Die Eröffnungsphase ist normalerweise die Geburtsphase, die am längsten dauert. Beim ersten Kind können das durchaus 12 Stunden und mehr sein – es kann aber auch viel schneller gehen.
Wenn die Wehen beginnen, weitet sich der Gebärmutterhals. In dieser ersten Wehenphase unterscheidet man wiederum zwei Phasen: die Latenzphase, die am längsten dauert, und die aktive Phase.
Vor neun Monaten hat ein Spermium eine Eizelle befruchtet, nachdem es durch den Gebärmutterhals (Cervix) geschwommen war. Seit dem Beginn der Schwangerschaft war der untere Teil des Gebärmutterhalses, der Muttermund, verschlossen. Am Ende der Schwangerschaft verändert sich der Gebärmutterhals: er wird weicher, dünner und weitet sich. Wenn der Muttermund vollständig eröffnet ist, hat er einen Durchmesser von 10 cm.
Anfangs sind die Wehen so wenig schmerzhaft, dass viele Schwangere unsicher sind, ob die Geburt wirklich beginnt. Wenn sich die Wehen jedoch steigern und auch nach einem warmen Bad nicht weggehen, dann sind es „echte“ Wehen (im Gegensatz zu Vorwehen und Senkwehen).
Meistens beginnen die Wehen nachts. Sie müssen nicht sofort ins Krankenhaus oder Geburtshaus fahren, wenn die Wehen einsetzen. Andererseits fühlen sich viele Frauen in der sicheren Umgebung der Klinik wohler als zuhause, besonders, wenn sie zum ersten Mal ein Kind bekommen und überhaupt nicht wissen, was auf sie zukommt. Machen Sie sich also dann auf den Weg, wenn Sie es für richtig halten.
Versuchen Sie, die Ruhe zu bewahren. Frauen, die sich nicht verkrampfen und aufregen, produzieren mehr Oxytocin. Das ist ein Hormon, das auch beim Stillen ausgeschüttet wird, und dafür sorgt, dass sich die Gebärmutter zusammenzieht.
Die Pausen zwischen den einzelnen Wehen können anfangs recht lang sein: 5 bis 20 Minuten sind zu durchaus möglich. Nutzen Sie diese Zeit, um sich auszuruhen und Kraft zu schöpfen. Wenn die Wehen rascher aufeinander folgen und schmerzhafter sind, ist es natürlich schwieriger, zwischendurch zu entspannen.
Die effektivsten Wehen haben Frauen, die nicht unruhig und verängstigt herumlaufen, weil dadurch Stresshormone freigesetzt werden. Sie hemmen wird die Produktion von Oxytoxin und die Wehen verlieren an Kraft.
Niemand kann voraussagen, wie die Wehen verlaufen werden. Eines ist jedoch klar: wer sich ruhig und sicher fühlt, hat die besten Voraussetzungen, die Geburt gut zu bewältigen.
Nun werden die Kontraktionen stärker und dauern 45 bis 90 Sekunden an. Sie werden auch regelmäßiger: innerhalb von 10 Minuten können es 3-4 Wehen sein. Je schneller die Wehen aufeinander folgen und je stärker sie werden, desto rascher öffnet sich der Muttermund (der untere Teil des Gebärmutterhalses).
Das Köpfchen des Babys wirkt dabei wie ein Keil, der den oberen Gebärmutterhals auswalzt und dehnt. Der Gebärmutterhals wird dabei so flach, dass er mit der Gebärmutter eins wird. Dadurch kann sich der Muttermund öffnen – vollständig eröffnet ist er, wenn er einen Durchmesser von 10 cm hat.
Wenn erträglich, sollten Sie in aufrechter Haltung bleiben, Das macht die Schmerzen erträglicher und beschleunigt die Wehen. Je weiter fortgeschritten die Wehen sind, desto effektiver ist es, während der Wehen zu stehen (oder hocken). Bewegen Sie sich, so viel Sie können und mögen. Und versuchen Sie nicht, Schmerzensschreie zu unterdrücken – die Geburtsbegleiter sind diese Geräusche gewohnt…
Es ist ungemein wichtig, dass Sie tief und gezielt einatmen. Wer während der Geburt gut atmet, sorgt für die optimale Versorgung des Kindes mit Sauerstoff. Halten Sie also bloß nicht die Luft an vor lauter Schmerzen!
Möglicherweise platzt nun die Fruchtblase und das Fruchtwasser läuft aus. Das kann aber auch schon vor der Geburt passiert sein und die Wehen eingeleitet haben.
