Bereits Minuten nach der Geburt saugen Babys kräftig an der Brust, wenn sie zum ersten Stillen angelegt werden. Die meisten – wenn auch durchaus nicht alle – Kleinkinder haben über die Nahrungsaufnahme hinaus ein ausgeprägtes Saugbedürfnis. Durchschnittlich 60 bis 80 Prozent aller Kinder in den Industrieländern bekommen dafür zwischen ihrem ersten und sechsten Lebensmonat einmal einen Schnuller angeboten.
Ein Schnuller kann den Stillerfolg möglicherweise beeinträchtigen. Deshalb rät bespielsweise die internationale Still-Organisation La Leche Liga stillenden Müttern generell von der zu frühen Einführung des Schnullers ab. Eine Schweizer Studie konnte allerdings keinen negativen Effekt des Schnullers auf den Stillerfolg nachweisen. Untersuchungen aus Neuseeland und England sprechen vorsichtig von einem „möglichen schützenden Effekt“ des Schnullers: Es gibt Hinweise, dass die Häufigkeit des plötzlichen Kindstods bei Schnullerkindern geringer sein könnte als bei Kindern, die keinen Schnuller hatten.
Woran ist ein guter Schnuller zu erkennen?
- Der Schnuller soll in Form und Größe für den Mund Ihres Kindes geeignet sein
- Eine dem Gaumen angepasste Form: also ein abgeflachter, weicher Saugteil an beiden Seiten und eine schmale Auflage für die Kieferleisten und die Lippen.
- Löcher im so genannten „Schild“.
- Er hat einen Ring, an dem der Schnuller auch an Babys Jäckchen angebunden werden kann, sodass er nicht dauernd auf den Boden fällt.
Wann soll der Schnuller verwendet werden?
- Geben Sie Ihrem Kind den Schnuller nur dann, wenn Sie sicher sind das es auch wirklich den Schnuller will. Vielleicht soll ein anderes Bedürfnis gestillt werden.
- Der Schnuller sollte eher selten und möglichst kurz gegeben werden, das Saugbedürfnis ist häufig schon nach wenigen Minuten gestillt.
- Nehmen Sie den Schnuller nach dem Einschlafen aus dem Mund Ihres Kindes. Viele Kinder spucken den Schnuller von selbst nach ca. 20 Minuten Tiefschlaf aus.
- Sprechen sollte Ihr Kind besser ohne Schnuller.
- Liegen in der Wohnung mehrere Schnuller griffbereit herum so wird Ihr Kind dazu verführt, den Schnuller öfter zu verwenden, als es vielleicht notwendig ist. Ein Schnuller sollte ausreichend sein. Manche Kinder tragen mehrere Schnuller mit sich herum.
Was ist der Unterschied von Silikon- bzw. Latex-Schnullern?
Die modernen Schnuller bestehen entweder aus Silikon oder aus Naturkautschuklatex. Beide Materialien haben ihre Vor- und Nachteile:
Latex ist im Vergleich zu Silikon wesentlich reiß- und zugfester. Damit besonders geeignet für Kinder, die schon Zähne haben – einem Latex-Sauger können sie damit nicht so schnell Schäden zufügen. Latex ist nicht so hitzebeständig wie Silikon. Durch Sonneneinstrahlung und häufiges Auskochen wird der Latexsauger schneller porös.
Silikon ist weicher und eventuell angenehmer für das Baby als Latex. Silikon ist weniger elastisch als Latex und reißt sehr schnell ein, wenn sich erst mal ein Riss gebildet hat. Dann können auch Stücke abbrechen und vom Kind verschluckt werden.Latex hat eine bräunliche Färbung – Silikon dagegen ist durchsichtig.
Schadstoffe im Schnuller?
PVC oder flüchtige Schadstoffe sind nicht in Saugern enthalten; in Silikonschnullern wurde in einer Untersuchung lösliches Platin gefunden, theoretisch könnten dadurch bei gefährdeten Kindern Allergien ausgelöst werden. Ein krebserregender Zusatz (MBT) ist auf dem deutschen Markt nicht mehr erhältlich.
Allerdings sollten Sie bei Auslandsreisen genug Reserveschnuller mitnehmen, denn nicht überall – auch nicht in ganz Europa – hat sich dieser Standard durchgesetzt.
Welche Schnullergröße ist passend?
Meist sind die Schnullergrößen in drei Stufen gestaffelt:
- Für Kinder von ein bis sechs Monaten.
- Von sechs bis 18 Monaten.
