Morgens in aller Eile fertig machen, das Kind zur Tagesmutter bringen, schnell ins Büro hetzen, zwischen zwei Besprechungen noch rasch einen Termin beim Kinderarzt vereinbaren, dann Zwischenstopp im Supermarkt, widerspenstigen Nachwuchs in den Kindersitz bugsieren, Krabbelgruppe, Wäsche waschen und abends noch ein bisschen Haushalt? Viele Mütter versinken im alltäglichen Kleinkram.
Auch die vierfache Mutter und Familientherapeutin Gisela Preuschoff kennt den Zeitdruck, unter den sich Eltern setzen. „Es würde uns allen besser gehen, wenn wir uns erlaubten, das Leben mehr zu genießen,“ erklärt sie. „Dazu gehört, sich Pausen zu gönnen und zur Ruhe zu finden.“ Könnten Sie auch ein kleines Verwöhnprogramm für sich und ihr Kind gebrauchen? Ein Blick aus dem Fenster kann das schnell klären. Was sehen Sie und woran denken Sie dabei?

Wenn Ihnen vor allem die ungeputzen Fenster ins Auge fallen und Ihnen einfällt, dass es überhaupt dringend Zeit für den Wohnungsputz ist, dann ist es höchste Zeit, dass Sie an ein bisschen Entspannung denken. Vielleicht sehen Sie aber auch die Sonnenstrahlen und freuen sich darauf, etwas Wärme auf der Haut zu spüren. Wenn es Ihnen dann auch gelingt, Zeit für einen ausgiebigen Spaziergang mit ihrem Kind zu finden, dann sind Sie schon recht geübt im enstpannten Umgang mit sich selbst – ein bisschen Verwöhnen kann aber auch nicht schaden.
Wieso soll man sich eigentlich nur im Urlaub erholen und entspannen?
Auch mit kleinen Kindern kann man sich Auszeiten nehmen. Wenn die Sonne scheint, den Abwasch einfach einmal stehen lassen. Den Wäscheberg ignorieren und statt dessen an einem Regentag ein „Indoor-Picknick“ machen. „Stellen Sie sich vor, die Uhr wird um zehn Jahre vorgestellt,“ sagt Gisela Preuschoff. „Wenn Sie dann auf die Zeit jetzt zurückblicken: Welche Erinnerungen möchten Sie haben?“ Jeden Tag haben Sie die Wahl, auch kleine Augenblicke auszukosten. Wollen Sie sich lieber über den Sand im Flur ärgern oder selbst Sandburgen bauen? „Haben Sie den Mut auszuprobieren, was Mutter und Kind gut tut,“ rät die Familienexpertin, die einige Bücher publiziert hat, die sich mit diesem Thema beschäftigen.
Wir haben die schönsten Verwöhn- und Entspannungsideen gesammelt. Lassen Sie sich ein wenig inspirieren, vielleicht ist für Sie etwas dabei?
Raus aus der perfekten ‚Du-musst-Falle‘
Nächte mit zuwenig Schlaf, zwei Kleinkinder, die immer die volle Aufmerksamkeit haben wollen, dreckige Wäsche und ewiges Windelwechseln können an die Substanz gehen. Ich kenne das nur zu gut. Viele Frauen setzen sich selbst unter Druck, haben das Gefühl nie genug für Ihre Kinder zu tun. Und irgendetwas ist immer falsch. Die Badewanne noch nicht geputzt, Geschenke noch nicht gekauft. Wer immer angespannt ist und unter der eigenen Unvollkommenheit leidet, wird schnell ungeduldig. Ganz wichtig ist hier Distanz. Um wieder zu sich selbst zu kommen. Gönnen Sie sich eine Stunde in der Woche nur für sich. Nicht für die Arbeit, den Haushalt – sondern für einen Saunabesuch oder einen Spaziergang. Noch besser wäre ein freier Vormittag – vielleicht kann die Oma mal einspringen? Je enger Sie im Alltag mit den Kindern eingebunden sind, umso besser wird Ihnen die Distanz tun. Auch den Kindern tut das gut. Wenn weder Papa, noch Paten oder Freunde gelegentlich einspringen können, müssen Sie sich selbst eine Auszeit verschaffen. Wenn das Baby schläft, nicht etwa die Wäsche bügeln, sondern ein Buch lesen. Tee trinken und ein wenig dösen. Auch Kindergartenkinder können akzeptieren, dass jetzt Zeit für ein Pause ist und alle still sind. Den Kleinen tut ein stilles Stündchen mit Hörspiel-CD oder Buch auch gut.
