet hat. „Sie müssen das positiv sehen, nun wissen wir also, dass es klappen kann. Das wird schon.“
Damals fand ich seine Aussage schrecklich. Ich dachte oft, dass das Baby vielleicht wirklich so krank war wie in meinem Traum. Und die Heftigkeit der Periode war ja auch irgendwie merkwürdig. Aber er hat wirklich Recht gehabt. Mein Körper kann schwanger werden. Mittlerweile bin ich in der 20. Schwangerschaftswoche. Und alles sieht gut aus. Nun dürfen wir uns endlich auf ein Baby freuen.
*Name auf Wunsch geändert
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Protokoll: Silke R. Plagge