Peinlicher SMS-Wahnsinn

Schnelle kurze Nachrichten per Handy zu verschicken. Das ist doch gerade für Mütter im Dauerstress ungemein praktisch, dachte Redakteurin Silke R. Plagge. Kinder bespielen und gleichzeitig im Kontakt mit Freundinnen und Kollegen bleiben – leider ging das total daneben und führte zu heftigen Verwirrungen.

Ja, ich gebe es zu – ich finde es eigentlich viel praktischer schnelle schicke Nachrichten zu verschicken als zu telefonieren. Vielleicht weil ich faul bin oder die ständigen Unterbrechungen nervig finde? Tja. SMS, das soll laut Wikipedia für Short Message Service, also für Kurznachrichtenservice stehen. Doch leider bin ich immer mehr davon überzeugt, dass es meinem Fall eindeutig für Silkes Masochistische Schnellschüsse stehen müsste. Denn ich neige dazu, die Texte rasch zu schreiben und dann schnell zu verschicken. Und das ist auch der wahre Grund, warum ich es nur eigentlich praktisch finde. Und nicht immer.

Leider kann ich mich nämlich auch beim SMS-schreiben nicht immer so richtig konzentrieren. Am liebsten schicke ich solche Nachrichten dann, wenn ich nicht richtig telefonieren kann. Und das ist meist der Fall, wenn ich mit meinen munteren Kindergartenkindern auf dem Spielplatz bin, mit den Kindern von A nach B hetze und mich vergewissern will, dass ich auch wirklich das richtige B suche. Eine typische SMS liest sich so: „u-bahn verpasst. Treffen in Eiscafe wie bespr.Gruss“ Blöd, wenn dann die Antwort: „Nein, Treffen bei dir zu Hause. Wo bist du?“ kommt.

Klar, so etwas kann passieren. Leider passiert mir so etwas immer dann, wenn ich unter Schlafmangel, kranken Kindern, zuviel Arbeit, Zeitdruck oder schlechtem Wetter leide – also durchaus öfter. Das Handy könnte meine Schusseligkeit also gut ausgleichen. Wenn da nicht mein Problem wäre…

Und dieses Problem ist ein wenig masochistisch. Denn ich quäle mich selbst damit. Nur eine richtige Lösung habe ich nicht. Was mir immer wieder passiert? Ich schicke die Nachrichten an den falschen Adressaten! Text schreiben, dann aus der Kontaktliste den Namen wählen und ab damit.

„Kannst du Milch mitbringen, Brot ist auch alle. Und komm heute mal pünktlich.“ Diesen – sicher nicht sonderlich freundlichen – Text schrieb ich an meinen Mann. Ich hatte mich gestern sehr geärgert, dass ich zu spät zum Sport gekommen war. Am Nachmittag klingelte es dann um 15.45 Uhr an der Tür. „Na, zeitig genug?“ fragte meine Freundin Angela mit etwas säuerlicher Miene. Wir waren zum Kaffee verabredet. Mir war nicht ganz klar, was dieser Kommentar und ihre Überpünktlichkeit bedeutete. Dann drückte sie mir eine Plastiktüte in die Hand. „Hier die Bestellung. Nächstes Mal schicke doch gleich einen Einkaufszettel.“ Ich sah in die Tüte. Brot und Milch. Upps. Ich grinste Angela verlegen an. „Ich glaube, du hast die SMS gekriegt, die mein Mann lesen sollte.“ Sie guckte irritiert und musste dann lachen. Tatsächlich passiert ihr das öfter – wahrscheinlich weil sie in einigen Adressbüchern an erster Stelle steht. Ob der ADAC auch häufig fehlgeleitete Nachrichten bekommt?

Ich habe aber auch schon meiner Mutter geschrieben, dass ich später kommen werde. Und löste damit heftige Verwirrung aus. Denn meine Mama fragte sich, ob sie einen Termin vergessen hätte? Dabei hatte ich statt Monika Mutter eingegeben. Peinlich.

Auch meine Kollegin und Freundin Christine habe ich neulich irritiert. Ich bedankte mich sehr für die schönen Blumen und erklärte, dass sie noch 7 Euro von mir bekäme. Später gestand mir Christine, dass sie ganz verzweifelt überlegt hätte, ob andere Kollegen vielleicht in ihrem Namen etwas geschenkt hätten? Sie konnte sich meinen überschwänglichen Dank nicht erklären. Und fragte dann vorsichtig nach. Die SMS war für die Nachbarin Christina gedacht. Die hatte meine Tochter mit zum Blumen selbst pflücken genommen – und das Vergnügen hatte 7 Euro gekostet.

Ich merke, dass ich doch immer mehr überlege, was ich da so in mein Handy hineintexte. Denn es könnten ja noch viel peinlichere Situationen entstehen. Es tröstet mich ein wenig, dass ich neulich lesen musste, dass Googles Handy-Betriebssystem Android seit Monaten mit einem Fehler in der SMS-Funktion kämpft. Daran trage ich wirklich keine Schuld!

Google-Handys verschicken nämlich peinlicherweise dank eines Technikfehlers manchmal Kurznachrichten an falsche Empfänger aus dem Adressbuch. Der Fehler passiert vor allem dann, wenn der Nutzer gleichzeitig verschiedene SMS-Dialoge führt. Wie schrecklich, wenn man sich dann gerade bei der Freundin über den doofen Chef ausjammert – und der das dann liest! Aber gut, dass ich nun eine Ausrede habe. Google ist schuld – muss ja keiner wissen, dass ich überhaupt kein Android-Handy habe…

Interessanterweise bin ich aber gar nicht die Einzige, der so etwas passiert. Anna Koch und Axel Lilienblum aus Berlin beschäftigen sich seit Jahren mit merkwürdigen, fehlgeleiteten oder einfach nur sehr bizarren SMS. Die Betreiber der Website SMSvonGesternNacht.de sammeln die lustigen Kurznachrichten. Die schönsten haben Sie ihn ihrem Buch „Du hast mich auf dem Balkon vergessen“ veröffentlicht, aber auch beim Lesen der Website kann man herzlich lachen.

Ein Beispiel:

SMS von 9.48h „Hey Süße, die letzte Nacht mit dir war einfach saugeil. Zum Glück konntest du verschwinden, bevor meine Alten kamen. Bitte um Wiederholung. ich ruf dich an!“

Antwort um 9:52 Uhr: „Komm lieber mal runter. Frühstück ist fertig. Den Rest klären wir gleich. LG Mama.“

Wenn mein Sohn ein wenig nach seiner Mutter kommt, werde ich solche Nachrichten ja vielleicht in elf bis zwölf Jahren lesen. Ich bin schon gespannt! Vielleicht hat auch meine Tochter noch ein paar Überraschungen parat? Ich selbst hoffe jedenfalls, dass mir nun solche Peinlichkeiten erspart bleiben.

Allerdings hat Angela mich gestern sehr merkwürdig angeguckt und so betont erklärt, ihr Abend sei auch sehr schön gewesen. Ob sie etwa auch die gestrige Nachricht an meinen Gatten, nach dessen liebevoller Wiedeversöhnungs-Aktion, gelesen hat? Huch!

 Bild: © Stockphoto4u für istockphoto.com

Lesen Sie auch:

Mami im digitalen Zeitalter

Blöde Männersprüche

Wahrheiten über das Mutter sein

Der Mamagei