„Dass ausreichend Bewegung so selbstverständlich ist wie das Zähneputzen, müssen Kinder früh lernen,“ sagt Prof. Klaus-Michael Braumann, Leiter des Instituts für Sport- und Bewegungsmedizin an der Universität Hamburg.
Geistige Entwicklung hängt von körperlicher Aktivität ab
Denn: Körperliche Fitness macht schlau. „Es gibt immer mehr Studien, die zeigen, dass geistige Prozesse durch regelmäßiges körperliches Training erheblich verbessert werden“, sagt der Experte. Wie gut sich ein Kind geistig entwickle, hänge von seiner körperlichen Aktivität ab. Eine gute Muskulatur ist auch für das Immunsystem wichtig, denn neue Untersuchungen zeigen, das in der Muskulatur auch Substanzen gebildet werden, die Entzündungen hemmen.
Daher wirkt sich ein Bewegungsmangel ganz besonders schlimm aus: „Er macht sich bei kleinen Kindern genauso bemerkbar wie bei Erwachsenen, durch Übergewicht mit allen Folgeerscheinungen wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und dem Typ-2-Diabetes. Das sind keine Einzelfälle mehr“, sagt Braumann.

Wie diese fatale Entwicklung verhindert werden kann? Nur dadurch, dass Eltern ihre Kinder von an Anfang an an Bewegung gewöhnen. „Bereits beim Baby im Alter von vier Wochen können sie Körperspannung trainieren und die Kinder animieren, den Kopf zu heben. Wenn sie einige Monate alt sind, können sie Gleichgewichtsübungen machen, sobald sie laufen können, Bälle schießen, werfen, fangen.“
Es gibt natürlich auch spezielle Babyturnkurse – fast jeder Turnverein bietet welche an. Aber auch im Alltag können körperliche Fitnessübungen eingebaut werden. Hier die besten Tipps:
Körpererfahrungen von Anfang an
Tragen und streicheln Sie Ihr Baby von Geburt an viel. Sie helfen ihm, den eigenen Körper zu spüren:
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- Nehmen Sie Ihr Kind viel in den Arm, lassen Sie es Nähe spüren.
- Streicheln und massieren Sie Ihr Kind nach dem Baden.
- „Turnen“ Sie mit ihm spielerisch beim Wickeln.
- Tanzen Sie mit ihm behutsam und vorsichtig zu Ihrer Lieblingsmusik.
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Strampelfreude
Wichtig ist, dass das Kinde seinen natürlichen Bewegungsdrang auch ausleben darf. Lassen Sie es soviel wie möglich stramplen. Und wechseln Sie immer wieder die Position.
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- Legen Sie das wache Kind abwechselnd auf Bauch oder Rücken. So kann es mit seinen Händen und Beinen spielen und auf unterschiedliche Art und Weise strampeln.
- Sobald es sein Köpfchen halten kann, legen Sie es auch im Kinderwagen öfter auf den Bauch. Das stärkt die Muskulatur.
- Lassen Sie das Baby nackt oder leicht bekleidet strampeln.
- Vermeiden Sie starres Sitzen in einer Babywippe – dies kann zu dauerhaften Fehlstellungen der Halswirbelsäule führen.
- Legen Sie das Baby möglichst oft auf eine Krabbeldecke.
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Legen Sie Ihr Baby lieber möglichst oft auf eine Krabbeldecke auf den Boden, wenn dieser warm genug ist. Hier kann es nach Herzenslust strampeln und zahlreiche Bewegungserfahrungen machen.
Mehr Anreize mit zunehmenden Alter
Wenn Ihr Baby anfängt zu robben, können Sie es mit seiner Neugier herausfordern. Für eine tolle Rassel oder interssante neue Gegenstände (zum Beispiel silberne Babybreideckel!) lieben es die Kleinen sich zu bewegen. .
Für ein Mobile, einen Wasserball oder eine Rassel bewegen sich Babys gern; und kleine Hindernisse wie Kissen oder Schaumstoffmatten machen beim Krabbeln neugierig. Sie helfen dem Kind, mehr Sicherheit in seinen Bewegungen zu bekommen. Auch durch verschiedene Bodenuntergründe sind für Babys spannend: Lassen Sie es abwechselnd auf glatten Böden oder Teppich üben. Wo klappt das Robben am besten?
