Einen Tag lang bin ich eine Prinzessin. Denn von meiner Mutter habe ich die Teilnahme an einem Portrait-Workshop von „Princess of a Day“ geschenkt bekommen. Allerdings beginnt der Tag zunächst nicht sonderlich majestätisch: Die Kinder müssen in den Kindergarten. Brote geschmiert werden. Wie eben an jedem Vormittag. Nur dass ich heute gar nichts mit meinem Haar machen soll und völlig ungeschminkt aus dem Haus gehe. Ein wenig Mascara und einen kleinen Lidstich gönne ich als Kosmetikmuffel mir sonst schon.
Um kurz nach 10 Uhr komme ich Hamburger Hotel East an. Ein bisschen orientierungslos blicke ich mich um. Keine Kutschen, keine Frösche. Ich sehe noch keine Prinzessinnen-Ausstattung. Aber ich treffe Uta – die sich auch suchend umblickt. Die freundliche Frau an der Rezeption schickt uns in hoteleigene Café.
Auf stylischen Plastikstühlen sitzen schon andere Frauen – an ihren ungeschminkten Gesichtern und ungestylten Haaren erkennen wir sie sofort als Mitstreiterinnen. Die Aufregung wächst. Denn wir alle werden gleich an einem der ersten „Princess of a Day“-Workshops 2011 teilnehmen. Vor gut acht Jahren hat Starfotograf Guido Karp die Idee zum Styling-Event entwickelt. Gemeinsam mit dem Master-Stylisten Ullrich Remus und einem Team von Stylistinnen und viele anderen Helfern sollen bis zum 16. April bundesweit rund 10.000 Frauen glücklich werden.
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Ein paar Frauen sind gemeinsam da – mit ihrer Freundin oder Mutter. „Das wird mein drittes Bild, ich bin schon gespannt“, sagt eine junge Frau neben mir. Als sie Kopien ihrer Fotos zeigt, sind alle neugierig. Was wird die Stylistin mir raten? Soll ich mich überraschen lassen oder klar erklären, was ich möchte?
Auch Uta neben mir wird aufgeregter. Welche Bluse sieht auf einem Portrait besser aus? Ullrich Remus empfiehlt die hellere Variante. Ich selbst entscheide mich für ein Halstuch und ärgere mich, dass ich letzte Woche doch nicht mehr beim Frisör war.
Kurz darauf sitze ich vor sehr hellem Licht an einem Schminktisch. Das Make-up werde mir eventuell viel vorkommen, da war ich gewarnt worden. Es ist ja für ein Foto. Ich blicke in den Spiegel und sehe leider eine müde Frau mit „Erfahrungslinien“, wie der Stylist charmant formulierte. Und erkläre, dass ich mich gern überraschen lasse. Aber keine Locken wolle – es soll natürlich, aber gleichzeitig toll aussehen.
Als Mutter habe ich fast nie Zeit, mich morgens fertig zu machen. Die arme Stylistin bemüht sich sehr. Das Make-up sieht mächtig aus – aber irgendwie richtig gut. Während also an meinen Haaren gezwirbelt wird, denke ich an Prinzessinnen. Letizia, Viktoria und Mette Marit haben ja ständig Leute, die ihre Gesicht aufhübschen, an ihren Haaren herumzupfen und ihnen erklären, wie sie sich am besten ins Licht setzen. Und dann ist da auch noch das Hofzeremoniell.
Dann ist auch die Frisur fertig. Ehrlich gesagt ist sie mir ein wenig zu tuffig. Aber ich bin die einzige, die sich zunächst nicht gefällt. Glaube ich jedenfalls, niemand sagt etwas. Alle sehen sich staunend an: Da sind wallende Locken, mondäne Frisuren, die ein bisschen an den Denver-Clan erinnern und peppig abstehende Strähnen. Ich selbst überlege für mich, ob Camilla wohl auch öfter über einen Bad-Hair-Day klagt. Oder ist es die Erbse, die mich stört?
