Erst die schlechte Nachricht: Am Ende der Schwangerschaft trifft es fast jede. Etwa 70 bis 90 Prozent aller werdenden Mütter hat sichtbare, bläulich oder rötlich schimmernde Risse in der Unterhaut an Brust, Bauch, Hüfte oder Po – die sogenannten Schwangerschaftsstreifen oder auch Dehnungsstreifen.
Die gute Nachricht: Es gibt einige Tricks, die dafür sorgen, dass möglichst wenig Streifen entstehen und diese schnell verblassen.

Woher kommen die Schwangerschaftsstreifen?
Wenn der Babybauch wächst, muss sich die Haut vor allem in den letzten Monaten außerordentlich stark dehnen. Dabei kann die Unterhaut des Bindegewebes aufreißen und es entstehen Dehnungs- oder Schwangerschaftsstreifen (medizinisch: Striae cutis atrophicae). Als Ursachen für diese Hautrisse gelten:
- eine Veranlagung für ein schwaches Bindegewebe
- Mehrlingsschwangerschaften
- eine sehr schnelle und hohe Gewichtszunahme während der Schwangerschaft
- Bereits belastetes Gewebe (Erstgebärende sind seltener betroffen, als Mütter, die bereits Kinder haben)
Gänzlich verhindern lassen sich Schwangerschaftsstreifen meist nicht. „Ob eine Frau zu Dehnungsstreifen neigt oder nicht, ist Veranlagung“, sagt der Hamburgern Geburtshilfe-Spezialist Volker Ragosch in einem Focus-Interview. Weder das Alter noch die Zahl der Kinder spiele eine Rolle, betont er: „Ich habe Frauen mit Drillingen ohne Dehnungsstreifen erlebt und junge Frauen mit sehr kleinem Bauch, die massive Streifen bekamen.“
Wo bilden sich die Schwangerschaftsstreifen – und woran erkennt man sie?
Schwangerschaftsstreifen bilden sich an den Hautzonen, die am meisten von der Überdehnung betroffen sind. Besonders häufig treten sie im Untergewebe vorne am Bauch, seitlich an den Brüsten und an den Oberschenkeln auf. Die schmalen, rötlichen oder blauen Streifen sind leicht zu erkennen. Manchmal können aus zarten Dehnungsstreifen auch sehr breite Rissen auf der Haut werden.
Behandlung von Schwangerschaftsstreifen
Es gibt keine Medikamente gegen Schwangerschaftsstreifen. Der Hautschaden bleibt dauerhaft, allerdings verblassen die meist gelblich oder weiß glänzenden Streifen. Es gibt zwar die Möglichkeit, besonders ausgeprägte Narben später mit Lasern behandeln zu lassen, allerdings stehen Hautärzte dem eher kritisch gegenüber.
Die beste Methode gegen ausgeprägte Schwangerschaftsstreifen ist eine zeitige Vorbeugung. Je früher, desto besser. Denn nur so können Schwangere dafür sorgen, dass ihre Haut möglichst glatt bleibt bzw. dass nur dünne Streifen entstehen, die später kaum zu sehen sind.
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Tipps gegen Dehnungsstreifen
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- Je besser die Muskulatur ist, desto mehr wird das Bindegewebe entlastet. Daher ist gerade in der Schwangerschaft regelmäßige Bewegung und leichter Sport besonders wichtig.
- Schwangere sollten generell auf gesunde Ernährung achten. Vor allem eiweißreiche Kost mit Vitamin C (frisches Obst/Gemüse) und Provitamin A (Käse, Eier, Möhren, Broccoli), fördert Dehnfähigkeit des Gewebes.
- An der Brust ist das Bindegewebe meist nicht allzu stark. Daher sollte man in jedem Fall einen gut stützenden BH tragen. So kann das Bindegewebe gestärkt werden.
- Während der Schwangerschaft hochwertige Pflegeöle oder Cremes verwenden und regelmäßig Bauch, Brüste und Oberschenkel damit verwöhnen. Jojobaöl, Mandelöl oder Vitamin-E-haltiges Weizenkeimöl machen die Haut elastisch, halten sie feucht und versorgen sie mit Vitaminen. Es gibt auch spezielle Mischungen für Schwangere – einfach in der Apotheke nachfragen.
- Kaltes Duschen kurbelt den Kreislauf an und strafft zusätzlich die Haut. Mit Hilfe eines Luffa-Handschuhs kann mit kreisenden Bewegungen unter der Dusche massiert werden.
- Das Bindegewebe mit feinen Trockenbürsten oder durch die Zupfmassage lockern. Bei der Zupfmassage wird die Haut an den Problemzonen mit zwei Fingern angehoben, durchgeknetet und wieder losgelassen. Ab dem dritten Monat empfiehlt sich zweimal täglich eine Massage. Vorsicht im letzen Drittel: große kreisende Bewegungen über den Oberbauch können wehenanregend wirken!
- Nicht kratzen! Der Spruch: „Erst juckt’s, dann reißt’s“ ist nicht falsch, wer einen Juckreiz verspürt sollte mit Massagen für eine gute Durchblutung des Unterhautgewebes sorgen. Bei Einschlafproblemen wegen eines Kratzbedürfnis hilft im Notfall ein Abrubbeln mit Eiswürfeln.
- Ganz wichtig: Nach der Geburt helfen tägliche Bauchmassagen und regelmäßige Rückbildungsübungen, dass die Streifen verblassen und höchstens zarte Linien bleiben.
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Wenn Sie unter Schwangerschaftsstreifen leiden, tröstet Sie vielleicht die Tatsache, dass Schwangerschaftsstreifen eher die Norm als die Ausnahme sind. Für ihr Buch-Projekt „A Beautiful Body“ portraitierte die amerikanische Fotografin Jade Beall hunderte Mütter und möchte damit die Definition von Schönheit in den Medien neu definieren:
Eine englische Redewendung zeigt eine weitere Perspektive, aus der Sie Ihre Schwangerschaftstreifen sehen könnten: „Your body is not ruined. You‘ re a goddamn tiger who earned her stripes.“ (Dein Körper ist nicht ruiniert. Du bist ein verdammter Tiger, der sich seine Streifen verdient hat.)

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