Kind im Krankenhaus

Etwa jedes zweite Kind muss irgendwann im Laufe seines Lebens ins Krankenhaus. Wenn möglich, ist eine gute Vorbereitung wichtig, da diese Situation für das Kind selbst, aber auch für die Familie eine beträchtliche Belastung darstellt.
Vor dem Krankenhausaufenthalt
Wird ein Kind krank oder ist eine Operation erforderlich, ist eine gute Planung wichtig. Die Aufnahme sollte auf einer Kinderabteilung erfolgen, Kinder auf Erwachsenenstationen sollten die Ausnahme darstellen. Mittlerweile ist es weitgehend üblich, dass Eltern gemeinsam mit ihrem Kind ins Krankenhaus aufgenommen werden können, sofern die Bettenkapazität es zulässt. Üblicherweise wird die Mitaufnahme von Begleitpersonen bei Säuglingen, noch nicht schulpflichtigen, schwer kranken oder chronisch kranken Kindern bevorzugt behandelt.
 
Information des Kindes
Grundsätzlich kann ein informiertes Kind besser mit einer Erkrankung und den notwendigen Eingriffen umgehen, weil es weiß, was mit ihm passiert. Wie genau Kinder Bescheid wissen wollen, ist jedoch ganz unterschiedlich. Phantasien über das Ungewisse bereiten oft viel mehr Angst. Manche Kinder begnügen sich auch mit nur den wichtigsten Informationen. Ein Kind sollte aber nicht mit komplizierten Details überfordert werden. Meist wird durch die Art der Fragen des Kindes ohnehin klar, was es wissen möchte. Die Antworten sollten jedenfalls ehrlich sein, Kinder merken recht schnell, wenn ihnen wichtige Information vorenthalten werden. Besichtigen Sie eventuell das Krankenhaus vor der Aufnahme mit Ihrem Kind.
 
Die Ernährung
Es gibt die Empfehlung, bestimmte Nahrungsmittel wie Auberginen oder Tomaten einige Tage vor einer Operation zu meiden; die darin enthaltenen chemischen Stoffe, die Glykoalkaloide, können die Wirkung von Narkosemitteln verlängern. Setzen Sie zwei Wochen vor einer Operation nach Rücksprache mit dem Arzt auch alle pflanzlichen Heilmittel ab, besonders Johanniskraut, Ginkgo, Ginseng, Echinacea, Kava, Baldrian und Knoblauch können Probleme bei einer Operation verursachen.
 
Die Aufnahme im Krankenhaus
Die Aufnahme im Spital kann unterschiedlich verlaufen – je nachdem, ob es sich um eine geplante Operation oder einen akuten unvorhersehbaren Eingriff handelt. Geht es um eine geplante OP, wie zum Beispiel die Entfernung der Mandeln, haben Sie und Ihr Kind Zeit, sich auf den Spitalsaufenthalt vorzubereiten, z.B. entsprechende Bücher anzusehen. Müssen Sie und Ihr Kind jedoch akut ins Spital, fällt diese Vorbereitungsphase weg. Fragen Sie nach einem Mutterkind-Zimmer!
 
Folgende Dinge sollten zur Aufnahme mitgebracht werden:
 
  • Alle Unterlagen, die Sie zur Vorbereitung bekommen haben
  • Alle Laborbefunde und Röntgenbefunde
  • Die Überweisung Ihres Kinderarztes/Ihrer Kinderärztin
  • Die Zustimmung zur Operation und der damit verbundenen Anästhesie
  • Unterlagen über frühere Erkrankungen des Kindes
  • Ein Ausweis Ihres Kindes (Geburtsurkunde/Reisepass)
  • Den Mutter-Kind-Pass
  • Den Impfpass
  • Persönliche Artikel des Kindes wie Hausschuhe, Zahnbürste und Zahnpasta, Lieblingsspielzeug, Puppe, Teddy, Foto von den Eltern, etc..
  • Wenn Sie beim Kind bleiben: Nachtgewand, Schlafrock, Hausschuhe, Handtücher, Waschzeug
  • Regelmäßig eingenommene Medikamente (leere Packungen mitbringen)
  • Falls vorhanden, einen Blutgruppenausweis
  • Falls vorhanden, einen Allergiepass
Die Vorbereitung auf eine Operation
Das Vorbereitungsgespräch
Dieses Prämedikationsgespräch ist die Vorbereitung für die Narkose, es soll Ihnen Informationen über die Narkose und dem Arzt Informationen über eventuelle Risken vermitteln. Die Eltern sollen alle wichtigen Informationen über ihr Kind weitergeben, ob bisherige Narkosen gut vertragen wurden oder Allergien bekannt sind. Je besser Sie informiert sind, umso problemloser wird der Spitalsaufenthalt verlaufen. Fragen Sie genau nach dem Ablauf der Narkose.
 
