In-vitro-Maturation (IVM) ist eine noch relativ neue Methode in der Reproduktionsmedizin. In Deutschland bekam im Dezember 2005 die erste Frau durch dieses Verfahren ein Baby, weltweit wurden mittlerweile über 400 Kinder dank IVM geboren.
Was ist neu?
Das Besondere an dem Verfahren: Im Gegensatz zu anderen Methoden, wie etwa IVF oder ICSI, ist hier nur eine geringe oder gar keine hormonelle Stimulation bei der Frau nötig. Die unreifen Eizellen werden bei der Behandlung aus den Eierstöcken entnommen. Stimuliert werden nun die Eizellen direkt. Sie reifen ein bis zwei Tage im Reagenzglas und erhalten dort die natürlichen Hormone FSH (follikelstimulierendes Hormon) und HCG (humanes Chorion-gonadotropin). Sind die Zellen reif, werden sie mit den Samenzellen des Mannes befruchtet. Der Embryo wird dann in die Gebärmutterhöhle zurückgesetzt.
Warum IVM?

Für die IVM spricht, dass sie für bestimmte Frauen besser verträglich ist. Frauen, die etwa unter dem PCO-Syndromleiden, vetragen häufig keine hormonellen Spritzen und es droht die Gefahr der Überstimulation (diese kann u.a. zu schweren Thrombosen oder lebensgefährlichen Embo-lien führen).
Auch für Frauen, die eine Krebserkrankung haben, kann IVM den Kinderwunsch noch möglich machen. Vor einer Chemo- oder Strahlentherapie oder der Entfernung der Eierstöcke können unreife Eizellen entnommen und eingefroren werden. Nach Abschluss der Krebstherapie könnten die Eizellen dann im Reagenzglas reifen und befruchtet werden.
Vor allem für junge Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch, die einen normalen Zyklus haben, aber sich nicht den Nebenwirkungen einer massiven Hormontherapie aussetzen möchten, ist IVM eine interessante Methode. Denn noch kann niemand wirklich absehen, welche lang-fristigen Auswirkungen die hohen Hormondosierungen der herkömmlichen Methoden auf den Organismus haben.
Bisher ist IVM ist aufgrund der Neuartigkeit der Methode als experimentelles Verfahren zu werten, erklären die Fachmediziner. Das Kinderwunschzentrum Lübeck forscht gemeinsam mit den Unikliniken Heidelberg, Kiel und Hamburg. Momentan ist das Verfahren auch deswegen keine Routine, da noch nicht ausreichend Daten für Effizienz und Sicherheit vorliegen.
Noch ist das IVM-Verfahren in der Probephase – und es hat auch Nachteile
Die IVM hat auch Nachteile. So ist es technisch schwieriger, eine unreife Eizelle zu punktieren (so wird die Entnahme der Eizellen mit Hilfe einer Nadel genannt), es dauert länger und es sind sehr gute präzise Ultraschallgeräte dafür nötig. Nach bisherigen Zahlen dauern IVM-Behandlungen im Vergleich länger als die bisher gängigen künstlichen Reproduktikons-techniken. Mit einer IVM werden pro Zyklus je nach Studie zwischen 3 und 27 Prozent der Frauen schwanger, bei der IVF geht man von 25 Prozent und mehr aus, die Schwangerschafts-rate bei der IVM ist also deutlich niedriger.
Bisher liegen auch noch keine aussagekräftigen Zahlen vor, wieviele dieser Schwangerschaften auch zu einer gesunden Geburt führten und welche fetalen Risiken vorliegen könnten. Auch andere Fragen sind noch offen, etwa wann der optimale Zeitpunkt für die Entnahme der unreifen Eizellen ist.
Die bisherigen Erkenntnisse der Wissenschaftler zeigen allerdings, dass die IVM keine gravierenden Nebenwirkungen hat. Immerhin wurden schon über 400 Kinder gesund geboren. Zukünftig wird die IVM daher sicher eine etablierte Methode der Kinderwunsch-behandlung werden. Zur Zeit ist das Verfahren allerdings noch in der Probephase und die Kosten werden nicht von den Krankenkassen übernommen.