In den letzten Wochen der Schwangerschaft möchten viele Mütter es sich so richtig gemütlich machen, das Kinderzimmer wird herausgeputzt und das Familienheim soll schön und kuschelig für das Baby sein. Doch diese Lust auf „Nestbau“ hat nichts mit dem Nestschutz zu tun.
Gerade durch die Schweinegrippe liest man den Begriff „Nestschutz“ momentan vermehrt. Es scheint nämlich, dass geimpfte Mütter ihren Babys Nestschutz gegen Schweinegrippe mitgeben. 100%ig gesichert ist diese Erkenntnis aber noch nicht.
Was genau ist eigentlich Nestschutz? Gemeint ist der Schutz vor Krankheiten, den das ungeborene Kind von der Mutter bekommt und der das Neugeborene in den ersten Monaten nach der Geburt vor Krankheiten und Infekten schützt.
Das Kind erhält über die Nabelschnur mütterliche Antikörper
Im Mutterleib erhält das Kind durch die Nabelschnur alle Antikörper, über die die Mutter verfügt. Es spielt keine Rolle, ob die Schwangere die Abwehrstoffe durch eine Imfpung erhalten hat oder ob sich durch eine Krankheit im Körper gebildet haben. Wie stark dieser Nestschutz genau wirkt, ist unterschiedlich – denn jede Frau hat ja auch unterschiedliche Antiköper. Je besser der Impfschutz der Mutter und je mehr Krankheiten sie selbst durchgemacht, desto besser also für das Kind.
Nestschutz und Grippe
Im Zusammenhang mit der Schweinegrippe wird wegen des Nestschutzes auch darüber diskutiert, Schwangere nun doch verstärkt zu impfen. Eine neue Studie, die an über 350 Schwangeren mit einem ähnlichen Impfstoff (gegen saisonale Grippe) vorgenommen wurde, hat ein ergeben, dass das Impfen der Mutter für das Ungeborene positiv ist. Von den Babys der geimpften Mütter hatten in den ersten acht Monaten nach der Geburt rund 60 Prozent weniger eine Grippe und rund 30 Prozent weniger fiebrige Atemwegserkrankungen. Die Experten vermuten, dass die Antikörper auch über die Plazenta zum Kind gelangen.
Da Babys bis zum sechsten Lebensmonat noch nicht selbst gegen H1N1 geimpft werden können, und auch die Medikament noch nicht bekommen dürfen, wäre die Impfung der Mütter ein möglicher Schutz der Kinder.
Generell wirkt der Nestschutz bei bestimmten Krankheiten, z. B. Masern zuverlässig. Bei anderen Krankheit kann der Schutz gering ausfallen, wenn die Mutter beispielsweise selbst kaum Antikörper hat. Und es gibt Krankheiten – insbesondere Keuchhusten – bei denen der Nestschutz leider gar nicht wirkt.
Entwicklung der kindlichen Abwehrkräfte
Weitere wichtige Abwehrstoffe erhält das Neugeborene mit der Muttermilch. In der Milch sind „Oberflächenabwehrstoffe“, die gegen Erreger wirken, die nicht im Blutkreislauf enthalten sind. Säuglinge erhalten so mit der Muttermilch einen zusätzlichen Schutz im Darm gegen alle Krankeitserreger, die im Mund aufgenommen werden. Da Babys vieles in den Mund stecken, ist das besonders wichtig.
Das kindliche Immunsystem ist bei der Geburt schon voll ausgebildet und beginnt von Anfang an, allein Antikörper zu bilden. Der Nestschutz ist sozusagen nur eine „Übergangslösung“, bis das Baby selbst körperlich fit ist. Der Nestschutz verschwindet nicht einfach nach sechs Monaten, er bildet sich langsam zurück – je nachdem, wie stark das Abwehrsystem des Kindes ist.
Auch das Impfen ist besonders wichtig
Stillen und Nestschutz reichen allein allerdings nicht. Für die Gesundheit des Babys ist es besonders wichtig, dass das Kind viel Kontakt zur Umwelt hat. Also eben nicht nur zu Hause eingekuschelt wird. Denn nur dadurch, dass der Körper des Kindes mit Krankheitserregern in Berührung kommt, kann er mit der Bildung von Antikörpern reagieren. Deshalb schadet auch Impfen nicht – es trainiert das Abwehrsystem.
Meist sprechen die Kinderärzte Eltern bei der dritten Vorsorgeuntersuchung, bei der das Baby vier bis sechs Wochen alt ist, auf die ersten Impfungen an. Die Ständige Impfkommission (STIKO) rät dringend zur Sechsfach-Impfung gegen Tetanus, Diphtherie, Kinderlähmung, Keuchhusten, Hepatitis B (Leberentzündung) und Haemophilus influenzae Typ b (Hirnhautentzündung verursachendes Bakterium) ab dem vollendeten dritten Lebensmonat. In anderen Ländern ist das Impfen Pflicht, bei uns ist es eine freiwillige Entscheidung der Eltern. Daher ist es für Eltern wichtig, sich ausreichend zu informieren, damit sie ihrem Kind den besten Schutz mitgeben.
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