Ich war in der 30. Schwangerschaftswoche, als ich ein ganz besonderes Geschenk bekam: Einen Massage-Gutschein. Jetzt? In der Schwangerschaft? Eine Nachfrage beim Gynäkologen: „Es gibt einige Schwangere, die bei einer Massage aufpassen müssen. Aber bei einer normalen Schwangerschaft ist das kein Problem. Also los, lassen Sie sich verwöhnen.“

Ein paar Tage später finde ich mich einem Wellness-Spa wieder. Ich liege auf der Seite, Kissen stützen mich angenehm ab. Zarte Musik klingt im Hintergrund, ich fühle die festen warmen Hände der Masseurin auf meiner Haut. Ich spüre unendliche Ruhe und merke, wie sich mein Körper wohlig entspannt. Und das, obwohl ich seit Wochen schlecht schlafe und furchtbare Rückenprobleme habe. Viel zu früh ist die herrliche Stunde um.
Schwangere Körper leisten Schwerstarbeit: Da dürfen sie auch mal verwöhnt werden
Fast alle Schwangeren plagen sich mit dem ein anderen Zipperlein herum. Der Rücken wird durch das ungewohnte Gewicht und die veränderte Köperbalance belastet, die Brust spannt und die Beine fühlen sich schwer an. Auch Ischiasbeschwerden und Verspannungen im Nacken sind häufig. Kein Wunder, den der Körper einer werdenden Mutter leistet Schwerstarbeit. Und da darf er auch einmal richtig verwöhnt werden. Massagen sind mehr, als nur ein paar Streicheleinheiten. Sie helfen, den Körper wieder intensiv zu spüren, in einer liebevollen Atmosphäre können Leib und Seele entspannen. Und noch mehr. „Massagen können viele Schwangerschaftsbeschwerden lindern,“ erklärt die Heilprakterin und Massagetherapeutin Susanne Lauf.
Was bewirkt eine gute Schwangerschaftsmassage?
- Verminderung von Muskelverspannungen, besonders im mittleren- und oberen Rückenbereich, Nacken, Schultern und Po
- Reduzierung von Stress
- Hilfe bei Anspannung, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Schlafstörungen.
- Verbesserung von Körperwahrnehmung und Unterstützung der Körperhaltung und Körperwahrnehmung.
- Entlastetung der beanspruchten Gelenke
- Entspannung der Muskeln und Unterstützung der Geburtsvorbereitung
- Stärkung der Hautelastizität
- Anregung von Kreisslauf und Durchblutung, Nährstoffaustausch in der Plazenta wird verbessert
- Ruhe und Entspannung
Welche Massageform ist die Richtige?
Shiatsu, InTouch, HotStone oder Ayurveda-Massagen? Es gibt viele verschiedene Massageformen. Eine in Deutschland noch recht neue Variante ist die perinatale Massage, die für speziell für Schwangere entwickelt wurde. Es gibt keine Massage, die nicht für Schwangere geeignet ist. Es ist wichtig zu wissen, dass eine Massage während der Schwangerschaft anders ist als eine herkömmliche Massage, betont Susanne Lauf. „Kenntnisse, die die Anatomie und Physiologie in der Schwangerschaft betreffen sind ganz besonders sehr wichtig.“ Nur ausgebildete Masseure mit fundierter Weiterbildungen sollten Schwangere massieren: „Lassen Sie sich die entsprechenden Zertifikate zeigen,“ rät die Expertin.

Entscheidend ist eine gute Lagerung ohne Druckpunkte. Auf keinen Fall darf eine Schwangere auf dem Bauch liegen. Auch Massagetische mit einem Loch für den Bauch sind schlecht – sie belasten die Gebärmutterbänder und das Kreuzbein und das führt zu Verspannungen. Am besten geht Schwangerschaftsmassage in der Seitenlage, unterstützt durch Lagerungskissen oder in einer enstpannten Sitzhaltung.
Bestimmte Punkte dürfen bei Schwangern nicht massiert werden
Einige Körperbereiche dürfen in der Schangerschaft nicht massiert werden. Daher sollte der Masseur gerade dann auf die Schwangerschaft hingewiesen werden, wenn sie in den ersten Monaten noch nicht sichtbar ist. Am besten den Mutterpass mitnehmen und mit dem Masseur genau besprechen, worauf zu achten ist und welche Regionen eventuell Beschwerden verursachen.