Dann geht es in die erste Etage zum Foto-Shooting. Guido Karp ist schon im Einsatz. Doch bevor ich den Fotografen treffe, legt Stylist Remus noch einmal Hand an. Auf meinen Wunsch hin verschwinden die Locken. Ich mag mich mit glattem Haar doch lieber – und dann geht es in eine abgeteilte Ecke zum Shooting. Guido Karp hat sonst viele Prominente und Models vor der Linse, er begleitet Bands wie ‚Take that’ oder ‚AC/DC’ oder ‚Tokio Hotel“.
Heute bin ich dran. Blitzschnell werden die Bilder gemacht: „Denk mal an was Schönes, denk an mich“, erklärt Guido Karp, drückt auf den Auslöser und macht dabei gefühlte 60 Bilder in der Sekunde. Dann soll ich auch noch meine Zunge rausstrecken. Damit ich auch natürlich lache. Wenn nur dieses blöde Haarspray nicht so in den Augen brennen würde… Die Kamera klickt und ich muss tatsächlich lachen. Fertig. Der Fotograf zeigt mir in rasanter Geschwindigkeit die Bilder auf dem Display seiner Profi-Digitalkamera. Mit einem gezielten Blick wählt er ein Bild aus. „Das ist die Silke, die ich sehen will.“
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Die Stimmung ist locker, es wird viel gelacht und Komplimente werden verteilt. Dann kommt Styling-Expertin Stephanie und gibt noch Tipps. Warum klebt der Concealer? Welche Farben sind am besten? Was tun bei trockener Haut? Sie hat viele Antworten auf die Fragen und empfiehlt auch durchaus Produkte der Discounter. „Ganz wichtig ist immer ein Gesichtswasser. Sonst kann auch die teuerste Creme nichts bewirken.“
Und dann ist der große Augenblick da. Guido Karp hat für jede von uns einen aufwändigen Abzug des Top-Fotos und eine CD dabei. Wir bestaunen die Ergebnisse der anderen Frauen – und erhalten dann unseren Umschlag. Ich selbst muss gestehen: ich habe mich auf dem Bild kaum wiedererkannt. Doch, irgendwie gefalle ich mir. Es ist schon faszinierend, wie ich da aussehe – aber ich glaube trotzdem, in Natura netter auszusehen. Oder? Ich hätte glatt Lust, einen Vergleich zu machen. Wie würde eine gute Fotografin vor Ort in Zusammenarbeit mit einer Visagistin das machen? Auf jeden Fall hätte ich ohne die Gruppe nicht so viel Spaß gehabt. So habe ich mich mit den Müttern und Töchtern gefreut, selbst gestaunt wie wunderschön einige der Frauen aussahen, die sich selbst für unfotogen hielten. Und eine Krimiautorin habe ich auch getroffen. Eine bunte nette Runde.
Der Workshop ist gegen Mittag für uns zu Ende. Für das Team noch lange nicht. Ich selbst beende meinen märchenhafte Zeit noch in einem Restaurant um die Ecke – stilecht mit Prinzessinenbohnen. Dabei blicke ich auf den Umschlag. „Das Foto ihres Lebens“ – das ist vielleicht ein wenig übertrieben.
Denn das hat mein Mann ja schon direkt nach der Geburt des ersten Kindes gemacht. Völlig ungestylt, ohne Make-up, nach fast 24 Stunden Wehen strahle ich in die Kamera mit meiner kleinen Tochter im Arm. Mit dem glücklichsten Gesichtsausdruck. Das ist für mich das schönste Foto meines Lebens. Für Facebook oder als Autorenbild (falls ich auch mal ein Buch schreibe) ist aber das Bild von Guido Karp besser geeignet. Vielleicht mache ich ja auch noch einmal mit. Weil es soviel Spaß gemacht hat!
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Die „Princess for a Day“ Workshops werden im Frühjahr 2011 in 33 Städten angeboten. Neben der Möglichkeit ein Portrait machen zu lassen werden auch Workshops wie „Cover Girl“ und „Schminkschule“ angeboten. Der Workshop „Portrait“ kostet 129 Euro. Weitere Informationen und Reservierungsmöglichkeiten unter www.princess-for-a-day.com |
Bildnachweise, Fotos oben: © Silke Plagge
Foto unten: © Guido Karp für www.p41d.com