Eine richtig gute Hebamme finden

Hebammen begleiten Schwangere vor der Geburt, helfen bei der Entbindung und versorgen Mutter und Kind im Wochenbett. Doch wie findet man die richtige Hebamme – und wann sollte die Suche beginnen?

Als mir der Frauenarzt feierlich den Mutterpass überreichte, erklärte er: „Sie sollten schon anfangen, sich eine Hebamme zu suchen. Wir geben Ihnen noch ein paar Adressen mit.“ Wie – Hebamme? Ich fühlte mich überfordert. Die Geburt war doch noch so weit weg.

Ich war aber auch neugierig und so traf ich die Hebamme Marita Ott, als ich in der 14. Schwangerschaftswoche war. Ihre ruhige Art und ihr interessiertes Zuhören gefiel mir auf Anhieb. Im Beratungsgespräch erfuhr ich von den vielen Arbeitsbereichen und den Möglichkeiten der Geburtshelferinnen. Im Idealfall – wie bei mir- kooperieren Gynäkologe und Hebamme eng. „Schwangerschaft ist keine Krankheit,“ diesen Satz von Marita Ott, die mich durch zwei Schwangerschaften begleitet hat, vergesse ich nie.

Wieviel Hebammenhilfe eine Frau annehmen möchte, kann jede selbst entscheiden. Die meisten Leistungen werden von den Krankenkassen bezahlt.

Doch was genau bieten Hebammen?

  • Schwangerenvorsorge
  • Hilfe bei Schwangerschaftsbeschwerden und Vorwehen
  • Geburtsvorbereitung
  • Geburtshilfe
  • Wochenbettbetreuung
  • Rückbildungsgymnastik

 

Vorsorge bei der Hebamme (c) Thinkstock
Vorsorge bei der Hebamme (c) Thinkstock

Schwangerenvorsorge und Beratung
Hebammen können Schwangere während der gesamten Schwangerschaft umfassend begleiten. Sie dürfen auch alle Vorsorgetermine. bis auf die vorschriebenen Blut- und Ultraschalluntersuchungen, machen.

Hilfe bei Schwangerschaftsbeschwerden und Vorwehen
Ob Migräne oder Übelkeit, schwere Beine oder Angst vor der Geburt: Hebammen können Schwangern kompetent helfen. Viele bieten Naturheilverfahren oder Akupunktur-Behandlungen an, andere haben durch ihre Berufserfahrung wertvolles Wissen, das sie gern weitergeben. Manche Hebammen machen auch Hausbesuche.

Geburtsvorbereitung
In Kursen findet eine Vorbereitung auf die Geburt und auf das Kind statt. Es geht um Körperwahrnemung, Entspannung, Atemübungen und viele Gespräche und Informationen rund um das Thema Geburt und die erste Zeit mit dem Baby.

Spätestens ab der 20. Schwangerschaftswoche sollten Sie sich für einen Kurs anmelden. Es gibt Kurse für Paare, einige bei denen die Partner nur bei einigen Terminen dabei sind, reine Frauenkurse und Wochenendseminare. Sprechen Sie mit dem werdenden Vater ab, wie Sie sich gemeinsam die Geburt vorstellen. Er hat sicher auch viele Fragen. Die Kassen tragen allerdings die Partnergebühr nicht.

Geburtshilfe
Jede Geburt wird von einer Hebamme unterstützt. Sie begleitet die Gebärenden von Anfang an bei der Geburt. Ärzte müssen nur hinzugezogen werden, wenn es Komplikationen gibt. Die Hebamme beim Atmen und Entspannen unter Wehen, gibt Tipps zur Gebärposition und unterstützt in allen Geburtsphasen. Auch medizinische Unterstützungsmaßnahmen, wie etwa die Gabe von Schmerzmitteln, werden von der Hebamme durchgeführt. Sie macht die Vorsorgeuntersuchung beim Neugeborenen und hilft auch beim ersten Stillen.

