Masern – die wichtigsten Antworten

Masern sind nicht harmlos! Immer wieder gehen die Viren um. Bei etwa jedem siebten Kind kann es zu Komplikationen kommen. Was hilft? Hier die Antworten auf die häufigsten Fragen von Eltern.

Was genau sind eigentlich Masern?

Masern sind eine Viruserkrankung, die nur von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Masernviren sind hochansteckend und durch Tröpfcheninfektion, d.h. durch Husten, Niesen oder Sprechen übertragbar. Schon fünf Tage vor einem Auftreten eines Hautausschlags ist eine Ansteckung möglich. Masern sind keine Kinderkrankheit, auch wenn sie oft so bezeichnet werden. Da sie so schnell übertragen werden können, erkrankten früher vor allem Kinder an der Krankheit. Heute sind viele Kinder geimpft, in Deutschland treten zur Zeit die meisten Masernfälle bei Jugendlichen und Erwachsenen auf.

Masern bei Kindern
Infektion, Symptome und Therapie von Masern (© panthermedia.net, diego cervo)

Masern gelten seit Anfang 2001 als meldepflichtige Erkrankung nach dem Infektionsschutzgesetz. Jeder Verdacht auf den direkten oder indirekten Befall mit dem Masernvirus muss dem zuständigen Gesundheitsamt vom behandelnden Arzt namentlich gemeldet werden.

Symptome – wie verläuft die Krankheit?

Masern beginnen etwa zehn bis zwölf Tage nach der Ansteckung oft mit grippeähnlichen Symptomen wie Schnupfen, Reizhusten, gereizten lichtempfindlichen Augen und Fieber. Nach zwei bis drei Tagen sind auf der Wangenschleimhaut weiße Flecken („Koplik-Flecken“) zu sehen. Typisch ist neben diesen Flecken ein dunkelroter Ausschlag, der meist nicht juckt und sich vom Gesicht über den ganzen Körper ausbreitet. Circa vier Tage nach Beginn des Ausschlags sinkt das Fieber wieder.

Masern – Bilder

Masern Bilder - rote Flecken (© Thinkstock)
Masern Bilder – rote Flecken (© Thinkstock)
Masern Symptome: Koplik-Flecken im Mund
Masern-Bilder:  Koplik-Flecken im Mund (US Center for Disease Control and Prevention)

Warum gelten Masern als so gefährlich?

Der Masern-Virus schwächt das Immunsystem. Und das kann tödliche Folgen haben. Denn Erreger können zu Komplikationen wie Mittelohrentzündungen oder Bronchitis führen. In etwa ein bis sechs Prozent aller Fälle von Masern kann auch eine Lungenentzündung auftreten. Diese kann tödlich verlaufen. 10 von 10.000 Masern-Fälle können auch zu einer Hirnhautentzündung führen. Hier kann es zu ebenfalls zu Todesfällen oder schweren Behinderungen kommen.

Sehr selten (10 von 100.000 Erkrankungen) kann als Spätfolge, im Schnitt etwa sieben Jahre nach der Erkrankung, eine so genannte SSPE (subakute sklerosierende Panenzephalitis) ausbrechen. SSPE führt zu einer schleichende Zerstörung der Hirnzellen und ist in allen Fällen tödlich.

Wie viele Menschen sterben den an den Folgen von Masern?

Die Masern sind eine der weltweit häufigsten Todesursachen bei Kindern. Ende der 90er Jahre wurden weltweit 535.000 Maserntote registriert, wie die Weltgesundheitsorganisation WHO berichtet. Im Jahr 2011 starben noch 158.300 Menschen an der Viruserkrankung. Deutschland hatte sich zusammen mit den 194 Mitgliedsstaaten gegenüber der WHO verpflichtet, die Masern bis zum Jahr 2015 vollständig zu eliminieren – ein Ziel, das schon für 2010 geplant war. Und nicht eingehalten wurde – 2015 gab es die bisher stärkste Masernwelle in Deutschalnd mit über 2400 gemeldeten Fällen. Als eliminiert, also als ausgerottet, gelten Krankheiten, wenn drei Jahre hintereinander weniger als 0,1 Prozent von 100.000 Einwohner an einer Erkrankung leiden.

Masernfaelle_Deutschlandweit

Wieso treten Masern noch immer auf?

