Herpes bedrohlich für Neugeborene

Die wenigsten ahnen, wie gefährlich das Herpes-Virus für Babys sein kann. Worauf Schwangere und Eltern unbedingt achten sollten…
Ruth Schofield (35) aus dem britischen Lancaster wusste nicht, das ihre liebevollen Küsse ihrer neugeborene Tochter Jennifer den Tod brachten.
Kurz vor der Geburt bekam sie Lippenherpes – und schenkte dem wenig Beachtung. Kein Arzt klärte sie auf, dass sie ihre Tochter eventuell anstecken könnte. Als Jennifer am 24. November 2006 geboren wird, ist sie vollkommen gesund, sie wird gestillt und Mutter und Tochter können die Geburtsklinik normal verlassen.
Doch dann wird das Baby plötzlich apathisch, trinkt nicht. Die Ärzte stehen vor einem Rätsel. Das kleine Mädchen stirbt am 5. Dezember 2006. Erst jetzt ist die Todesursache amtlich geworden, wie britische Medien berichten. Der Untersuchungsrichter hat die Mutter und das medizinische Personal von jeder Schuld freigesprochen.
Die Mutter steht lange unter Schock. „Das Herpes-Virus war in allen Organen, im Hirn, in der Leber – überall. Ihr kleiner Körper konnte zuletzt einfach nicht mehr.“ Ruth Schofield belastet vor allem, das Jennifers Tod vermeidbar gewesen ist. Denn dadurch, dass sie selbst das Virus erst so kurz hatte, konnte ihr Körper noch keine Antikörper produzieren und so auch keinen Schutz weitergeben. Hätte die 35jährige allerdings um die Gefahr gewusst, hätte sie Stillen und Küssen vermieden. Und somit das Infektionsrisiko gemindert.
Eltern infizieren Baby
Herpes ist gefährlich für Neugeborene (© panthermedia.net Lev Dolgatshjov)
Mittlerweile ist sie noch einmal Mutter geworden, Annabel ist jetzt 15 Monate alt. Sie half Ruth mit der Trauer umgehen zu können. „Da ich ein Baby verloren habe, hatte ich Panik, das Ganze noch einmal erleben zu müssen. Meine Tochter Annabel bringt mich wieder zum Lachen, trotzdem kommen auch immer wieder Tränen.“ Ruth Schofield hat der Krankheit den Kampf angesagt und möchte mit ihrer Geschichte andere Mütter und Schwangere vor der Gefahr aufklären. „Schwangere, die vermuten, dass sie Herpes haben, sollten sich unbedingt testen lassen.“
In den ersten zwei bis sechs Lebenswochen eine Übertragung von Herpes-Viren besonders gefährlich, wie das Deutsche Grüne Kreuz in Marburg betont. Denn da Säuglinge nur über ein schwaches Immunsystem verfügen, können sich die Erreger ungehindert im Babykörper ausbreiten und die inneren Organe und das Gehirn befallen. Eine mögliche Folge kann auch eine Hirnhautentzündung sein.
Für Eltern und Besucher mit akutem Herpes gilt ein absolutes Kussverbot, betonten Experten. Ein Infektionsrisiko besteht auch beim Stillen, dem gemeinsamen Verwenden eines Glases oder Löffels oder dem Benutzen derselben Zahnbürste.
Etwa ein Drittel aller infizierten Neugeborenen erkrankt an Symptomen, die einer Blutvergiftung ähneln, bei einem Drittel treten an den Augen, den Schleimhäuten oder auf der Haut Bläschen und andere Symptome auf und bei einem Drittel wird das Zentrale Nervensystem befallen. Deshalb wird schon bei Verdacht auf Herpes bei der Mutter auch das Neugeborene vorsorglich behandelt.
Gefährlich wird eine Herpes-Infektion des Kindes auch während der Schwangerschaft und der Entbindung. Die Viren könnten dann zu bleibenden neurologischen Schäden, zu Fehlgeburten und Fehlbildungen führen.
Schwangere, die kurz vor dem Entbindungstermin unter einer genitalen Herpeserkrankung leiden, sollten sich für einen Kaiserschnitt entscheiden.

Lippenherpes ist eine Infektionskrankheit, die durch den Herpes-simplex-Virus verursacht wird. Gut  90% aller Menschen sind mit dem Virus infiziert; viele ohne es zu wissen. Haben er sich erst in den Nervenknoten eingenistet, kann die körpereigene Abwehr ihn nicht mehr bekämpfen.

Die Übertragung erfolgt durch Körperkontakt auf andere Menschen z.B. durch Küssen, Niesen oder durch Berühren eines Gegenstandes, den ein Herpesträger zuvor benutzt hat. Bei rund 12 Millionen Menschem, etwa 15 Prozent der Bevölkerung, bricht der Herpes auch tatsächlich aus. Im Schnitt zwei bis drei Mal im Jahr. Die Hormonumstellung in der Schwangerschaft begünstigt einen Ausbruch.

 

Herpes? Was Sie tun können und worauf Sie achten müssen:

  • Halten Sie Ihr Immunsystem durch gesunde Lebensweise und Ernährung fit
  • Erste Anzeichen – so schnell wie möglich und konsequent die Lippenherpescreme auftragen  (Der Wirkstoff Aciclovir gilt auch in in der Schwangerschaft als sicher)
  • Achten Sie besonders auf Hygiene. Nach dem Berühren des Herpes sofort die Hände waschen. Geschirr und Handtücher nicht mit anderen teilen
  • Verzichten Sie auf Lippenstifte; die reizen die betroffenen Stellen
  • Küssen verboten
  • Kontaktlinsen nicht mit Speichel einsetzen
  • Vermeiden Sie stressige Situationen
  • Nicht an den juckenden Bläschen oder der Kruste kratzen
  • Tritt Lippenherpes bei Ihnen alle paar Wochen und/oder großflächig auf, sollten Sie unbedingt zum Arzt gehen

 

Für Eltern von Säuglingen oder Kleinkinder gilt zusätzlich:

  • Keine Küsschen
  • Nicht vom selben Löffel essen
  • Nicht den Schnuller ablecken

2 Gedanken zu „Herpes bedrohlich für Neugeborene“

  1. Mütter mit Herpes-Infektion dürfen ihre Babys stillen!!!
    Dabei ist natürlich zu beachten, dass die betroffenen Stellen abgedeckt sind (Mundschutz) und die Mamille nicht infiziert ist. Ansonsten gelten die üblichen hygienischen Maßnahmen. Das Neugeborene sollte keinen Kontakt zum Bläscheninhalt haben. Bei infizierter Mamille ist für die betroffene Seite eine Stillpause einzulegen bis die Stellen abgeheilt sind- zwischenzeitlich abpumpen und die Milch verwerfen, Pumpset sterilisieren.

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