Die Phase, in der sich der Muttermund von 7-8 auf 10 cm weitet, wird auch als Übergangsphase bezeichnet. Sie ist sehr anstrengend und die meisten Frauen verlangen nun ein Schmerzmittel, weil sie das Gefühl haben, die Schmerzen seien zu stark. Die Wehen kommen mittlerweile im Abstand von wenigen Minuten und dauern eine Minute und länger.
Es kommt vor, dass Frauen in dieser überaus schmerzhaften Phase aggressiv gegenüber ihrem Partner werden oder einfach nach Hause gehen wollen. Hebammen sagen, dass sie genau wissen, dass das Kind fast da ist, wenn die Gebärende meint, sie müsse vor Schmerzen sterben. Diese Phase ist sehr intensiv und verlangt der Frau viel ab. Zum Glück dauert die Übergangsphase nicht lange. Insgesamt dauert die aktive Phase der Eröffnungsphase normalerweise 3-5 Stunden.
Nun kann alles ganz schnell gehen. Die Austreibungsphase kann nach wenigen Minuten vorbei sein, aber auch ein paar Stunden dauern. Frauen, die zum ersten Mal ein Kind bekommen, brauchen meist etwas länger als Zweitgebärende. Und wer eine PDA erhalten hat, benötigt noch etwas mehr Zeit – aber da sich die Schmerzen dabei sehr im Zaum halten, ist das weniger schlimm.
Da die Frau nun aktiv pressen kann, fühlt sie sich nicht mehr ohnmächtig und kraftlos. Viele Mütter sagen hinterher, diese Phase sei nicht so anstrengend gewesen wie die Übergangsphase, obwohl gerade jetzt enorme Kräfte wirken.
Die Geburtsbegleiter sagen der Frau, wann sie pressen soll – meist würde die werdende Mutter gerne vorher schon pressen, dabei aber ihre Kräfte zu sehr verausgaben. Außerdem ist es besser für den Damm und die Vagina der Frau, wenn sie langsam gedehnt werden. Die Gefahr, dass der Damm reißt und genäht werden muss, ist bei einer langsamen Austreibungsphase viel geringer.
Die Austreibungsphase wird in zwei Phasen unterteilt: eine passive und eine aktive Phase.
In der passiven Phase hat sich der Kopf des Babys auf den Beckenboden gesenkt und der Muttermund vollständig geöffnet.
Während der aktiven Phase drückt der Kopf des Babys auf den Darm und die Frau verspürt den Drang, den Darm zu entleeren. Oft genug haben die Gebärenden in diesem Moment Stuhlgang – das ist überhaupt nicht peinlich, sondern normal. Die Geburtshelfer wischen den Stuhlgang diskret weg und verlieren wenig Worte darüber.
Kurz nach der Geburt des Kindes beginnt die dritte Wehenphase: die Plazenta löst sich von der Gebärmutter und wird ausgestoßen. Die Geburtshelfer ziehen vorsichtig an der Nabelschnur und drücken sanft auf das Becken der Frau oder massieren den Bauch, um bei der Ausstoßung der Nabelschnur zu helfen.
Es ist wichtig, dass die komplette Plazenta aus der Gebärmutter ausgestoßen wird, da sonst gefährliche Nachblutungen auftreten können. Deswegen untersuchen die Geburtshelfer die Plazenta nach dem Austritt genau. Oft wird sie auch den Frauen gezeigt – denn viele Frauen möchten das Organ, das ihr Baby versorgt hat, gerne sehen.
Die Schmerzen in dieser Wehenphase sind eher gering – es wirken ja bereits die Glückshormone, die nach der Geburt ausgeschüttet werden.
Sollten Teile der Gebärmutter noch im Körper der Frau geblieben sein, nehmen die Ärzte eine Ausschabung vor. Und falls die Gebärmutter sich nicht genügend zusammenziehen sollte, um die Blutungen nach der Ablösung der Plazenta angemessen zu stoppen, wird Oxytocin verabreicht. Dieses Hormon wird auch beim Stillen ausgeschüttet – deswegen bilden sich die Gebärmütter von stillenden Frauen rascher zurück als die von Frauen, die die Flasche geben.
In den Tagen nach der Geburt haben die meisten Frauen noch eine relativ starke Blutung. Aber nach und nach verheilt die Gebärmutter und nach einigen Tagen ist die Blutung nur noch so stark wie eine normale Regelblutung, die langsam schwächer wird (Achtung: Sie dürfen wegen der Infektionsgefahr keine Tampons benutzen!).
6-8 Wochen nach der Geburt wird die am Schluss leichte, bräunliche Blutung ganz aufhören. Die Gebärmutter hat sich dann mit Hilfe der Nachwehen komplett zurückgebildet und ist wieder birnengroß – direkt nach der Geburt wiegt die Gebärmutter noch etwa 1 Kilo und reicht bis zum Bauchnabel.
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