Eine Woche nach Ausbleiben der Regel
Mein ganzer Körper fühlt sich komisch an. Alles ungewohnt. Meine Haut ist angespannt, meine Brüste fühlen sich seltsam schwer und gereizt. Stichwort gereizt: Reagiere total zickig. Bin abwechselnd liebes- und kuschelbedürftig und fühle mich dann wieder ganz schnell abgewiesen. Habe nahe am Wasser gebaut und bei einem harmlosen Film Rotz und Wasser geheult. Der Liebste drängt auf einen Schwangerschaftstest. Und wirklich. Zwei blaue Streifen im Tester. Hurra. Ab ans Telefon: Termin beim Frauenarzt.
8. Schwangerschaftswoche
Ja, wirklich. Ich bekomme ein Baby. Und fühle mich unbeschreiblich weiblich. Habe das Gefühl, das der gesamte Körper prickelt, wahnsinnig durchblutet ist. Wunderbare Brüste. Und in mir wächst ein wunderbares neues Leben. Ich könnte die Welt umarmen. Und den Liebsten sowieso. Fühle mich wunderschön und begehrenswert.

9. Schwangerschaftswoche
Ich umarme nur noch die Kloschüssel. Ganz plötzlich kam die Übelkeit. Mein Mann streichelt mich und will mich in den Arm nehmen, aber ich kann die Nähe gerade gar nicht ertragen. Hoffentlich bleibt das nicht so. Bin trotzdem immer aufgeregter. Erster Ultraschall und bin nun stolze Besitzerin eines Mutterpasses.
14. Schwangerschaftswoche
Uff. Die Übelkeit hat nachgelassen. Und ich fühle mich wieder gut. Martin massiert mich jetzt jeden Abend am Bauch gründlich ein. Herrlich. Noch immer fühle ich meinen Körper ganz intensiv an. Und ehrlich gesagt habe ich gerade wieder ganz viel Lust auf Streicheln und auch auf Sex. Das liegt wahrscheinlich an der Durchblutung. Und daran, dass mein Liebster mich gerade sehr verwöhnt und unheimlich lieb und rücksichtsvoll ist.
20. Schwangerschaftswoche
Der Bauch ist schon ganz schön rund. Und ich liebe meinen neuen schwangeren Körper irgendwie nicht mehr so sehr. Fühle mich irgendwie doch ein wenig dick. Ich trage noch die Pullover aus meiner Moppelphase. Merke, dass ich schlechter schlafe und oft müde bin. Die Lust auf Sex lässt etwas nach.
26. Schwangerschaftswoche
Die Kugel ist prall. Jetzt habe ich einen richtigen Schwangerschaftsbauch, den niemand mehr übersieht. Und Baby macht sich immer mehr bemerkbar. Auch wenn Mama und Papa kuscheln wollen. Habe in der Buchhandlung mal nach einem Buch „Sex in der Schwangerschaft“ geforscht. Aber da gibt es gar nichts. Via Internet habe ich dann etwas bestellt, von Lou Paget (Die mit dem perfekten Liebhaber). Ist aber auch nicht so aufregend. Um es kurz zu fassen: Ab einem bestimmten Umfang sind kreative Techniken gefragt. Eigentlich kein Problem. Aber seitdem das Baby richtig strampelt, habe ich ein anderes. Martin. Denn der spürt das Kind auch. Und mag das beim Sex gar nicht.
32. Schwangerschaftswoche
Unsere Positionen werden immer gewagter. Die Lust auf Streicheleinheiten wächst. Fühle mich immer noch toll. Meine Haare glänzen, die Haut sieht klasse aus. Fühle mich stark und eben als Vollweib. Mit Einschränkungen.
36. Schwangerschaftswoche
Schnauf. Langsam bekomme ich kaum noch Luft. Sex? Naja, da legen wir denn doch mal ein Pause ein. Martin mag auch nicht mehr recht – er hat Angst, dem Kind weh zu tun. Wir fassen uns lieber an. Mir ist nur noch nach Kuscheln. Ich schlafe unruhig und schlecht und muss ständig auf das Klo. Wie sollte da auch Sex möglich sein?
40. Schwangerschaftswoche
Ich will nicht mehr. Das Baby soll endlich kommen. Die Hebamme gibt mir eine Kräutermischung mit. Die soll ich als Tee trinken, danach mit meinem Liebsten einen Sekt köpfen und dann Sex haben. Soll Wehen auslösen. Martin hat auch mitgemacht, wir haben uns ganz viel Zeit genommen und uns einen letzten Abend als Paar gegönnt. Etwas technisch schwierig war es schon, aber Martin hat mich eingeölt und geküsst und mir einfach gezeigt, wie schön er mich findet. Ich selbst fühle mich ja eher wie ein gestrandeter Wal. Ein bisschen Sorge macht mir ja auch die Geburt – ob Martin mich danach immer noch begehrenswert findet, wenn er mich so sieht? Auf keinen Fall möchte ich, dass er unterhalb des Stuhles steht, habe ich schon mit ihm und der Hebamme abgesprochen.
6 Wochen nach der Geburt
Leise, ganz leise schleichen wir ins Wohnzimmer und kuscheln dort. Streicheln uns vorsichtig. Das Ganze hat etwas von der Heimlichkeit des ins Jugendzimmer geschmuggelten Freundes. Dass uns ja keiner hört! Martin und ich kichern, entdecken uns vorsichtig und zärtlich neu. Mir fällt es ein bisschen schwer, mich wirklich ganz gehen zu lassen, ich merke, dass ich immer die Ohren spitze. Schläft unsere kleine Juli wirklich ruhig in ihrem Bettchen?
An der Brust kann ich auch gar nicht gestreichelt werden. Als Martin sie berührt, laufe ich gleich aus. Das ist total unerotisch. Ich muss mich noch an den neuen Körper gewöhnen, es schwabbelt alles noch und ich fühle mich einfach sehr ausgelaugt durch das wenige Schlafen und Stillen. Aber sexy? Das kommt sicher wieder.
Im Moment freue ich mich über das gemeinsame Kuscheln mehr und bin sicher, der Sex wird wieder kommen. Ob er so wird wie vorher? Keine Ahnung. Sicher anders. Vielleicht besser. Auf jeden Fall fühle ich mich jetzt als Frau und Mutter. Und wenn ich mein Baby stille, finde ich das schon auch sehr sinnlich. Mein Mann auf jeden Fall, er hat uns dabei schon so oft fotografiert…
Wie ging es Ihnen in der Schwangerschaft? Fühlten Sie sich sexy oder eher unattraktiv?