Eiernotstand – Ostern kommt!

Ein kleiner Zettel macht das Leben ist der Osterzeit schwer. Ausgepustete Eier soll das Kind mitbringen! Als erfahrene Mutter hat Silke Plagge da so einiges erlebt und berichtet über Eierwahnsinn und Kinder …

Es ist schon ein wenig her, dass ich mein letztes normales Osterfest gefeiert habe. Na jedenfalls mein letztes ohne Eierwahnsinn in irgendeiner Form. Der begann mit diesem magischen Satz: „Da hat sich ein Ei eingenistet. Herzlichen Glückwunsch, das ist eine wunderbare Frühschwangerschaft.“

Beim nächsten Osterfest war dann alles anders. Ich wusste ja noch nicht, dass es nur der Auftakt war. Meine Tochter war knapp drei Monate alt und wurde voll gestillt. Und ehrlich gesagt hatte ich mich schon ein bisschen auf das Naschen von Schokoeiern gefreut. Aber nein, ich bekam davon Sodbrennen. Und die Alkoholfüllungen waren genau wie Eierlikör tabu.

Der Eierwahnsinn -so süß und doch manchmal nervig …. ©Thinkstock

Es fing mit zwei ausgepusteten Eiern an

Im Jahr darauf feierten wir mit munterem Kleinkind und Baby Nummer zwei im Bauch Ostern. Das Töchterchen sollte unbedingt ausgeblasene Eier mit zur Tagesmutter bringen. Ich selbst wollte ja auch gern einen Osterstrauß dekorieren. Aber als Schwangere konnte ich ja schlecht die rohen Eier in den Mund nehmen zum Auspusten, ich gruselte mich richtig davor. Mein Mann nahm sich der Sache an – werdende Väter sind ja oft zu Opfern bereit – und pustete drei Eier aus. Eins bemalte das Kleinkind zu Hause, zwei bei der Tagesmutter. Wenn wir geahnt hätten, dass das nur der Anfang war…

Denn kaum kam unser erstes Kind in den Kindergarten wurde es richtig gruselig. Der Eierwahnsinn schlug zu. Und wurde immer schlimmer. Eiwei, wenn zwei Kinder im Kindergarten, bzw. Grundschulalter zur Familie gehören, dann gibt es zwei Buchstaben, die ein Wort bilden, das Panik bereiten kann: E-I.

Der alljährliche Wahnsinn beginnt etwa im Januar. Denn dann tauchen die ersten Schoko-Osterhasen und die diversen Eier in den Supermärkten auf. „Will ham“ nörgeln da schon die Kleinsten. Mehrere Monate vorbeigehen an lila Wundern, die Kinderherzen höher schlagen lassen. Die Geschichte, dass der Osterhase vielleicht auch hier shoppen würde, die glaubt mein Nachwuchs leider nicht.

Freundlicherweise kauft die halbe Nachbarschaft ständig diesen Süßkrams und steckt ihn gern meinen Kindern zu. Im letzten Jahr haben wir bis Oktober Schokoladeneier in der der Naschkiste gehabt!

Und dann gibt es noch diesen grauenvollen Zettel. Der, vor dem ich mich mittlerweile jedes Jahr fürchte. An unübersehbarer Stelle hängt er im Kindergarten oder steckt im Rucksack: „Wir brauchen wieder Eier zum Basteln! Bitte für jedes Kind zehn ausgepustete Eier mitbringen!“

Alle Jahre wieder im Eierwahnsinn – ohne vorausschauende Planung

Im ersten Kinderjahr der Tochter waren es also zehn Eier. Doch als auch der kleine Bruder den Kindergarten besuchte waren es  zwanzig Eier – und dann auch noch welche für das heimische Basteln. Wie immer hatte ich nicht schon vor Monaten angefangen. Wahrscheinlich sollte man beim Plätzchenbacken im Dezember die Eier mit Pusteloch versehen und die Dinger gut lagern. Aber so weit vorausschauend plane ich leider nicht.

