Die eigenen Eltern können anstrengend sein. Und die des Partners? Es gibt Frauen, die ihre Schwiegereltern innig lieben. Und es gibt viele, die sich mit der Familie ihres Mannes schwer tun. Etwa 30 Prozent aller Frauen gibt an, vor allem zur Schwiegermutter kein leichtes Verhältnis zu haben.
Auch Monika* (32) ist davon betroffen. „Meine Schwiegermutter ist generell ein schwieriger Mensch. Sie ist sehr distanziert und regt sich über alles mögliche ständig auf. Natürlich mache ich nie etwas richtig, kaufe die falschen Möbel, habe den falschen Job und bin unfähig den Haushalt zu machen.“ In den ersten Jahren, in denen sie mit ihrem Mann Michael zusammen lebte, konnte sie seine Mutter ignorieren. „Aber seit unsere Tochter auf der Welt ist, wird es immer schlimmer. Sie mischt sich ständig ein, kommt unangemeldet zu Besuch und schnappt sich dann beispielsweise wortlos den Staubsauger und saugt ohne Absprache mit mir das Wohnzimmer.“
Für Monika ist das Verhalten ihrer Schwiegermutter schwierig. Aber etwas anderes ärgert sie mehr: „Was mich besonders wütend macht, ist das Schweigen meines Mannes. Neulich waren wir auf einer Familienfeier, da erklärte seine Mutter vor versammelter Sippe, dass ich leider jemand sei, der das Leben nicht alleine geregelt bekäme. Freunde hätte ich ja auch keine. Mir blieb vor Wut die Luft weg. Und Michael sagte einfach nichts.“ Als sie ihren Mann später zur Rede stellte, zuckte der nur die Achseln und sagte: „Meine Mutter ist halt schwierig, auf ihr Gerede darf man halt nicht so achten.“ Monika blieb mit ihrer Wut allein.
Ähnlich geht es auch Susann (28). Sie hat allerdings Probleme mit ihrem Schwiegervater. „Weil ich ihn zur Verabschiedung in den Arm nehmen wollte, hat er gleich blöde Kommentare gemacht. Seitdem frotzelt er jedes Mal blöd herum,“ sagt sie. Susann fühlt sich einfach unwohl bei den Eltern ihres Mannes. „Es gibt so viele ungeschriebene Regeln. Die sind so schrecklich verkrampft.“
Wer als Kind bei einer anderen Familie übernachtet, stellt zumBeispiel erstaunt fest, dass es bei anderen abends ein Gebet und morgens Nutella statt Müsli gibt. In jeder Familie gelten bestimmte Rituale, werden einige Themen nicht angesprochen und Nähe gesucht oder vermieden. Je ähnlicher die Familie des Partners der eigenen Herkunftsfamilie ist, umso weniger Differenzen gibt es. Leider sind aber unausgesprochene Differenzen; Eifersucht und unklare Absprachen oft ebenfalls ein Problem.
Schwiegereltern sind meist nicht wirklich boshaft
Die Psychologin Felicitas Heyne hat sich mit dem Beziehung von Schwiegertöchtern und Schwiegermüttern besondes beschäftigt. Wirkliche Boshaftigkteit sei meisten nicht der Grund für Konflikte, sagt sie. Das Problem ist oft die gegenseitige Erwartungshaltung. Die Frau an der Seite des Sohnes ist eben nicht unbedingt wie eine eigene Tochter und enttäuscht die Schwiegermutter damit, dass sie keine Lust auf Shoppingtouren mit ihr hat. Die Schwiegermutter möchte vielleicht keine neue beste Freundin oder Ersatzmutter sein. „Man hat sich zwar den Mann ausgesucht, aber nicht die komplette Familie,“ erklärt Heyne.
