Keine Angst vorm Test

Wenn der Nachwuchs auf sich warten lässt, wird Ursachenforschung betrieben. Bei Männern wird dann meist ein Spermiogramm gemacht. Doch ein schlechtes Ergebnis ist nicht immer aussagekräftig, wie eine aktuelle Studie zeigt…
Frauen tauschen sich aus. Wünschen sie sich ein Baby, dann machen sie sich meist im Internet klug, lassen sich vom Frauenarzt untersuchen. Themen wie fruchtbare Tage oder Eisprung beschäftigen sie plötzlich.
Männern ist es oft eher unangenehm, sich damit auseinander zu setzen, dass sich kein Kind ankündigt. Doch auch sie müssen getestet werden, wenn unklar ist, wie es mit der Fruchtbarkeit des Paares aussieht. Und das ist auch gestandenen Kerlen oft peinlich – denn Fruchtbarkeit wird oft mit Potenz gleich gesetzt.
Besteht der Verdacht auf Unfruchtbarkeit, dann wird beim Mann ein Spermiogramm gemacht. Ansprechpartner ist zunächst der Urologe, unter Umständen wird die Untersuchung auch in einer Kinderwunsch-Praxis vorgenommen.
Spermiogramm: Was ist das?
Bei einem Spermiogramm wird das Ejakulat eines Mannes untersucht. Es wird empfohlen, mindestens zwei bis sieben Tage vor der Samenabgabe sexuell abstinent zu bleiben, da die Spermienqualität unmittelbar nach dem Geschlechtsverkehr die Spermienqualität schlechter ist. Das abgegebene Sperma wird im Labor untersucht und unter dem Mikroskop werden die Samenzellen in Hinblick auf ihre Beweglichkeit, Konzentration und Form untersucht. Bisher gibt es allerdings keine wirklich standardisierte Untersuchungsmethode.
Die  Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat allerdings Referenzwerte festgelegt, so sollte die Spermienkonzentration bei über 20 Mio/ml und der Anteil der beweglichen Spermien bei über 50 Prozent liegen. Eine verringerte Samenqualität wird mit einem der folgenden Begriffe bezeichnet:
  • Asthenozoospermie: Die Samenzellen sind nur eingeschränkt beweglich
  • Azoospermie: In der Spermaprobe waren keine Samenzellen enthalten
  • Oligozoospermie: Verminderte Spermienanzahl
  • Teratozoospermie: Weniger als 50 Prozent der Zellen sind normal geformt
Allerdings ist das Ergebnis ist sehr oft abhängig von den Umständen, unter denen die Samenprobe genommen wird, wie eine aktuelle Studie zeigt. Dr. Markus Nitzschke und seine Mitarbeiter von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde in Bern untersuchten den Zusammenhang mit einem interessanten Ergebnis.
Die beste Spermienqualität wird zu Hause erreicht
Von den rund 1400 Teilnehmern der Studie war die Hälfte ungewollt kinderlos. Die Reproduktionsmediziner untersuchten, wie unterschiedlich die Spermaproben sein können. So wurden Proben per Masturbation und nach dem Geschlechtsverkehr entnommen. Das interessante Ergebnis: Die Proben nach dem Koitus waren fast doppelt so gut. Die Experten gehen davon aus, dass die bessere Spermienqualität beim Geschlechtsverkehr auf eine erhöhte Prostata-Sekretion zurückzuführen ist.
Auch wo die Probe abgegeben wird spielt eine entscheidende Rolle.  Die Spermienkonzentration war um 50 Prozent höher, wenn die Proben zu Hause und nicht in einer Praxis genommen wurden. Als Hintergrund wird vermutet, dass die sterile ungewohnte Atmosphäre und der Druck eine Probe abliefern zu müssen, zu Stressreaktionen führt.
Idealerweise sollten Männer also daheim – vielleicht sogar mit Unterstützung ihrer Partnerin –  das Probebecherchen füllen und dies sofort in das Labor bringen. Leider ist dies aber nicht immer möglich, da die Probe möglichst zeitig untersucht werden muss.
Experten raten, nicht auf das erste Ergebnis zu vertrauen. Reproduktionsmediziner Elmar Breitbach empfiehlt: „Es sollten immer 2-3 Untersuchungen durchgeführt werden, bevor eine schlechte Samenqualität als Ursache für eine Sterilität angenommen werden kann.“
Diagnose verminderten Samenqualität?
Fallen auch die Vergleichsspermiogramme ungünstig aus, wird zunächst versucht herauszufinden, warum die Samenqualität schlecht ist. Krampfadern am Hoden (Varikozele) beispielsweise werden operativ entfernt. Häufig sind auch Infekte die Ursache, sind sie erkannt, können sie gezielt mit Medikamenten behandelt werden.
Oft werden die Gründe für die verringerte Samenqualität aber nicht erkannt. Liegt dann ein Kinderwunsch vor, sollte geklärt werden, ob und mit welchen Methoden der Reproduktionsmedizin geholfen werden kann.
Mit Hilfe des Spermiogramms kann das Paar Gewissheit haben und eine Behandlung ist überhaupt nur mit einer Diagnose möglich. Sehr oft erfüllt sich der Traum vom Kind dann doch noch.
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