Ostereier bemalen (© Thinkstock)
Ostereier bemalen (© Thinkstock)

Leider mögen meine Kinder kein Spiegelei oder Omelette. Macht nix, der Papa musste daher wieder ran. Ein pflichtbewusster Vater opfert sich und denkt nicht an das Cholesterin, damit der Nachwuchs basteln kann. In den letzten zwei Wochen gab es am Abend meist Rühreier, nachmittags Gebäck und gelegentlich Pfannkuchen.

Pflichtbewusste Eltern im Eierwahn. Alljährlich. Denn auch in der Grundschule wird noch eifrig gebastelt. Aber auch auf die richtige Farbe achten … denn sonst passiert so ein Fiasko: Siegessicher betrat ich den Kindergarten. Mit zwei gefüllten Eierkartons! Ha! Supermama!Ich drückte den Erzieherinnen die Kartons in die Hand. Und dann: „Oh. Die sind ja alle braun. Wir brauchen aber doch weiße Eier!“ Zur Strafe bekam ich die Hälfte der Eier wieder mit nach Hause. Um sie dort zu verbasteln.Die Kinder kannten keine Gnade. Sie wollen wirklich unbedingt basteln. Der Nachmittag endete im Fiasko. Dabei bin ich eigentlich routiniert. Damit die Eier gut bemalt werden können, habe ich lange Holzspieße gekauft, das Ei wird mit Knete fixiert, sodass es nicht verrutscht. Die Eierkartons eignen sich prima als Farbschüsseln für Fingerfarbe.

Wir drei saßen am Tisch. Doch alles lief schief: Der vierjährige Sohn drückte zu kräfig auf. Das Ei hielt den Druck nicht aus und die Tränen floßen, weil das Kunstwerk zerstört war. Die sechsjährige Tochter wollte unbedingt filigran mit Buntstiften arbeiten und ärgerte sich, weil das auf den braunen Eiern nicht so gut zu sehen war. Dann kippte beim Aufhängen der Osterstrauß um. Blütenblätter, Eierschalen und Wasser vermischten sich unter dem Tisch mit den Resten des Schokoladeneis, das der Sohn gerade verspeist hatte. Während des Wischens wird mir klar, was das Ausmaß der Zerstörung bedeutet: Schon wieder neue Eier auspusten. Argh!

Am nächsten Tag gelang es mir nicht, Eier zu kaufen. Ich überlegte schon verzweifelt, ob ich den Frust in Alkohol ertränken soll. Einen Eierlikör zum Verschenken für die Omas? Dann könnten die das Leid eben mit ausschlürfen. Im Einkaufskorb hatte ich zwei Dutzend weiße Eier, als ich mich mit einer Freundin im Café traf. Die hat drei Kinder und bestellt trotzdem ein Eiergebäck. Ich war beeindruckt. „Wie schafft du das mit dem Eierwahnsinn?“ fragte ich neidisch. „Och, ich puste schon lange nicht mehr aus. Entweder kaufe ich fertig ausgeblasene Eier auf dem Markt oder ich gebe den Kindern diese Gips-Eier aus dem Supermarkt.“ Ich wollte sie sofort knutschen, diese Frau war meine Retterin! Mein nächstes Osterfest war gerettet! Der Eierwahnsinn wird nachlassen – das hoffte ich jedenfalls. Leider sind in diesem Jahr die Gipseier wieder ausverkauft. Ich werde also Kuchen backen und meinen Frust im Eierlikör ertränken …

Frohe Ostern (© Thinkstock)
Frohe Ostern (© Thinkstock)

1 Gedanke zu „Eiernotstand – Ostern kommt!“

  1. Kann ich verstehen. Bei unserem Kindergarten waren sie recht tiefenentspannt, was die Ausblasegeschichte anging. In diesem Jahr sollte es eine Margarinedose sein – keine Eier. Aber eine bestimmte Form und Größe sollte die Dose haben – da wir uns das erste Mal verkauften und dann die richtige besorgten, hatten wir bei zwei Jungs dann 2kg Margarine zu Hause. Backen ist eine Geschichte. Half nur bedingt, da wir nur Rezepte fanden, bei der nicht so viel hineinkam…
    Aber Gipseier ist wirklich ein guter Tipp.

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