„Nein, ich will nicht.“ Mit diesen Worten schockte Thomas seine Frau Svenja. Seit zwei Jahren hatten sich die beiden sehnlich ein Kind gewünscht. „Jahrelang habe ich alles getan, um nicht schwanger zu werden,“ so die heute 36-Jährige. Vor drei Jahren hat sie die Pille abgesetzt. „Wir dachten einfach, wenn es passiert, passiert es eben.“
Aber das Paar blieb kinderlos. Erst nach über einem Jahr traute sich Svenja mit ihrem Frauenarzt über den Kinderwunsch zu sprechen. „Er machte Blutuntersuchungen und stellte fest, dass ich Hormonprobleme habe.“ Sie bekam eine Überweisung an eine Kinderwunschpraxis. Und Probleme in der Beziehung. „Thomas war das Ganze peinlich. Ich würde unsere Intimleben ganz öffentlich machen.“ Svenja ging trotzdem in die Praxis.
Die detaillierte Untersuchung ergab, dass Svenja gar keinen Eisprung hat. Mit medikamentöser Hilfe kann der aber ausgelöst werden. „Es hat Monate gedauert, bis ich Thomas überreden konnte, mit zum Arzt zu kommen, “ so Svenja. Ihr Mann ließ sich schließlich doch untersuchen – mit besten Ergebnissen.
Die Aussichten nun doch ein Kind zu bekommen waren gut. Svenja bekam eine Schwangerschaftshormon (HCG)-Spritze um den Eisprung auszulösen. „Aber dannn wollte Thomas nicht. Er wollte keinen Sex nach Plan und erklärte, dass er sich missbraucht fühlt,“ erzählt Svenja.
Thomas ist nicht allein. Viele Männer – und Frauen – haben Schwierigkeiten mit Sex nach Plan. Wenn es nur noch um Empfängnis und nicht mehr um Spaß an der Liebe geht, kann die Beziehung ernsthaft gefährdet werden. Das Gefühl, jede Chance nutzen zu müssen, vertreibt jede Leichtigkeit und führt zu sexueller Unlust.
Tatsächlich gibt es DEN optimalen Zeitpunkt gar nicht. Selbst Experten können nur raten. Frauen mit Kinderwunsch sollten tatsächlich wissen, wann der Eisprung ist. Nach einer Studie von 1995 im New England Journal wurden die meisten Frauen schwanger, die in den sechs Tage vor dem Eisprung Sex hatten. Die Spermien können im Eileiter also bis zu sechs Tagen auf die Eizelle „warten“. Wie lange sie dies können, hängt von der Qualität des Spermien ab. Die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs hatte laut Experten keinen Einfluss auf die Schwangerschaftsrate.
Wenn der Eisprung mit Schwangerschaftshormon (HCG) ausgelöst wird, findet dieser etwa 40 Stunden später statt. Das bedeutet, dass der Geschlechtsverkehr am Tag der HCG-Spritze und am nächsten Tag stattfinden sollte.
Genau dies empfand Thomas als zu großen Druck. Es gelang dem Paar schließlich über die Wünsche und Erwartungen zu sprechen. „Thomas wollte ein Baby eigentlich genauso wie ich. Ich habe nur nicht verstanden, dass er sich auch Schuld gab und Angst hatte mir einen so wichtigen Wunsch zu versagen.“
Svenja ging weiter in die Kinderwunschpraxis. Allein. „Ich sprach lange mit dem Arzt und erzählte ganz offen wie es aussah.“ Der konnte Svenja beruhigen. „Er empfahl mir, weiter die Spritzen zu nehmen, und Thomas nicht genau zu sagen, wann.“ Tatsächlich half das dem Paar. Wenige Monate später war Svenja schwanger – sogar ganz ohne auslösende Spritze.
Paare, deren Kinderwunsch lange vergeblich bleibt, können sich nicht nur in Kinderwunschpraxen Rat holen, oft hilft auch ein Ausstausch in Selbsthilfegruppen. Mehr Informationen unter www.wunschkinder.net.
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