Intim-Operation

Der Intimbereich fühlt sich nach der Geburt anders an oder sieht komisch aus? Viele Frauen trauen sich nicht, darüber zu sprechen, wenn sie sich „unten rum“ nicht richtig fühlen. Doch es gibt durchaus Hilfe. Ein Experten-Interview.
liliput-lounge: In letzter Zeit liest man häufiger etwa über chirurgische Korrekturen im Intimbereich – gab es die vorher nicht, oder ist das wirklich ein neuer Trend?
Dr. Thomas Gent: Gegeben hat es ‚Intimkorrekturen’ schon immer, aber heute wird mehr darüber geredet, wie bei vielen anderen Dingen. Auch der Bereich Vagina ist längst kein Tabuthema mehr. Es ist heute Mode, dass viele Frauen im Intimbereich rasiert  sind–  und so werden Veränderungen auch mehr wahrgenommen. Insofern kann man schon von einem gewissen Trend sprechen.
Was sind die häufigsten Korrekturen in diesem Bereich  – vor allem nach Geburten?
Die häufigsten Korrekturen sind die Verkleinerung der Schamlippen und die kosmetische Angleichung verschieden großer Schamlippen. Und dann natürlich ‚Schönheitskorrekturen“ von schlecht verheilten oder schlecht genähten Dammschnitten.
Man hört auch oft recht schnell das Stichwort ‚Designervagina’, wenn sich Frauen im Intimbereich operieren lassen möchten. Aber geht es den Frauen nicht eher um persönliches Wohlbefinden?
Das Wort ‚Designervagina’ finde ich ganz schrecklich! Es geht doch letztlich um die Entscheidung der Frau. Auch im Intimbereich möchte sie für sich und vielleicht auch für Ihren Partner gut aussehen. Darum darf sie durchaus Wünsche äußern und diese mit Hilfe eines Arztes umsetzen!
Sind Intimkorrekturen auch manchmal medizinisch nötig?
Ja, zum Beispiel, wenn eine Frau nach Dammverletzungen Schmerzen hat, etwa beim Verkehr. Die Chance die Operation als Kassenleistung anerkannt zu bekommen, ist allerdings nicht wirklich groß!
Nach einer Geburt kann sich das Gewebe im Scheidenbereich – gerade beim Geschlechtsverkehr – anders anfühlen. Würden Sie dann zu einer Scheidenstraffung raten oder zunächst zu Beckenbodenübungen?
Erst einmal muss die Zeit arbeiten. Eine Schwangerschaft dauert schließlich auch neun Monate. Ich rate ganz klar zu Beckenbodenübungen und erst ganz am Ende kann die Überlegung zu einer Operation anstehen.
Nach Damm- oder Scheidenrissen haben einige Frauen das Gefühl „nicht richtig“ vernäht worden zu sein – gibt es auch hier die Möglichkeit operativer Eingriffe?
Ja, aber das ist ein sehr sensibler Bereich. Wichtig ist eine gute Beratung und Erfahrung des Arztes. Es darf auf keinen Fall unterschätzt werden, dass der Eingriff nicht mal eben gemacht ist. Häufig müssen Muskeln durchtrennt werden und wieder richtig zusammengebracht werden. Wenn ein Arzt sagt: ‚Das mach ich mal eben’ ist immer Vorsicht geraten.

Welchen Frauen raten Sie in welchem Fall zu einer Intimkorrektur – und wann raten Sie eher ab?
Ich rate dazu, wenn ich das Gefühl habe, das eine Frau das wirklich will und es keine Sekundenentscheidung ist und nach genauer Besprechung des Für und Widers.

Wie genau verläuft so eine OP – unter Vollnarkose und ambulant?
Je nach Größe wird der Eingriff in einer leichten Vollnarkose oder unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Und in jedem Fall ambulant, so dass die Patientin abends wieder zu hause ist.
Welche Risiken und welche Nachteile gibt es?
Wie bei jeder Operation kann es zu Entzündungen, Schmerzen, Blutungen und unter Umständen zu unschönen Narben kommen.
Und wie teuer sind solche Eingriffe überhaupt? Wie schon gesagt, ist es eher selten, dass die Kassen zahlen. Die Patientin muss daher, je nach Umfang des Eingriffs meist mindestens 300 Euro und oft deutlich über 1000 Euro zahlen.
Wer ist überhaupt der beste Ansprechpartner für eine Operation im Intimbereich? Der Gynäkologe oder der plastische Chirurg?
Der Gynäkologe ist immer der erste Ansprechpartner – und auch der günstigere!
Woran erkenne ich als Laie eine gute seriöse Beratung? Vor welchen ‚schwarzen Schafen’ können Sie eher warnen?
Ein Frauenarzt der sofort abwinkt, hat meistens keine Ahnung und stellt sich dem Thema nicht. Jemand, der der Patientin nichts über mögliche Risiken sagt, ist mit Vorsicht zu genießen! Eine seriöse Beratung erkennt man an einer ordentliche Aufklärung des Eingriffs. Am besten mit einer Zeichnung, Erläuterung der Risiken und einer auch einer klaren Angabe darüber, wie hoch die Kosten sein werden.
Interview: Silke R. Plagge
Dr. med. Thomas Gent, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Der Hamburger Geburtshelfer absolvierte seine Facharztausbildung im Hamburger Marienkrankenhaus und arbeite längjährig in der Entbindungsklinik von Hamburg Barmbek. Acht Jahre lang war er Landesvorsitzender des Berufsverbandes. Seit 1993 ist er niedergelassener Frauenarzt. Neben der Schwangerschaftsvorsorge, der Pränataldiagnostik und Kinderwunschsprechstunden umfasst seine Praxisleistung auch kosmetische Intimkorrekturen.

 

Bild: © Janet Layher – fotolia.com

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