Masernausbrüche lassen sich erst dann verhindern, wenn 95 Prozent der Bevölkerung immun sind. Dies ist nur mit Impfungen zu erreichen. In vielen Ländern ist die Krankheit schon fast besiegt, in Deutschland aber noch nicht. Dies liegt laut der Ständigen Impfkommission (STIKO) daran, dass viele Kleinkinder recht spät geimpft werden, denn nur 18 Prozent der elf Monate alten Kinder und nur 77 Prozent der 14 Monate alten Kinder sind einmal gegen Masern geimpft. Die STIKO rät dazu, Kinder zwischen dem 11. und 14. Monat zum ersten Mal mit dem Kombi-Impfstoff gegen Masern, Röteln und Mumps (MMR) zu impfen, der zweite Teil der Impfung sollte bis zum Ende des 2. Lebensjahres erfolgt sein. In Ausnahmefällen kann die erste MMR-Impfung auch schon ab dem 9. Monat erfolgen, etwa wenn die Aufnahme in eine Gemeinschaftseinrichtung wie die Krippe bevorsteht.

Seit 2001 gilt auch die Empfehlung, die zweiten Masern – Mumps – Röteln Impfungen bereits im zweiten Lebensjahr zu geben, damit sich der vollständige Impfschutz rechtzeitig aufbaut. Seitdem sind die gemeldeten Masern-Fälle deutlich gesunken. Die Diskussion über die Impfung (mit einem Lebendimpfstoff), und deren Nutzen und Risiken bei Kindern wird aber noch immer geführt, denn es besteht in Deutschland keine Impfpflicht. Bei den erneuten Masernerkrankten handelt es sich tatsächlich meist um ungeimpfte Jugendliche und junge Erwachsene. Die STIKO empfiehlt daher eine Masernimpfung für alle bislang nicht oder in der Kindheit nur einmal geimpfte nach 1970 geborene Erwachsene.

Wie sind Säuglinge geschützt?

Neugeborene, deren Mütter geimpft sind oder durch eine überstandene Masernerkrankung Antikörper gegen das Masernvirus haben, geben diesen Schutz über den so genannten Nestschutz an ihren Säugling weiter. Ab dem 6. Lebensmonat beginnt sich das kindliche Immunsystem allein aufzubauen und muss eigene Antikörper entwickeln.

Was ist mit Schwangeren oder Frauen mit Kinderwunsch?

Eine Infektion mit Masern kann zu Fehl- oder Frühgeburt führen, das teilt die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG)  mit. Bei einer Infektion in der späten Schwangerschaft kann sich das Neugeborene gleich bei der Geburt anstecken. Auch für die Schwangere selbst ist die Erkrankung wegen des hohen Fiebers und der möglichen Komplikationen gefährlich. Zu Fehlbildungen führt eine Masernerkrankung nicht. Frauen mit Kinderwunsch sollten unbedingt testen lassen, ob sie Antikörper haben und im negativen Fall eine Impfung nachholen.

Was sollten Eltern tun, wenn ihr Kind Masern haben könnte?

Eltern sollten sofort einen Arzt aufsuchen. Wichtig: vorher in der Praxis anrufen, bei so stark ansteckenden Krankheiten wird oft ein besonderer Termin vereinbart, damit ein erkranktes Kind andere nicht im Wartezimmer anstecken kann. Wenn ein Kind sehr leidet, Fieberkrämpfe, schmerzende Augen, Kopfschmerzen oder einen steifen Nacken hat, sollte sofort der Notarzt gerufen werden.

Wegen des Infektionsschutzgesetzes – und vor allem wegen der starken Ansteckungsgefahr – darf ein an Masern erkranktes Kind erst nach dem völligen Abklingen der Symptome wieder in die Schule oder in den Kindergarten. Da das Immunsystem sehr stark angegriffen ist, brauchen viele Kinder bis zu zwei Wochen auch nach dem Abklingen des Hautausschlages und dem Absinken des Fiebers, bis sie sich wieder erholt haben.

So können Sie Ihrem kranken Kind helfen

Tipps des Kinderfacharztes Dr. Peter Voitl | www.kinderarzt.at

[box type=“note“ icon=“none“]Dr. Peter Voitl„Allgemein fiebersenkende Massnahmen, reichlich Flüssigkeit. Antibiotika helfen bei Masern nicht. Bettruhe hilft dem Körper, alle Reserven für die Krankheitsabwehr einzusetzen. Wadenwickel sind ein gutes Mittel, das Fieber sanft zu senken. Nur anwenden, wenn Hände und Füße des Kindes warm sind. Ein abgedunkeltes Zimmer schont die schmerzenden Augen, das kranke Kind kann auch eine Sonnenbrille tragen. Isolieren Sie Ihr Kind, damit sich andere nicht anstecken.“

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