Es hat überhaupt keinen Zweck, Grundschüler und Kindergartenkinder durch kritisches Feedback zum Lernen zu bringen, so hat jetzt einTeam von Wissenschaftlern der niederländischen Universität Leiden herausgefunden.
Die Hirnareale, die für die kognitive Verarbeitung zuständig sind (also die Erkenntis bzw. das Denken), funktionieren nämlich bei Kindern bis 9 genau entgegengesetzt wie bei Menschen über 11 Jahren. Die Großhirnrinde von jüngeren Kindern reagiert bei Lob durch Aktivität, wie die Hirnforscherin Eveline Crone und ihr Team mit Magnetresonanz-Tomographie beweisen konnten. Kritik bewirkt bei den Kindern unter 9 keinen Lernprozess, sagen die Forscher – sie waren selbst überrascht von der Eindeutigkeit ihrer Befunde. Crone vermutet, dass es für das Gehirn einfacher ist, durch Lob zu lernen und dass Lernen durch Kritik als komplexerer Prozess eine höhere Gehirnreife voraussetzt.
Verhaltensforscher hatten die eher verunsichernde und negative Wirkung von Kritik beim Lernprozess von Erst- und Zweitklässlern schon länger beobachtet, aber durch den neurowissenschaftlichen Beweis mittels Magnetresonanz-Thomographie sind nun harte Fakten geschaffen, die an den Grundschulen langfristig grundsätzliche Veränderungen herbeiführen dürften. Denn auch wenn viele Lehrer intuitiv häufig mit Lob arbeiten, ist der neue Ansatz, auf Kritik möglichst zu verzichten, absolut nicht Praxis in den ersten Schulklassen.
Es ist allerdings nicht so, dass abrupt mit dem 9. Geburtstag sich irgendetwas im Gehirn ändern würde – die holländischen Wissenschaftler haben nämlich 3 Gruppen für ihre Studie aufgemacht: Kinder unter 9, Kinder von 11-12 Jahren und junge Erwachsene von 18-25-Jahren. Man weiß also noch nicht, wann ab dem 9. Geburtstag und in welchem Tempo sich die Reaktionen des Gehirns auf Lob und Kritk verändern.
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