Die Psychologin betont, dass es von Anfang an wichtig ist, klare Grenzen und Absprachen zu treffen. Wenn die Schwiegermutter also den Sauger schwingt, sich freundlich für die Mithilfe bedanken, aber auch erklären, dass man selbst bestimmt wann und wo man Hilfe haben möchte.
Mit Freundlichkeit überrumpeln
Nervigen und ständig besserwissenden Schwiegermüttern könne man auch mit unerwarteter Freundlichkeit begegnen, erklärt Heyne. Zum Beispiel mit einem Blumengruß mit einer Karte auf der steht: „Danke für den tollen Mann“.
Manchmal aber sei es wirklich nicht möglich, einen positiven Kontakt zu pflegen. Dann sind die Kinder der schwierigen Eltern – also die Männer – an der Reihe. Schwierig wird es, wenn die Männer versuchen, sich aus den Konflikten herauszuhalten, da sie einen Loyalitätskonflikt befürchten. Eine Lösung kann manchmal eine Kontaktsperre sein. Der Mann kann seine Eltern allein besuchen. Er sollte aber auch schon verher versuchen, mit seinen Eltern zu reden. Felicitas Heyne findet es wichtig, dass Männer klare Position beziehen. „Wenn Mutti mault, können sie dem Konflikt die Spitze nehmen und sagen: ‚Du musst sie nicht lieben, aber ich tu’s, und deshalb will ich, dass du nett mit ihr umgehst.‘ Die meisten Mütter knicken dann ein.“
Unterstützung hat oft ihren Preis
Sobald Enkelkinder ins Spiel kommen, ändert sich die Beziehung zu den Eltern des Partners erneut. Ein Stillbaby kann schlecht allein mit Papa Besuche machen. Bei vielen Familien fängt der Streit auch erst mit der Geburt der Kinder an. Die frischgebackenen Großeltern wollen sich einmischen, haben tausend Ratschläge und sind oft eifersüchtig auf die anderen Großeltern. „Viele Frauen sind ihren eigenen Müttern auch näher, so dass die Schwiegermutter da schnell außen vor bleibt“, sagt die Psychologin. Ein offenes Wort kann hier viel helfen.
Manchmal sind aber ein dickes Fell und Langmut die wichtigsten Hilfsmaßnahmen. Etwa, wenn Oma mit Bergen von Tuppertöpfchen kommt, das Baby füttern will oder wichtige Anmerkungen zum Mittagsschlaf machen will. Denn viele jungen Familien sind gleichzeitig auf die Unterstützung der älteren Generation angwiesen. Wer Geldgeschenke annimmt und gern Babysitter-Dienste nutzt, muss sich aber auch klar machen, dass diese Leistung ihren Preis hat: nämlich weniger Distanz und mehr Einmischung.
Wichtig ist, dass sich Frauen klar machen sollten, dass die wenigsten Schwiegereltern wirklich Monster sind. Den Partner vor die Wahl „Die oder ich“ zu stellen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Wer jedoch wirklich unter der Situation leidet, sollte sich Hilfe suchen.
Wie verhalten sich Schwiegertöchter am besten?
- Nichts erwarten – man nichts miteinander gemeinsam, außer, dass man zufällig denselben Mann liebt!
- Konflikte ansprechen, nicht warten, bis alles verfahren ist
- Partner einbeziehen und seine Loyalität einfordern
- Grenzen ziehen. Wenn es nicht hilft, den Unmut zu benennen, Konsequenzen ziehen, beispielsweise den Schwiegereltern den Schlüssel zur eigenen Wohnung abnehmen, wenn diese dort ungebeten auftauchen
- Unterstützung suchen (Internetforen, Selbsthilfegruppen, Therapeutin)
- Wenn nichts anderes mehr geht: Kontakt einseitig abbrechen. Mann und Kinder können Oma besuchen, in der Zeit kann sich die Mutter statt zu streiten lieber ein bisschen „freie Zeit“ gönnen
*alle Namen auf Wunsch geändert
Bild: ©Swifter-fotolia.de
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