- Ab 18 Monaten.
Sie können sich auch ziemlich sicher auf die Reaktion Ihres Kindes verlassen – wenn ihm der Schnuller nicht passt, wird es ihn ablehnen.
Wie reinige ich einen Schnuller?
Drei Methoden sind üblich, um einen Schnuller zu reinigen.
Auskochen: Bringen Sie in einem kleinen Topf Wasser zum Kochen und legen Sie die Schnuller hinein. Achtung: Der Schnuller muss komplett von Wasser bedeckt sein – deshalb sollten Sie vorher die Luft aus den Hohlräumen drücken und ihn dann vollständig untertauchen.
Für die Schnullerdesinfektion mit heißem Dampf benötigen Sie ein spezielles Gerät, das Sie im Baby-Fachhandel bekommen: Den Vaporisateur. Der heiße Wasserdampf desinfiziert gründlich und das Gerät schont durch seine integrierte Zeitschaltung das Material – wenn man Schnuller nämlich zu lange erhitzt, werden sie schnell klebrig und porös.
Bei der Kalt-Desinfektion werden die Schnuller in eine Lösung gelegt, der vorher eine Chemikalie zugefügt wurde, die die Keime abtötet. Problem bei dieser Methode: Chemische Rückstände können sich am Schnuller anlagern und so vom Baby aufgenommen werden.
Welches Zubehör ist sinnvoll?
Schnullerketten sind eine praktische Erfindung. Aber: Schnullerketten sollten nicht selbst gebastelt werden – es gibt die Gefahr, dass das Kind sich bei Überlänge stranguliert. Ketten, die Sie im Handel kaufen können, unterliegen strengen Normen, was Länge und Material betrifft. Meist bestehen sie aus Holz oder Plastik, haben Verschlüsse, die man an der Kleidung des Kindes befestigt und sind nie länger als 22 cm.
Wichtig ist, darauf zu achten, dass sich aus der Kette keine kleinen Einzelteile lösen können – deshalb sollten Sie sie auch unbedingt entsorgen, wenn sie beschädigt ist. Außerdem ist für die Aufbewahrung des Schnullers, wenn man unterwegs ist, ein sauberer Behälter von Vorteil.
Schnuller oder Daumen?
Da der Daumen hart und nicht kiefergerecht geformt ist, entstehen durch das Daumenlutschen mit der Zeit Zahnfehlstellungen und schwer korrigierbare Fehlbildungen am Kiefer. Es wird daher empfohlen, den Schnuller vorzuziehen: Das weiche Material und seine optimal angepasste Form (an beiden Seiten abgeflacht) sollen diese Risiken minimieren.Zahnfehlstellungen bei Schnuller-Kindern
Überbisse, Kreuzbisse und offene Bisse, vorstehende Eckzähne und Verschiebungen der Backenzähne kommen bei langjährigen Schnuller-Kindern häufiger vor als bei Kindern, die nicht lutschen. Bis sich der Kiefer durch die Verwendung eines Schnullers verschiebt, dauert es aber seine Zeit: laut einer skandinavischen Studie zwei Jahre, bis sich Veränderungen am Oberkiefer, drei Jahre, bis sich Veränderungen am Unterkiefer zeigen.
Das Abgewöhnen des Schullers
Zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr sollte das Kind – so die Empfehlung von Kieferorthopäden – lernen, auf den Schnuller zu verzichten.
Bis zu diesem Zeitpunkt kann das Wachstum des kindlichen Kiefers eventuelle Schäden nämlich noch ausgleichen – danach nicht mehr.
Bis zu diesem Zeitpunkt kann das Wachstum des kindlichen Kiefers eventuelle Schäden nämlich noch ausgleichen – danach nicht mehr.
In der Regel ist das Abgewöhnen ein schwieriges Unterfangen. Als Hilfen bieten sich Geburtstage oder Weihnachten an, wobei der Schnuller sozusagen eingetauscht werden kann. Auch feierliche Zeremonien, in deren Verlauf das gute Stück im Garten vergraben wird, sind oft erfolgreich.
Die rabiateste Methode ist das stückchenweise Abschneiden der Schnullerspitze – irgendwann vergeht der Spaß am Nuckeln von selbst. Schwieriger ist das Abgewöhnen bei Kindern, die an den Daumen lutschen, hier kann es bis ins Schulalter dauern. Ein Schnuller kann hilfreich sein, unbedingt notwendig für das Wohl des Babys ist er aber nicht!
© www.kinderarzt.at by Dr. Peter Voitl