Nüchtern vor dem Eingriff
Bei Patienten mit vollem Magen besteht ein erhöhtes Risiko, bei einer Narkose zu erbrechen. Aus diesem Grund sollte der Magen möglichst leer sein. Da aber auch  Magensäure erbrochen werden kann, sollte auch Kaugummikauen oder Bonbonlutschen vermieden werden.
Säuglinge sollten bis zu vier Stunden vor einer Narkose nicht mehr mit Muttermilch gestillt werden, können aber dann bis zu zwei Stunden vor der Narkose noch etwas Tee oder Wasser erhalten.
Bei Schulkindern, Jugendlichen und Erwachsenen werden im allgemeinen vier bis sechs Stunden Nüchternheit vor einer Narkose empfohlen.
Anders müssen verunfallte Kinder beurteilt werden, hier wäre es gefährlich, eine Nüchternheit abzuwarten
 
Die Prämedikation
Es ist üblich, vor der eigentlichen Narkose ein beruhigendes Medikament als Zäpfchen, als Saft oder als Tablette zu geben. Ziel dieser Prämedikation ist die Reduktion von Ängsten im Zeitraum vor der Narkose. Die Kinder werden meist innerhalb einer halben Stunde müde und dann in den Operationssaal gebracht. In vielen Spitälern ist es möglich, dass die Eltern bei ihren Kind bleiben können, bis es richtig schläft.
 
Die Narkoseeinleitung
Bei der Maskeneinleitung wird auf Mund und Nase eine dicht sitzende Beatmungsmaske aufgesetzt und die Kinder atmen Narkosegase ein. Erst wenn das Kind eingeschlafen ist, wird eine Vene punktiert und weitere Narkosemedikamente gespritzt. Bei der intravenösen Narkoseeinleitung wird die Vene gleich zu Beginn der Narkoseeinleitung punktiert und darüber die Narkosemedikamente gegeben.
 
Die operative Versorgung
Gerade die Kinderchirurgie hat sich während der letzten Jahre zu einem eigenen, spezialisierten Fachgebiet entwickelt. Behandelt werden Kinder bis zum 18. Lebensjahr, also jenem Zeitpunkt, an dem Wachstumsvorgänge ihren Abschluss finden. Die moderne Narkose ist ein sehr sicheres Verfahren geworden, schwere Zwischenfälle betragen weniger als 0,01 %; auch Bluttransfusionen werden bei kinderchirurgischen Operationen selten benötigt.
 
Die Aufwachphase
Die Aufwachphase verläuft bei jedem Kind unterschiedlich; die meisten Kinder wachen ruhig und schmerzfrei auf, manche sind aber auch unruhig und brauchen die Anwesenheit der Eltern zur Beruhigung. Schmerzstillende Medikamente werden üblicherweise verordnet. Von der Art der Operation ist der Zeitpunkt des ersten Trinkens abhängig.
 
Nach dem Krankenhausaufenthalt
Die Rückkehr nach Hause ist nicht immer einfach, da das Kind das Erlebte verarbeiten muss. Es empfiehlt sich, auch die Rückkehr gut vorzubereiten. Oft verhalten sich Kinder im Krankenhaus ruhig und angepasst und zu Hause werden dann Gefühle wie Ärger und Frustration gezeigt; oft machen die Kinder in ihrer Entwicklung auch einen Schritt zurück. Das sind völlig normale Reaktionen.
Die psychische Belastung
Es gibt je nach Alter des Kindes Unterschiede im Umgang mit der eigenen Erkrankung. Bei Säuglingen steht die Trennung von den Eltern im Vordergrund, bei Schulkindern eher die Angst vor ärztlichen Eingriffen und Operationen. Ab dem etwa 10. Lebensjahr können Überlegungen zu Erkrankungen auf einer logischen Ebene angestellt werden. Aber auch die Eltern kranker Kinder sind durch ein Gefühl der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins in einer Ausnahmesituation.
Auch nach dem Spitalsaufenthalt werden bei den Kindern damit in Zusammenhang stehende Reaktionen beobachtet, vor allem sogenannte regressive Verhaltensweisen (wieder Bettnässen, Daumen lutschen oder den Schnuller fordern). Dazu kommen oft auch praktische Probleme wie Fehlzeiten in der Schule oder Bewegungseinschränkungen.
 
Körperliche Aktivität
Nach einer Operation benötigt man Schonung; es kommt auf die Art des Eingriffes an, was erlaubt ist. Besorgen Sie sich auch ein entsprechendes Attest für eine eventuelle Befreiung vom Sportunterricht. Üblicherweise ist zwei Tage nach der Nahtentfernung Duschen wieder erlaubt.
 
 

© www.kinderarzt.at by Dr. Peter VoitlDr. Peter Voitl