„Ich freue mich auf die Ruhe“, sagt Andrea Nahles in ihrer Festtagsbotschaft in ihrem Blog. Spricht da die Spitzenpolitikerin oder die werdende Mutter? Die 40jährige wird sich jedenfalls in den nächsten Wochen nicht um ihre Arbeit, sondern um ihr Privatleben kümmern. Und wie jede andere Schwangere auch freut sie sich. Denn für sie ist dieses Jahr ein besonderes Fest, wie sie selbst in einem Interview der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung betont: „Ein Leben zu schenken ist die größte Tat, die man im Leben tun kann. Es ist ein Fest des Lebens. Es ist, wenn man so will, das eigentliche Weihnachtsfest des Lebens.“
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Doch ganz unbeschwert war die Schwangerschaft nicht, das berichtet sie auch ausführlich in einem Interview der Brigitte. „Zeitweise waren bestimmte Blutwerte nicht die besten. Darum ging es mir einige Wochen gar nicht gut. Da kam schon Panik auf.“ Sie und Ihr Mann Marcus Frings (45), die erst in diesem Jahr geheiratet haben, hatten sich bewusst gegen eine Fruchtwasseruntersuchung entschieden. „Wir nehmen es, wie es kommt. Wir wollten nicht alle Möglichkeiten auszureizen, sondern sagen: Wir sind auch bereit, ein nicht perfektes Kind zu bekommen und zu lieben.“
Warum sie sich so spät für ein Kind entschieden hat, wird die Politikerin oft gefragt. Ehrlich antwortet sie der FAZ: „Es hat vorher einfach nicht gepasst. Für die Gründung einer Familie braucht man auch eine gute Partnerschaft. Ich habe immer auf die Chance in meinem Leben gehofft, dass ich mit einem Partner eine Familie gründen kann. Ich habe die Chance erst spät bekommen und freue mich nun umso mehr.“ Sie hatte im Brigitte-Interview schon verraten, dass es eine kleine Tochter wird, die sie im Januar erwartet.
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Aber einfach wird es nicht werden. Das ahnt auch Andrea Nahles, denn der Brigitte sagte sie: „Emotional stelle ich mir das für mich unheimlich schwer vor. Ich weiß, ich werde unser Kind nicht so oft sehen, wie ich es gern hätte.“ Aber es klingt auch so, als ob sie keine wirklich Wahl hat, wenn sie weiterhin in der Politik eine wichtige Rolle spielen möchten: „Mein Job ist einer, der Begehrlichkeiten weckt.“ Denn Es gebe „einige“ von denen sie ganz genau wüsste: „Bei der ersten Gelegenheit, in der es schwierig wird, kann ich mit deren Solidarität nicht rechnen.“ Und sie betont: „Damit meine ich nicht nur auf den politischen Gegner, sondern befürchte das auch in meiner eigenen Partei.“
Mutterschaft und Karriere – in anderen Ländern ist das nicht besonderes. Hier jedoch wird sehr betont, wenn einer Ministerin tatsächlich beides gelingt. Kann Ursula von der Leyen eine gute Mutter und eine gute Politikerin sein? Auch Andrea Nahles ist kritisch: „ Deutschland denken die Leute immer zuerst an Auszeiten, Karrierebrüche. Man sollte zusehen, dass man nicht zu lange draußen bleibt, das ist der Druck auf die Frauen meiner Generation.“
Doch auch wenn sie selbst unter Druck steht, klingt in bei Andrea Nahles durch, dass ihre Entscheidung für ein Kind, trotz ihres Berufes, für sie richtig ist: „Kinder zu bekommen hat auch damit zu tun, was für Spuren man im Leben hinterlässt. Der Zirkel des Lebens schließt sich, der bisher unvollendet war. Das war nicht der Grund, ein Kind zu bekommen – aber schön ist es dennoch.“ Sie wird dafür sorgen, dass im Willy-Brand Haus ein Wickeltisch einziehen wird und eventuell zwischen den Sitzungen stillen. Doch zunächst freut sie sich auf die weihnachtliche Ruhe und darauf, dass auf sie und ihren Mann ein ganz besonderes Jahr wartet. Beruflich zurückstecken will die werdenden Mutter jedenfalls nicht: „Denkbar ist vieles, aber bin ich optimistisch: Es wird gehen.“
Kleiner Nachtrag: Am Dienstag, den 18. Januar 2011 ist Andrea Nahles Mutter geworden. Das Mädchen heißt Ella Maria, ist 48 Zentimeter groß und 2.810 Gramm schwer. Mutter und Kind sind wohlauf, wurde vermeldet.
Bilder:©www.andrea-nahles.de/Bundestag