Langeweile und Nichtstun
Ist jeder Tag völlig verplant? Dann ist es Zeit für ‚dolce far niente‘ – das süße Nichtstun. Sich das Baby auf den Bauch legen und den kleinen warmen Körper spüren und den Babyduft tief einatmen. Oder mit dem Laufanfänger einen Spaziergang ohne konkretes Ziel machen. Dabei werden sie an jedem dritten Stock anhalten. Vielleicht einen Baum lange betrachten. Und die vielen kleinen Steine – sehr interessant. Im Tempo der Kinder geht alles viel langsamer. Wenn Sie selbst keinen Zeitdruck haben, können Sie das auch genießen. Sie müssen nicht immer die Kinderanimation übernehmen, lassen Sie den Kleinen Zeit, sich selbst etwas auszudenken. Mit ein paar Legosteinen oder einem Spielzelt lassen sich unendlich viele Spiele gestalten. Warten Sie es ruhig ab. Langeweile kann ungeahnte Kreativität freisetzten.
Musik für die Seele
Wenn Ihr Leben ein Film wäre – welche Musik wäre der Soundtrack? Sie müssen als Mütter nicht unbedingt quakende Kinderchöre hören. Entdecken Sie mit Ihren Kindern gemeinsam wie gut Musik tun kann. Sie können gemeinsam Musik machen – auch Kochtöpfe klingen in Kinder Ohren prima. Oder sie entdecken verschiedene Klänge: sanfte Klassik für ruhige Momente, Popmusik zum Tanzen oder Saubermachen. Wie wäre es mit Kino im Kopf? Klassische Musik einlegen und das Kind malen lassen oder gemeinsam die Augen zumachen. Mit sanfter Musik im Hintergrund können Sie Ihr Kind auch massieren (das mögen nicht nur Babys) oder einfach kuscheln.
Manchmal tut Musik auch bei Wut gut. Was hilft Ihnen bei richtig schlechter Stimmung? Vielleicht Hard Rock? So laut wie es mit den Nachbarn verträglich ist aufdrehen und mal so richtig abtanzen. Ein mütterlicher Wuttanz verschlägt dem trotzigen Nachwuchs oft die Sprache. Und dann rockt er mit.
Bewegung tut gut
Tanzen ist auch bei Regenwetter möglich und auch ein Besuch im Schwimmbad macht Kindern Freude. Wenn die Sonne scheint, ist ein strammer Gang mit Kinderwagen für Baby und Mutter wunderbar: Mama darf sich ordentlich bewegen und Baby darf ausgiebig ausgucken. Beiden wird die frische Luft gut tun. Nicht ohne Grund haben wir rund ums Jahr oft das Bedürfnis rausgehen zu wollen – unser Körper braucht die Sonne, damit er reichlich mit Vitamin D versorgt wird.
Ein Besuch im Zoo oder auf dem Bauernhof, eine gemütliche Decke im Garten oder im Park. Lassen Sie sich von den Sonnenstrahlen kitzeln! Auch Laufen oder Walking tut Müttern gut. Wenn die Kleinen sich dabei nicht mehr schieben lassen wollen, versuchen Sie es doch mal mit einem Laufrad oder Bobby Car. Wahrscheinlich flitzt das Kind vor und Sie kommen ordentlich in Schwung beim Hinterherlaufen.
Mit allen Sinnen genießen
Gemeinsam etwas kochen oder backen und etwas ganz langsam und bewusst schmecken (vielleicht schon den Teig beim Backen) macht Kindern Freude. Oder machen Sie doch einmal einen Schnupper-Tag. Kakao mit Zimt trinken, Schokokekse essen und dann ein Besuch in einem Blumenladen? Kaufen Sie dann auf jeden Fall Blumen, deren Geruch Sie mögen – Sie und Ihr Kind können den besondern Duft dann noch Tage lang erschnuppern.
Sie können auch gemeinsam einen kleinen Duftgarten anlegen. Lavendel, Basilikum und Minze sind dazu besonders geeignet.
Zeit haben für besondere Momente
Zeitdruck ist unangenehm. Wie kann der Druck wegfallen, damit Zeit übrig bleibt? Es hilft, am Morgen erst einmal zu sortieren, was wirklich wichtig ist. Auch Kinder müssen manchmal zurückstecken, denn auch die Bedürfnisse von Müttern sind wichtig. Statt fünf Dinge gleichzeitig halbherzig zu erledigen, hilft es, einen kleinen Schrittt nach dem andren zu machen. Der Wäscheberg ist riesig? Wie wäre es bei jedem Gang ins Kinderzimmer fünf Teile mitzunehmen und in den Schrank zu legen. So schrumpft der Berg im Laufe eines Tages immer mehr. In der gemeinsamen Zeit mit Kindern kommt es oft nicht auf die Länge an, sondern auf die Qualität. Laufen die Kinder „so eben“ mit, oder lesen Sie ganz intensiv gemeinsam ein Buch oder erzählen sich auf dem Weg zum Kindergarten eine Geschichte?
[quote]“Zeit haben heißt, das Notwendige zu tun und alles andere liegen zu lassen,“[/quote]
erklärt Gisela Preuschoff. Sich mitten im Chaos vorzustellen, wie ruhig und langweilig das Leben wäre ohne kleine Füße, Kinderstimmen und herumliegende Legosteine. Und wie leer ohne kleine warme Kinderköper, die sich ganz eng an einen ankuscheln. Das möchte doch niemand ernsthaft missen, oder?