Plötzlicher Kindstod

Ein Albtraum, aber zum Glück ein sehr seltener: man kommt morgens ins Kinderzimmer und das Baby atmet nicht mehr. Wie kann man das Risiko vermindern?
Unter der Bezeichung SIDS (Sudden Infant Death Syndrome) fasst man alle plötzlichen und unerklärlichen Todesfälle gesunder Säuglinge ohne erkennbaren Auslöser meist während des Schlafes zusammen, bei denen sich auch nach genauer Untersuchung der Umstände keine Ursache finden lässt.
Häufigkeit
Nur eines von tausend aller Babys ist betroffen, Jungs etwas häufiger als Mädchen. SIDS stellt nach der Neugeborenenperiode die häufigste Todesursache im ersten Lebensjahr dar.
In den letzten Jahren ist allerdings ein deutlicher Rückgang durch wirksame Vorsorgemaßnahmen zu beobachten. Besonders häufig betroffen sind Säuglinge zwischen dem 2. und 4. Lebensmonat und in den Wintermonaten; rund 90 % der Fälle treten im ersten Lebenshalbjahr auf.
Ursachen
Bereits seit mehr als hundert Jahren wird nach den möglichen Ursachen dafür gesucht. Wahrscheinlich sind mehrere Faktoren am Zustandekommen dieses schrecklichen Ereignisses beteiligt. Man vermutet als wichtigsten Faktor eine Unreife des Atemantriebes, die in Verbindung mit anderen Faktoren zum Auftreten von SIDS führen kann.
Symptome
Die Symptome entsprechen einem Herz-Kreislauf-Stillstand; das Kind wird meist bewusstlos, blass bis leicht bäulich, schlaff und mit veränderter Atmung  im Bettchen aufgefunden.
Vorbeugung
Seitdem die Bauchlage beim Schlafenlegen des Säuglings als Risikofaktor erkannt und nicht mehr empfohlen wurde, konnte die Häufigkeit des plötzlichen Kindstods um über 50% gesenkt werden.
  • Der Kopf des Babys sollte nicht durch Bettzeug bedeckt werden können.
  • Babys sollten nicht auf weichen Unterlagen oder mit Kopfpolster schlafen.
  • Säuglinge sollen im elterlichen Schlafzimmer, aber im eigenen Bett schlafen.
  • Säuglinge und Kinder sollten sowohl vor als auch nach der Geburt in einer rauchfreien Umgebung aufwachsen.
  • Zum Schlafen genügen eine Windel, ein Schlafanzug und eine dünne Decke oder ein Sacki. Die ideale Raumtemperatur liegt bei etwa 18 Grad. Wärmedecken sind für Babys nicht geeignet.
  • Achten Sie auf versehentlich mögliche Strangulationen durch Schnüre oder Ketten und auf sichere Gitterabstände (4,5 – 7,5 cm) des Gitterbettes.
  • Wenn möglich, sollte länger als 2 Monate gestillt werden.
  • Schnuller dürften einen positiven Effekt haben, also eine Gefährdung des Kindes vermindern.
Neuere Theorien zur Ursache
  • Eine Studie der Universität von Manchester nennt ein bestimmtes Bakterium (Helicobacter pylori) als möglichen Cofaktor.
  • Eine Innsbrucker Forschergruppe hat einen möglichen Zusammenhang zwischen jener Atemschwäche, die zum plötzlichen Kindstod führt, und der angeborenen Überaktivität eines bestimmten Ionenkanals (SK3) in Nervenzellen entdeckt.
  • Gebrauchte Matratzen waren nach einem Bericht von Forschern aus Glasgow im „British Medical Journal“ möglicherweise mitverantwortlich für den plötzlichen Kindstod. Besonders deutlich zeigte sich der Zusammenhang, wenn die Matratzen nicht innerhalb der eigenen Familie „vererbt“ worden waren, sondern von anderen Familien weitergegeben wurden. Im Verdacht standen Bakterien, die in gebrauchten Matratzen in hohen Konzentrationen vorkommen. Diese Untersuchung konnte noch nicht bestätigt werden.
  • Eine Bonner Gruppe um Dr. Dettmeyer hat Herzgewebeproben untersucht und konnte verstärkt Enteroviren nachweisen (Coxsackie-Viren, Parvovirus B19) . Von Enteroviren weiß man, dass sie Herzmuskelentzündungen und Herzrhythmusstörungen hervorrufen können.
  • Neueste Forschungserkenntnisse legen zudem einen Zusammenhang zwischen einem zu niedrigen Serotoninspiegel im Gehirn und dem plötzlichen Kindstod nahe. (Ergänzung der Redaktion, Juli 2008).

 

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