Bestimmte neuralgische Druckpunkte, der Bereich des Kreuzbeines und Teile des Nackens sind bei einer Schwangerenmassage tabu, da eventuell sonst vorzeitige Wehen ausgelöst werden. Hier gibt es höchstens ein paar zarte Streicheleinheiten. Auch der Bauch sollte nicht massiert, sondern höchstens sanft eingeölt werden.
Wohlriechende Aromaöle gehören zu einer schönen Massage. In der Schwangerschaft mögen eine Frauen allerdings intensive Gerüche nicht. „Nicht jedes Öl ist für Schwangere geeignet,“ erklärt die Massagetherapeutin Susanne Lauf. Vor allem bei ätherischen Ölen ist Vorsicht angesagt. Kampher- und Anisöl beispielsweise wirken wehenauslösend.
Für welche werdenden Mütter eigenen sich Massagen?
Einige Experten raten zu Massagen in der Frühschwangerschaft ab, tatsächlich gibt es aber nichts, was generell dagegen spricht. Viele Frauen fühlen sich aber den ersten Monaten oft besonders matt und leiden unter Übelkeit – Entspannung fällt da schwer. Optimal sind regelmäßige Massagen ab dem 4. Schwangerschaftsmonat. Wer auch als Nichtschwangere keine Massagen mag, wird sie vermutlich „in anderen Umständen“ auch nicht zu schätzen wissen. Wer es allerdings noch nie ausprobiert hat und ein Okay vom Frauenarzt hat, sollte sich versuchsweise von einer Massage verwöhnen lassen.
Eine Einschränkung gilt für kranke Schwangere oder Risikoschwangere. Sie sollten einen Massagebesuch vorher mit ihrem Gynäkologen absprechen, denn bei einigen Erkrankungen darf auf keinen Fall massiert werden. „Auch Therapeuten müssen diese Erkrankungen und ihre Symptome erkennen,“ erklärt Susanne Lauf. „Wenn eine Frau sich unwohl fühlt oder es Anzeichen gibt, dass eine Massage jetzt nicht gut wäre, muss sie abgebrochen werden.“
Keine Massage bei:
- Fieber
- Ansteckenden Erkrankungen, etwa Erkältungen oder Grippe
- Hautausschlägen
- akuten Verletzungen
- Entzündungen
- unklaren starken Schmerzen
- frühzeitigen Wehen
Bei lokalen Erkrankungen dürfen einige Köperzonen nicht massiert werden:
- Krampfadern
- undiagnostizierte Hauterscheinungen
- Blaue Flecken, Schnitte, Sonnenbrand
- Wassereinlagerungen, Ödeme ( Lymphdrainage empfohlen)
Verboten sind Massagen bei folgender Risikoindikation:
- Plazentaerkrankungen (z.B Plazenta previa)
- Wachstumsstörungen
- veränderter Herzschlag des Fötus
- Diabetis
- Krampfneigung oder Epilepsie
- Untergewicht der Mutter oder des Fötus
- Autoimunerkrankungen
Auch zu Hause können es sich Mütter gut gehen lassen
Nicht nur professionelle Massagen tun werdenden Müttern gut. Streicheleinheiten sind Balsam für die Seele. Auch der Partner kann eine Schwangere mit einem schönen warmen Öl einreiben. Lassen Sie sich am besten ein paar Tipps von der Hebamme oder einer Massagetherapeutin geben.
Die Partnermassage sollte ohne Druck, am besten nur mit sanftem Streicheln stattfinden – so können auch nicht versehentlich empfindliche Punkte stimuliert werden. Auch eine Massage mit einem Noppenball oder eine leichte Zupfmassage – die das Gewebe auch gleichzeitig schützt – wird von vielen Schwangeren als angenehm empfunden. Die künftigen Eltern können sich auch ein abendliches Massageritual ausdenken. Mama lässt sich entspannt verwöhnen und Papa tut Mutter und Kind etwas Gutes. Denn das Kleine wird die Kuschelrunde ebenfalls genießen.