Kinder mögen kleine Gruppen

Kleiner Mini-Kindergarten oder große Kindertagesstätte mit Riesenangebot?Viele Eltern suchen die passende Betreuung für ihre Kinder. Forscher fanden jetzt heraus: Kinder lieben kleine Gruppen. Denn eine enge Bindung ist ganz besonderes wichtig.
Eine enge Betreuung in einer winzigen Einrichtung oder doch lieber das vielfältige Angebot einer riesigen Kita? Viele Eltern fragen sich, worauf sie bei der Wahl der richtigen Tagesbetreuung besonders achten sollten.
Eine neue Studie zeigt: Wie zufrieden Kinder in einer Einrichtung sind, hängt nicht nur von der Qualität der Betreuer, sondern auch davon ab, wie gut Kinder zu den Ansprechpartnern eine Beziehung eingehen können. Bei Gruppen von über 20 Kindern verschlechtert sich die Qualität der Beziehungen und der Stress für Kinder nimmt deutlich zu.
passende Betreuung für Kinder
kleine Gruppen und enge Bindung sind Kindern wichtig (© panthermedia.net, Cathy Yeulet)
Zu diesem Ergebnis kommt die Forschergruppe um Prof. Jared A. Lisonbee der Washington State Universität. Dies Ergebnis lässt sich auf Deutschland übertragen. „Je größer die Kindergruppen sind, desto weniger können sich die Erzieherinnen und Erzieher um die Kinder kümmern. Kinder können dann kaum eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen, die ihnen die Trennung von den Eltern und von Zuhause erleichtert“, erklärt auch Dr. Ulrich Fegeler, niedergelassener Kinderarzt und Bundespressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte.
Die amerikanischen Forscher untersuchten 191 Vierjährige in 12 verschiedenen Einrichtungen. Damit sie das Stressniveau der Kinder beurteilen können, sammelten die Wissenschaftler Speichelproben im Verlauf des Tages und bestimmten den Cortisol-Spiegel – einem Stresshormon, das eine erhöhte Alarmbereitschaft des Körpers bewirkt. Andere wissenschaftliche Arbeiten lassen vermuten, dass eine Erhöhung des Cortisol-Spiegels auch im Zusammenhang mit Lernstörungen, Gedächtnisbeeinträchtigungen und Verhaltensproblemen steht.
Die Wissenschaftler befragten die Erzieherinnen und Erzieher und auch die Kinder, wie sie sich miteinander verstanden. Kinder, die eher anhänglich waren, hatten dem zu Folge einen erhöhten Cortisol-Spiegel beim Besuch der Tageseinrichtung. Erwartungsgemäß hatten auch Kinder mit einem schlechteren Kontakt zur Bezugsperson erhöhte Werte.
Konfliktpotenzial gab es aus der Sicht der Erzieher, wenn Kinder sich nicht an Regeln hielten. Aus der Sicht der Kinder, wenn sie die Erwachsenen als unfreundlich erlebten und für beide, wenn die Betreuer die Miteinander mit den Kindern als unbefriedigend und frustrierend erlebten – alles Situationen, die eher in überfüllten Tageseinrichtungen vorkommen.
„Cortisol kann langfristig das Immunsystem unterdrücken. Stresshormone lassen das Herz schneller schlagen und erhöhen den Blutdruck. Kann der Körper den erhöhten Spiegel z.B. nicht durch Bewegung und Entspannung abbauen, kann darunter die Gesundheit leiden“, so  Dr. Fegeler. „Diese Untersuchung zeigt, wie wichtig es ist, die Gruppen in Tageseinrichtungen klein zu halten und für ein angenehmes Klima zu sorgen – sowohl für Kinder als auch für Erzieherinnen und Erzieher.“