In Kliniken arbeiten Hebammen im Schichtdienst, so dass Sie eventuell von zwei Hebammen begleitet werden. Sie können sich aber auch für eine freiberuflich Hebamme entscheiden, die Sie in das Krankenhaus begleitet, für eine Geburt im Geburtshaus oder für eine Hausgeburt bei Ihnen daheim.

Hebammen betreuen Mütter und Kinder in der Schwangerschaft, der Geburt und der Nachsorge
Hebammen betreuen Mütter und Kinder in der Schwangerschaft, der Geburt und der Nachsorge

Wochenbettbetreuung
Auch wenn Sie in einer Geburtsklinik entbunden haben, können Sie schnell wieder nach Hause, wenn Sie ambulant entbinden. Dann müssen Sie sich rechtzeitig um eine Wochenbettbetreuung durch eine Hebamme kümmern.

Jede Mutter hat nach der Geburt – unabhängig von der Art der Entbindung – eine Anspruch auf Hausbesuche von einer Hebamme. Bis zum zehnten Tag nach der Geburt kommt die Hebamme täglich, danauch nach Absprache. Sie kümmert sich um Mutter und Säugling. Dabei schaut die Hebamme beispielsweise nach der Wundheilung, versorgt den Nabel des Babys, hilft beim Stillen und kontrolliert das Gewicht des Kindes. Bis acht Wochen nach der Geburt übernimmt die Kasse die Kosten dieser Betreuung

Rückbildungsgymnastik
Auch Rückbildungskurse werden von den Krankenkassen finanziert. Etwa acht Wochen nach der Geburt sollten Mütter einen Kurs belegen. Im Vordergrund stehen Übungen zur Kräftigung der Beckenbodenmuskulatur, zur Linderung von Verspannungen und zum Aufbau von Bauch- und Rückenmuskulatur. Bei vielen Kursen dürfen die Babys ihre Mütter auch begleiten und interessiert zugucken oder einfach nett betreut werden.

Die richtige Hebamme finden
Bei der Auswahl sollte man sich stark auf das Bauchgefühl verlassen. Lernen Sie potenzielle Hebammen vor Kursbeginn und auf jeden Fall vor der Geburt kennen. Einen so engen Kontakt mag man nur zu jemanden haben, der einem auch sympathisch ist. Und nur von jemanden, der auf der gleichen Wellenlänge liegt, kann man auch Ratschläge und Tipps gut annehmen. Insbesondere die Geburts- und die Nachbetreuungshebamme lernen einen ja so intim kennen wie kaum ein anderer Mensch.

Möchten Sie die Vorsorge von einer Hebamme machen lassen, sollten Sie kurz nach Erhalt des Mutterpasses eine Hebamme suchen. Am besten fragen Sie Ihren Frauenarzt nach Adressen. Er ist oft auch ein guter Ansprechpartner für Vorbereitungskurse. Viele Vorbereitungshebammen übernehmen auch Wochenbettbetreuung und bieten Rückbildungskurse. Wenn nicht, dann kennen sie sicher Kolleginnen, die sie weiterempfehlen.

Wissen Sie schon, wie Sie entbinden möchten? In Geburtshäusern besteht oft die Möglichkeit, eine Wunsch-Hebamme mit einzubeziehen. Falls Sie eine Hausgeburt planen, sollten Sie schon ab dem dritten Monat eine freiberufliche Hebamme suchen, denn oft sind diejenigen, die Geburtsbegleitung anbieten, schnell ausgebucht.

Auch in der Klinik können Sie oft schon das Hebammenteam vorher kennen lernen und auch Geburtsvorbereitungskurse besuchen. Viele Krankenhäuser beschäftigen auch freiberufliche Hebammen, die die Wochenbettbetreuung anbieten.

Generell gilt: Umso zeitiger Sie sich kümmern, desto mehr Auswahl haben Sie.

Im bundesweiten Gesamtverzeichnis finden Sie auch Hebammen in Ihrer Nähe.

Weitere Informationen bietet der Deutsche Hebammenverband e.V.

© Yanik Chauvin für istockphoto.com