Schwangere bekommen viele Tipps zu richtigen Ernährung. Ein Ratschlag hält sich hartnäckig: Werdende Mütter sollten überwiegend mit Kräutern würzen und sich möglichst salzarm ernähren.
Zurück geht dies auf die Theorie zweier niederländischer Ärzte, die vor etwas mehr als 100 Jahren erklärten, dass Kochsalz in der Schwangerschaft zu Ödemen, Bluthochdruck und Gestose führen könne.
Tatsächlich ist dies nachweislich falsch. Zahlreiche Studien haben mittlerweile bewiesen, dass eine Salzeinschränkung in der Schwangerschaft für gesunde Schwangere nur Nachteile hat.
Mehr Blut und die Gefahr von Wassereinlagerungen
In der Schwangerschaft erweitert sich das mütterliche Blutvolumen. Das Kind wächst und mit ihm sein Nährstoff- und Sauerstoffbedarf. Der Körper der Mutter deckt diesen Bedarf, indem er Blut als Transportmittel für diese Stoffe vermehrt. Das erhöhte Blutvolumen führt dazu, dass mehr Flüssigkeit in den Gefäßen gebunden werden muss. Dadurch wird die auch die Nierendurchblutung besonders angeregt und die Natrium und Wasserausscheidung verändert sich.
In einer normalen Schwangerschaft hält der mütterliche Körper Natrium und Wasser vermehrt zurück, um eine Zunahme des Blutvolumens und des Körperwassers zu erreichen. Die Blutverdünnung führt zur Verbesserung der Fließeigenschaften des Blutes.
Viele Schwangere leiden unter Ödemen, oft sind es aber nur leichtere im Bereich der Knöcheln. Bedingt sind die Einlagerungen meist durch Hormone – eine salzarme Ernährung kann im Gegensatz zur landläufigen Meinung nicht vorbeugend wirken. Ein Nährstoffmangel kann allerdings dazu führen, dass die Wassereinlagerungen massiv auftreten. Dann kann der ganze Körper, auch das Gesicht, betroffen sein. Hier sollte unbedingt der Frauenarzt die Schwangere eng betreuen. Denn sehr starke Ödeme können auch die Plazentadurchblutung vermindern und zu einer Unterversorgung des Ungeborenen führen.
Es kann passieren, dass der Körper selbst versucht hier gegenzusteuern – mit erhöhtem Blutdruck. Dann kann die Gefahr einer Schwangerschaftsgestose drohen.
Falsche Empfehlungen
Schwangeren, die zu Blutdruckproblemen oder zu Wassereinlagerungen neigen, wird immer noch zu bestimmten Diättagen geraten. Reine Reis, Kartoffel-, oder Obsttage sind allerdings genauso ungesund für werdende Mütter wie salzarme Kost. Durch noch mehr Nährstoffmangel verschlechtern sich die Fließeigenschaften des mütterlichen Blutes weiter – so dass der Blutdruck auch noch steigt.
Gleiches gilt für entwässernde Tees, beispielsweise Brennnesseltee. Eine beginnende Gestose wird durch Entwässerungsmaßnahmen verschlechtern. Der erhöhte Blutdruck wird eher durch das gesenkt, was dem Körper fehlt: Salz und Proteine.
Salzbedarf in der Schwangerschaft
Der Salzbedarf der Schwangeren ist unterschiedlich. Einige Frauen haben ganz besondern Appetit auf alles Salzige, anderen Frauen kommt der Geschmack plötzlich merkwürdig vor.
Generell wird in Deutschland großzügig zum Kochsalz gegriffen. Die empfohlene Menge der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) liegt bei 5 Gramm Salz am Tag. Das ist ein immerhin ein gestrichener Teelöffel voll. Tatsächlich nehmen die meisten Deutschen etwas zehn Gramm Salz am Tag zu sich – also das Doppelte der empfohlenen Menge.
Salz versteckt sich in vielen Lebensmitteln. Vor allem in Fertiggerichten. In einer halben Fertig-Pizza stecken beispielsweise bis zu 3,3 Gramm Salz 100 Gramm Wurst oder Käse können bis zu sechs Gramm Salz enthalten. In der Regel kann man den angegebenen Natriumgehalt mit 2,5 multiplizieren, um die gesamte Salzmenge zu berechnen.
Salz gelangt nach etwa drei bis vier Stunden über den Darm in die Blutbahn und bindet dort das Wasser. Ein zuviel an Salz entzieht dem Körper Wasser und führt zu Organschäden. Ein Erwachsener müsste allerdings gut zehn Esslöffel reinen Salzes zu sich nehmen, bevor die Organe versagen – kaum möglich. Nehmen wir zuviel Salz zu uns, reagiert der Körper meist mit Durst. Das Salz wird dann wieder ausgeschieden. Schwangere schaffen dies sogar schneller, da ihre Nieren besonders produktiv sind.
Zuviel Salz kann ausgeschieden werden. Ein Salzverzicht dagegen kann sogar lebensbedrohlich werden! Gerade im Sommer verlieren wir durch Schwitzen viel Flüssigkeit und damit Salz. Wer weniger als zwei Gramm zu sich nimmt, verliert sein Durstgefühl und der Körper droht auszutrocknen.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Schwangeren allerdings auch keine besonders salzige Kost. Im Rahmen der normalen gesunden Mischkost reicht die allgemeine Empfehlung von 5 Gramm am Tag auch für gesunde Schwangere. Werdende Mütter mit Blutdruckproblemen oder Neigungen zu Ödemen sollten sich besonders beraten lassen.
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