Ein Kind? Dass Frauen sich aussuchen können, ob sie ein Baby bekommen möchten, ist relativ neu. Erst die Erfindung moderner Verhütungsmethoden hat es möglich gemacht, dass Frauen selbst bestimmen, wann der richtige Zeitpunkt für Nachwuchs gekommen ist. Doch schon nach wenigen Wochen wird den meisten Frauen klar: es ist nur eine scheinbare Selbstbestimmung. Denn dank Pille & Co. ist es zwar möglich, eine Schwangerschaft zu verhindern. Doch auf Verhütung zu verzichten bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass wirklich bald ein Baby kommt.
Und das ist es, was schwer zu verstehen ist. Sicher, wir wissen, dass es so ist. Haben von Paaren mit unerfüllten Kinderwunsch gelesen oder kennen selbst Betroffene. Aber die meisten Frauen beschäftigen sich nun einmal jahrzehntelang damit NICHT schwanger zu werden. Mit der besten Freundin wurde mit roten Ohren im Jugendzimmer besprochen, worauf es beim „ersten Mal“ ankommt. Kondom oder Pille gehören bei vielen zur Grundausstattung im Badezimmer. Moderne deutsche Frauen wissen, wie sie verhüten.
Aber sie kennen ihren Körper nicht. Sicher, dass es einen Eisprung gibt, ist bekannt. Und welche Tage sind besonders fruchtbar? Damit wird sich erst beschäftigt, wenn der Kinderwunsch da ist.

Dass zum Schwangerwerden mehr gehört als Sex zum richtigen Zeitpunkt, auch darüber denken die wenigsten Frauen nach. Wenn sie gerne schwanger werden möchten, verzichten sie auf die Verhütung – und sind enttäuscht wenn „es“ nicht schnell klappt. Kann doch nicht sein, dass ich nicht schwanger werde?
Warum funktioniert mein Körper nicht?
Wir haben keine Gebrauchsanleitung für unseren weiblichen Körper mitbekommen. Sicher, auch mit Verhütung werden wir Frauen „im fruchtbaren Alter“ daran erinnert, dass wir schwanger werden könnten. Doch die Periode wird als etwas Lästiges empfunden. Nicht als ein Reinigungsritual, mit dem die Gebärmutter sich selbst säubert und sich darauf vorbereitet, ein kuscheliges Nest für einen neuen kleinen Menschen zu werden.
Wenn sich das Wunschkind Zeit lässt, ist der erste Gang der Weg zum Frauenarzt. Untersuchungen sollen zeigen, ob alles „funktioniert“. Und doch können Gynäkologen nur gucken, ob medizinisch alles in Ordnung ist. Sicher ist auch sinnvoll, den Impfschutz prüfen zu lassen und tatsächlich einen Check-up zu machen. Doch auch wenn alles so ist, wie es sein sollte, bedeutet dies trotzdem nicht, dass das Kind schneller kommt.
Viele Frauen mit Kinderwunsch berichten in Foren von ihrer schwierigen Hibbelzeit. Von der monatlichen Enttäuschung. Und davon, dass sie ihren eigenen Körper neu kennen lernen.
Doch die Wartezeit kann auch positiv sein und zu einem ganz neuen positiven Köpergefühl führen. Tatsächlich können sehr alte Verhütungsmethoden hier helfen. Aber wie das?
Natürliche Familienplanung – den eigenen Körper kennenlernen
Mit den Methoden der natürlichen Familienplanung sollen die „fruchtbaren Tage” möglichst ausgemacht werden. Ist kein Kinderwunsch vorhanden, soll an genau diesen Tagen kein Geschlechtsverkehr stattfinden. Doch die Planung kann auch bedeuten, gezielt diese Tage dazu zu nutzen, mit dem Partner innigen Sex zu haben, um ein Baby zu zeugen.
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Entscheidend ist dabei, den eigenen Körper genau kennen zu lernen – und das ist ein längerer Prozess, bei dem genau auf körperliche Signale geachtet wird, um sie zu verstehen. Dazu wird die morgendliche Temperatur gemessen, das Gebärmutterhalssekret und die Öffnung des Gebärmutterhalses kontrolliert. Auch Zykluscomputer, die den Hormonstatus mit Hilfe von Urin bestimmen, können dies unterstützen.
Die Basaltemperaturmethode
Die Basaltemperaturmethode gilt als besonders zuverlässig, um die fruchtbaren Tage zu bestimmen. Jeden Morgen wird direkt nach dem Aufwachen im Bett die Temperatur gemessen. Möglichst jeden Tag zur gleichen Uhrzeit. Die Temperatur wird dann notiert.

Praktisch: Im Internet gibt es die Möglichkeit, diese Temperaturkurve online zu führen. Ein Blick auf den monatlichen Verlauf zeigt, dass die Körpertemperatur kurz vor dem Eisprung abfällt und danach ansteigt. Entscheidung ist die Auswertung, für den aktuellen Zyklus nutzt sie meist wenig, mehrere Zyklen müssen beobachtet werden, um vergleichen zu können.
Die Billingmethode
Untersuchung des Zervixschleims: Über einen längeren Zeitraum werden hierzu die Schleimabsonderungen, die aus der Scheide austreten, überprüft. Der Zervixschleim kann direkt am Scheideneingang oder auch in der Scheide entnommen werden und wird mit Hilfe der Finger (zwischen Daumen und Zeigefinger) oder mit einem Taschentuch beobachtet.
Die Beschaffenheit geht von glasklar über milchig trüb bis weiß oder gelblich. Auch die Konsistenz ist unterschiedlich: dünnflüssig, fadenziehend oder zäh. Über mehrere Monate beobachtet, zeigt sich so ein individueller Rhythmus. Am Tag nach der Menstruation lässt sich meist kein Sekret feststellen. Kurz vor dem Eisprung ist der Schleim besonders glasklar und kann im Fingertest lange Fäden ziehen. Dann ist die Durchlässigkeit für Spermien besonders hoch. Kurz nach dem Eisprung wirkt der Zervixschleim noch ein bis zwei Tage cremig. Dann verdickt sich das Sekret wieder und wird eher zäh und trüb.
Mit Hilfe der natürlichen Familienplanung wird nach einigen Monaten ein bestimmtes Muster immer deutlicher. Das Bewusstsein für den eigenen Köper und seinen Rhythmus steigt. Und so steigen auch die Chancen, dass der Kinderwunsch sich bald erfüllt.
Wir sind neugierig: Haben natürliche Methoden bei Ihnen funktioniert? Hatten Sie einen Zykluscomputer oder ein Fieberthermometer? Was raten Sie anderen?
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