Papas only?

Auch für Väter sind die Schwangerschaft und die Geburt ihres Kindes eine aufregende Zeit. Doch wie sollen sie sich auf ihr neues Leben einstellen? Eine Möglichkeit ist ein Geburtsvorbereitungskurs für Männer – worum kann es bei so einem Kurs gehen und kann man die Informationen auch anders erhalten?

Ein Baby kommt. Eine aufregende und herausfordernde Zeit für die werdenden Eltern. Auch für die Väter, denn längst reicht es nicht mehr, dass sie einfach „da“ sind, es werden immer mehr Anforderungen an sie gestellt. Studien haben gezeigt, dass viele Papas in spe tatsächlich „co-schwanger“ sind, 65 Prozent aller werdenden Erstväter leiden laut danach an typischen Symptomen wie Müdigkeit, Heißhungerattacken oder Kopfschmerzen.

Doch wie werden Männer gute Väter, wie wird sich ihr Lebensalltag mit Kind verändern – und wie genau wird eigentlich die Geburt verlaufen? All dies sind Themen, die auch in speziellen Vätergeburtsvorbereitungskursen besprochen werden. Einen dreistündigen Kompaktkurs bietet nun auch das Berliner Charité-Klinikum nun erstmalig an. „Hauptsächlich geht es darum, die Männer auf ihre neue Rolle als Vater und die damit einhergehenden Herausforderungen in Partnerschaft und Beruf vorzubereiten“, erklärt Dirk Steufmehl, Initiator und Leiter des neuen Angebots.

Ganz neu ist die Idee nicht, in einigen Städten, wie etwa Fulda oder Hamburg, werden solche Kurse auch angeboten. Sehr oft ist es auch so, dass in „normalen“ Geburtsvorbereitungskursen spezielle Einheiten für die Papas angeboten werden. „Ein reiner Kurs nur für Männer kann einen Paarkurs auch nur ergänzen“, erklärt Dipl. Pädagoge Robert Richter. Denn natürlich ist es wichtig, dass die werdenden Eltern gemeinsam das Verarbeiten des Geburtsschmerz und beispielsweise Atemtechniken üben.

Was können Männer bei der Geburt tun?

Der Pädagoge, der selbst in der Väterbildung tätig ist, findet es aber besonders wichtig, dass Männer zunehmend auch Raum in der Geburtsvorbereitung bekommen. Zum Beispiel ist es oft sinnvoll, dass ein männlicher Co-Leiter an einem Paarkurs teilnimmt. Und die werdenden Väter sich auch untereinander austauschen können.

Anders als die werdenden Mütter können sich Väter in spe nun einmal nicht auf der Strasse erkennen. Aber auch sie haben Bedarf, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen, Raum zu finden für Fragen, die sie bewegen. „Es ist wichtig, dass Väter wissen, was bei der Geburt auf sie zukommt und was sie tun können, um die Partnerin zu unterstützen.“

Auch für die Vater-Kind-Ebene kann so ein Kurs sehr wichtig sein. „Je früher ein Vater Kontakt zu seinem Kind aufnimmt, um so besser,“ sagt Robert Richter, der selbst zweifacher Vater ist. „Durch die Teilnahme an einem Kurs lernen Männer auch den Umgang mit dem Neugeborenen kennen und so eigene Fähigkeiten, in die sie vertrauen können.“

Wie sieht der Alltag mit Baby aus?

Gemeinsam mit anderen Männer kann neben praktischen Alltagswissen (wie wickle ich, wie wird das Baby gebadet?) auch anderes Wichtiges besprochen werden. Welche Aufgaben hat der Vater in der ersten Zeit mit dem Baby? Warum ist seine Hilfe für die stillende Mutter so wichtig? Denn da der Papa eben nicht nach Milch riecht, kann er den Säugling oft besser beruhigen.

Ganz wichtig ist, dass Väter sich, die Mutter und das Baby als „Dreiergespann“ erleben und sich auf die Veränderung in der Partnerschaft – und auch im Lebensalltag einstellen können.

Auch Themen wie Berufstätigkeit und Vaterschaft, Sexualität und andere Punkte sind wichtig im Austausch miteinander. Vor allem aber bietet ein Austausch von werdenden Vätern, dass Kontakte geknüpft werden können und die Männer merken, dass sie mit ihren Sorgen nicht allein sind. Denn die Zeit der Schwangerschaft ist auch für die werdenden Papas eine emotionale Achterbahn. Sie freuen sich auf das Kind, fragen sich aber eben auch, ob sie ihrer Aufgabe gewachsen sein werden, wie sich die Partnerschaft verändern wird und fühlen sich plötzlich „erwachsen.“

Noch immer ist es allerdings so, dass Männer in den meisten Geburtsvorbereitungskursen sich eher als „Beiwerk“ erleben und über „Hechelkurse“ schmunzeln. Wie können sich Väter vorbereiten, die sich im Vorbereitungskurs ihrer Frau nicht wohlfühlen und keine eigenen Angebote vor Ort haben? „Mein Rat wäre es, sich möglichst gut zu informieren“, erklärt Robert Richter, der selbst ein Buch geschrieben hat, dass Vätern helfen kann. Ratgeberbücher, Informationen im Internet und auch die Erfahrungen von Freunden und Bekannten können sehr wertvoll sein.

„Wichtig ist auch, dass ein Paar sich in der Schwangerschaft gut abspricht. Wo etwa soll die Geburt statt finden, wie wollen wir sie gemeinsam gestalten? Was erwarten wir eigentlich von einander, wenn das Baby da ist und wie soll unsere Aufgabenverteilung aussehen? Das sind alles Fragen, die zusammen beantwortet werden sollten“, so der Pädagoge.

 

Robert Richter(Jg. 1969) ist Diplom-Pädagoge, Systemischer Berater und Vater von zwei Kindern mit eigener Elternzeit-Erfahrung. Der Autor von Fachbüchern, Ratgebern und Artikeln hat die „Familienschule Fulda“ mit aufgebaut und geleitet und arbeitet unter anderem für die Gesellschaft für Geburtsvorbereitung e.V. und den Bund Deutscher Hebammen e.V.Gemeinsam mit Eberhard Schäfer hat Robert Richter einen Ratgeber für Väter geschrieben:

Das Papa-Handbuch: Alles, was Sie wissen müssen zu Schwangerschaft, Geburt und dem ersten Jahr zu dritt. Gräfe und Unzer Verlag.14,99 € 

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