Ungeplante Schwangerschaft

Heute sind viele Schwangerschaften geplant und auf den Geburtsstationen werden die Wunschkinder freudig erwartet. Doch manchmal kommt ein Baby auch dann, wenn die Eltern gar nicht damit gerechnet haben. Eine Mutter berichtet, wie sich alles zum Guten wendete.

Maja* (41):

„Wir waren eine Bilderbuchfamilie. Alles war gut. Vater, Mutter und zwei Kinder. Ich war gerade richtig glücklich, als unser Lebensplan plötzlich umgeworfen wurde. Unsere Tochter war sechs Jahre alt und ihr Bruder knapp drei Jahre. Beide waren von Herzen gewünschte Kinder. Vor allem auf das zweite Kind haben wir lange warten müssen. Wir waren sogar bei einer Kinderwunschpraxis in Behandlung.

Mein Mann wurde untersucht, ich auch, und das Ergebnis war niederschmetternd: ‚Ihr erstes Kind ist ein Lottogewinn, mit dem Spermiogramm und dem Hormonstatus ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass sie beide ohne Unterstützung überhaupt ein Kind bekommen. Freuen Sie sich, dass es geklappt hat.“ Wir wünschten uns aber wirklich sehr ein Geschwisterchen für Lena und so habe ich tatsächlich mehrere Monate lang Hormonspritzen bekommen. Das war keine leichte Zeit, denn mein Mann ist selbstständig und musste den Betrieb am Laufen halten, Sex fand nach Plan statt und mit jedem negativen Schwangerschaftstest wurde ich trauriger.

Als sich Paul dann tatsächlich ankündigte, waren wir unendlich glücklich. Die Schwangerschaft war herrlich unkompliziert und die erste Zeit mit Baby war traumhaft. Das Geschäft meines Mannes lief gut und wir sparten auf ein Haus. Deswegen wollte ich auch gerne wieder arbeiten – und fing wieder an mich in meinem Job als Grafikerin zu bewerben. Ich hatte wirklich großes Glück und bekam einen tollen 30-Stunden-Arbeitsplatz in einer netten Agentur, als Abteilungsleiterin. Paul hatte einen Kindergartenplatz, Lena ging nach der Schule in den Hort und alles war prima.

Dann war mir morgens plötzlich immer flau. Meine Zigaretten schmeckten mir nicht mehr. Und meine Periode blieb auch aus. Ob das jetzt schon die Wechseljahre sind? Kann ja ab dem 40. Lebensjahr sein, fragte ich mich. Doch es kam anders. Nach all diesen Jahren, in denen die Spezialisten mir nahezu Unfruchtbarkeit diagnostizierten, war ich plötzlich schwanger geworden. Als mir der Arzt erklärte, dass ich wieder ein Kind erwarte, weinte ich. Dieses Mal waren es keine Freudentränen. Ich konnte es nicht fassen: wieder schlaflose Nächte, was sollte aus meiner Arbeit werden? Das Haus würden wir uns nicht mehr leisten können. Und überhaupt – alle Babysachen hatte ich doch längst verschenkt.

Ich begann hektisch zu planen, sprach mit meinem Mann, meinen Eltern, der Bank und mit meinen Arbeitgeber. Ich war so mit dem Planen beschäftigt, dass ich das Kind gar nicht wahrnahm. Die Firma bot mir die Möglichkeit, meine Nachfolgerin einzuarbeiten und schon bald wieder einzusteigen – ich würde halt viel im Homeoffice machen können. Meine Eltern erklärten, dass sie unser Haus mit finanzieren würden.

Zu den Vorsorgeuntersuchungen ging ich hin – ich konnte mich aber immer noch nicht freuen. Ganz anders als bei den ersten zwei Kindern. Dann kam der Schock: Ich hatte leichte Blutungen. Bei der Ultraschall-Untersuchung zeigte sich auch noch, dass die Nackenfalte verdickt war. Die Frauenärztin riet zu einer Fruchtwasseruntersuchung. Ich bekam rasch einen Termin, aber die Tage bis dahin waren schlimm. Erst jetzt wurde mir klar, dass ich mir dieses Mini-Baby wirklich wünsche. Ich hatte unendliche Angst, es zu verlieren.

Endlich (erst in der 19. SSW!) erfuhren wir, dass unser zweites kleines Mädchen gesund sein würde und die Schwangerschaft trotz der Blutung stabil war. Meinem Mann und mir fiel ein Stein vom Herzen. Ich merkte, dass ich mir einfach zu viel vorgenommen hatte: Job, drei Kinder und ein Haus bauen? Eigentlich wäre es doch erst einmal möglich, in unserem Mietshaus den Dachboden umzubauen.

In dieser dritten Schwangerschaft hat mir mein Körper ganz klar gezeigt, dass er anders tickt, als ich dachte. Ich war unerwartet schwanger, musste kürzer treten und mein Leben ändern. Die Belohnung dafür ist heute drei Monate alt. Ein wunderbares Sonnenscheinbaby.

Ich habe mir viel Gedanken über Lebenspläne gemacht. Wir haben bisher kein Haus – und beruflich bin ich kürzer getreten. Ganz oft kommt alles ganz anders. Generationen von Frauen hatten gar keine Wahl: Sie waren schwanger, bekamen Kinder und mussten sich damit abfinden. Heute ist es für uns so viel einfacher: Wer wirklich nicht schwanger werden möchte, kann verhüten, keine unverheiratete Mutter wird schief angeguckt und wenn es wirklich nicht geht, ein Kind zu bekommen, dann gibt es auch hier Möglichkeiten. Ich finde es gut und wichtig, dass Frauen heute selbst bestimmen können, ob sie abtreiben möchten oder ihr Kind auch anonym gebären können.

Aber für mich war die Wahl, die das Leben für mich getroffen hat, die richtige. Wir haben uns ja für diese drei Kinder entschieden. Ich bin heute berufstätige dreifache Mutter und möchte keines meiner Kinder je missen. Die drei sind schon jetzt ein richtiges Team und wir alle sind immer noch eine glückliche Familie – ohne eigenes Haus, aber eben mit mehr Kinderlachen.“

 

Hilfe für ungeplant Schwangere

Ungeplante Kinder können manchmal durchaus sehr erwünscht sein. Oft aber ist es für die Schwangere so, dass sie in so einem Fall in einer besonderen, meist sehr schwierigen Lebenslage ist. Wer in einer unsicheren Partnerschaft lebt, finanzielle Probleme hat oder aus anderen Gründen nicht sieht, wie das Leben mit dem Kind aussehen kann, sollte sich unbedingt Hilfe suchen. Rat geben können der Partner, Freunde und Verwandte – aber auch spezielle Schwangerenberatungsstellen.

Diese überregionalen Stellen können Hilfe vor Ort vermitteln:

www.profamilia.de
www.familienplanung.de

*Name von der Redaktion auf Wunsch geändert
Bild:©istockphoto

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