Wichtige Tipps, damit Bewegung Spaß macht und tut gut
Ob Sie PeKip oder Babyschwimmen machen – egal ob Kursangebot oder sportliches Heimtraining:
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- Das Allerwichtigste ist, dass das Kind Spaß hat. Vergleichen Sie es nicht mit anderen Kindern oder lassen Sie sich auf einen Wettbewerb ein.
- Suchen Sie während der Übungen viel Blickkontakt und lachen Sie viel.
- Achtem Sie auf die Signale des Kindes: Wenn es weint, aufhören.
- Ruck- und stoßartige Bewegungen vermeiden.
- Baby nicht an den Gelenken festhalten.
- Bringen Sie Ihr Kind nicht in Positionen wie Sitzen oder Stehen, die es noch nicht alleine kann.Es muss selbstständig die wichtigen Übergangsbewegungen, das Abstützen und das richtige Fallen lernen.
- Auf keinen Fall Lauflernhilfen verwenden. Die Unfallgefahr ist groß und es lernt hierdurch keinesfalls eher oder besser zu laufen. Im Gegenteil: das unnatürliche Trippeln macht das richtige Laufen lernen schwer.
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Übrigens: Kinder, die sich tagsüber ordentlich austoben, schlafen nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen deutlich besser ein. Und das tut auch ihren Eltern gut.
Literaturtipp: Karin Schutt, Baby Fun: Pekip, Massage, Spiele, Musik & Co. Trias Verlag. 14, 95 €
Liebe Leserinnen und Leser, was für Erfahrungen haben Sie denn eigentlich mit Babyturnkursen gemacht? Was können Sie besonders empfehlen, was eher nicht?
Liebe Frau Plagge,
vielen Dank für diesen schönen Bericht! Wir stellen in unseren Kursen auch immer wieder fest, dass es leider keine Selbstverständlichkeit mehr ist, dass Eltern ihre Babys in ihrer Bewegungsfreude unterstützen. Viele Babys haben bereits einen flach gelegenen Hinterkopf, da Mütter oftmals Angst haben, die Kinder frühzeitig auch mal zum Spielen auf den Bauch zu légen. In den fitdankbaby-Kursen, welche eigentlich den Schwerpunkt auf das Fitnesstraining der Mutter legen, vermitteln wir den Mamas gleichzeitig viele Übungen für ihre Babys (ähnlich wie von Prof. Braumann beschrieben). Und da sie gemeinsam mit der Mutter Sport treiben können, erfahren sie von Anfang an, dass Bewegung Spaß macht. Und hoffentlich bewahren sie sich das bis ins hohe Alter!
Wir werden den Artikel gerne weiterempfehlen!
Fitte Grüße, Rebecca Köhler, fitdankbaby
Hallo Frau Plagge,
Mit „Empörung“ musste ich gerade feststellen, dass sich ihr Beitrag nur an UserINNEN richtet. Wo bleibt im heutigen Zeitalter die Gleichberechtigung? Auch wenn dies vielleicht eine Internetseite speziell für Mütter ist, gibt es bestimmt eine Vielzahl von Vätern, die auch ein starkes Interesse an der positiven Entwicklung ihres Kindes haben. Ich bin stolzer Vater eines drei Tage alten Jungen und mache mir jetzt bereits Gedanken darum, wie ich meinen Sohn bald schon behutsam physisch und psychisch fordern und fördern kann, um in 5 Jahren nicht eins von diesen unbeweglichen, schwächlichen Kindern mit Übergewicht zu haben, die zu dumm sind, auf einen Apfelbaum zu klettern, um Nachbars Äpfel zu klauen… 😉
In diesem Punkt dürfen Sie gerne ihren Beitrag dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz anpassen. Ansonsten bin ich für die angesprochenen Übungen zur Förderung unserer kleinen Schützlinge sehr dankbar. Weiter so!
Gruß Maik H.