Wie viele Stunden pro Woche würden Sie gerne arbeiten? Wenn Sie jetzt sagen „Um die 30 Wochenstunden wäre perfekt“, liegen Sie ziemlich im Durchschnitt der deutschen Frauen – denn 32 Stunden wäre die ideale Wochenarbeitszeit laut einer Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung.
Die Realität in Deutschland sieht anders aus: im Jahr 2010 waren 9,3 Millionen Frauen teilzeitbeschäftigt – sowohl in Teilzeit – als auch in Minijobs. Männer hingegen gehen viel seltener einem Teilzeitjob nach – ihre Zahl lag bei 3,2 Millionen im vergangenen Jahr.
„Teilzeit“, schreibt die Autorin der Studie, Susanne Wanger, ist „immer noch eine mehrheitlich weibliche Beschäftigungsform.“ Denn der Großteil der arbeitenden Männer hat eine Vollzeitstelle, während mehr als die Hälfte aller berufstätigen Frauen „nur“ einen Teilzeitjob hat.
Die Gründe für diese ungleiche Verteilung sieht die Autorin in den fehlenden Kinderbetreuungsangeboten und den höheren Löhnen der Männer, die dazu führen, dass Männer nur zwei Monate Elternzeit nehmen und rasch wieder an den Arbeitsplatz zurückkehren nach der Geburt eines Kindes. Und nicht zuletzt spielen die traditionellen Muster eine Rolle:
Bei Paaren mit Kindern leben über 70 Prozent das klassiche „Zuverdienermodell“, bei dem der Mann Vollzeit und die Frau Teilzeit erwerbstätig ist. Und sogar 25 Prozent aller Familien mit Kindern in Deutschland praktizieren das sogenannte „männliche Ernährermodell“, bei dem nur der Mann einer bezahlten Berufstätigkeit nachgeht.
Nur bei den alleinerziehenden Müttern, die beinahe jeden fünften Haushalt in Deutschland ausmachen, sieht es anders aus – sie arbeiten öfter in Vollzeit als Mütter in Paarbeziehungen.
Infratest Sozialforschung und das DIW Berlin befragten die Frauen in Deutschland, ob sie gerne mehr arbeiten möchten. Und es kam heraus, dass sie dies eindeutig gerne tun würden – fast 20 Prozent der Teilzeitbeschäftigten möchten am liebsten Vollzeit arbeiten.
Anders als der Durchschnitt der Frauen in Brot und Lohn liegt die „Traumarbeitszeit“ bei den Müttern mit Teilzeitjobs bei 27 Wochenstunden, also 5 Stunden unter dem rein rechnerischen Schnitt von 32 Stunden, wenn man alle Frauen mit Arbeit betrachtet (diejenigen, die nicht arbeiten möchten, sind in dieser Rechnung nicht enthalten). Im Schnitt würden Frauen mit Teilzeitjobs gerne wöchentlich 4 Stunden mehr arbeiten, und solche mit Mini-Jobs gerne 9 Stunden mehr.
Das Ehegattensplitting als steuerlichen Nachteil für Frauen erwähnt die Studie nicht – diese steuerliche Besonderheit in Deutschland sorgt dafür, dass verheiratete Frauen meist die für sie ungünstigere Steuerklasse 5 wählen. Somit bleibt nach Abzug der Steuern so wenig von ihrem Gehalt übrig, dass so manches Paar entscheidet, es lohne sich nicht, dass die Frau mehr als in einem 400 €-Job arbeiten gehe.
Quelle: IAB Kurzbericht 9/2011, Autorin Susanne Wanger
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