Ein kleiner Kurzurlaub verlief ganz anders als erwartet für Siv Monica Christiansen, ihren Lebensgefährte Tom-Jakob Egelandsdahl und seinen Sohn Kim Robin (10). Die Familie wollte gemeinsam mit Sivs Bruder einfach eine nette Schiffsfahrt mit Ausflug machen – doch dann kam alles anders.
Die Reise zur dänischen Hauptstadt war schon eine kleine Tradition, sie machten sie zum dritten Mal und immer zwischen den Jahren. In diesem Jahr ging es 27. Dezember los. Siv Monica war schwanger, aber der Stichtag war der 29. Januar – und an die Geburt dachte sie noch gar nicht, auch wenn sie die Fährgesellschaft informiert hatte.
Mit ihrem Frauenarzt und ihrer Hebamme hatte Siv Monica besprochen, ob die Fährtour gefährlich werden könnte, doch beide hatten den Kurztrip abgesegnet. Und so fuhr die Erstgebärende fröhlich mit ihren drei Männern los.
Gute 16 Stunden dauerte die Fahrt auf der winterlichen Ostsee und Siv Monica musste sich auf der Hinfahrt mehrfach übergeben. Doch sie war davon überzeugt, dass sie nur deswegen Magenprobleme hatte, weil sie etwas Falsches gegessen hätte. Heftige Rückenschmerzen kamen hinzu, doch die schrieb sie der ungemütlichen Koje zu.
Als die kleine Gruppe am nächsten Morgen in Dänemark eintraf, vebrachten sie einen wunderschönen Tag im Freizeitpark Tivoli. Nur die Rückenschmerzen von Siv Monica wurden immer schlimmer. Als sie wieder an Bord der Fähre waren, ging sie gleich in die Kabine, um sich hinzulegen.
Doch die Schmerzen wurden schlimmer. „Ich merkte, dass sie immer wieder wie in Wellen kamen und gingen. Das es Wehen waren, war mir aber nicht klar,“ erzählt sie. Siv Monica und Tom-Jakob versuchten einen Arzt an Bord der Fähre zu finden. Doch es gab keinen. Die Schiffsmannschaft rief in der Notaufnahme der örtlichen Klinik ihres norwegischen Heimathafen an. Der Rat des dortigen Arztes: Sofort im Kreißsaal anrufen! Doch dort fand man den telefonischen Bericht von der Schwangeren, der an Bord eines Schiffes schlecht war, nicht sehr aufregend. „Die meinten, ich wäre schlichtweg seekrank, sollte Cola und Tee trinken und mich entspannten,“ sagt Siv Monica und lacht.
Die Schmerzen wurden von Minute zu Minute immer heftiger. Der werdende Vater Tom-Jakob machte sich immer mehr Sorgen. „Könnten das nicht schon Wehen sein,“ fragte er besorgt. „Woher soll ich das verflucht noch mal wissen?“ knirschte Siv Monica. „Ich habe noch nie ein Baby bekommen!“
Und so wird schließlich eine Lautsprecher-Durchsage auf der Fähre gemacht. „Dringend gesucht: Medizinsche Unterstützung für einen Notfall!“ Ein paar Minuten später sind drei Ärzte, ein Medizinstudent und eine norwegische Krankenschwester bei dem Paar um ihre Hilfe anzubieten.
„Die haben alle sofort gesehen, dass die Geburt eingesetzt hatte – und sie sagten das auch Tom-Jakob. Aber nicht mir,“ so Siv Monica. Doch auch ihr war jetzt klar: das waren eindeutig Wehen. Das Baby kommt. Doch was nun?
Es gab drei Alternativen. Ein kleines Boot könnte Siv Monica abholen und nach Schweden oder Norwegen fahren, sie könnte auch an Bord der Fähre bleiben mit den anderen Passagieren oder von einem Hubschrauber abtransportiert werden. Der medizinische Passagierrat sprach sich für den Hubschrauber aus. Doch als Tom-Jakob erfuhr, dass für ihn kein Platz im Hubschrauber wäre, war seine Reaktion: „Dann bekommt sie das Baby eben hier!“ Er hatte schon die Geburt seines ersten Kindes Kim Robin verpasst und wollte nun unbedingt dabei sein, wenn das zweite Baby das Licht der Welt erblickt.
Es gab drei Alternativen. Ein kleines Boot könnte Siv Monica abholen und nach Schweden oder Norwegen fahren, sie könnte auch an Bord der Fähre bleiben mit den anderen Passagieren oder von einem Hubschrauber abtransportiert werden. Der medizinische Passagierrat sprach sich für den Hubschrauber aus. Doch als Tom-Jakob erfuhr, dass für ihn kein Platz im Hubschrauber wäre, war seine Reaktion: „Dann bekommt sie das Baby eben hier!“ Er hatte schon die Geburt seines ersten Kindes Kim Robin verpasst und wollte nun unbedingt dabei sein, wenn das zweite Baby das Licht der Welt erblickt.
„Ich wollte aber ins Krankenhaus, denn ich hatte das Gefühl, dass das viel sicherer wäre,“ berichtet Siv Monica. Die Situation wurde immer unwirklicher. Ihre Kabine lag tief unten und sie musste 12 Stockwerke hoch auf das Deck der Fähre mit einem Fahrstuhl fahren. Da der Hubschrauber nicht landen konnte, wurden zwei Ärzte und eine Trage abgeseilt, Siv Monica wurde festgeschnallt, die Wehen wurden dabei immer heftiger und sie wurde hoch in die Luft gezogen und schließlich in den Hubschrauber gezogen. Die Ärzte folgten.
Siv Monicas Partner stand hilflos auf dem Deck der Fähre. „Tom-Jakob und Kim Robin hielten sich im Arm und weinten. Das ging mir sehr nah,“ gibt Siv Monica zu.
Im Hubschrauber erklärte man ihr, dass sie in zehn Minuten im schwedischen Göteburg landen würden. „Sollte ihr Baby schneller sein, kriegen wir das auch hin.“ Direkt beim Hubschrauberlandeplatz wartete schon eine Hebamme. „Ich bekam einen Krankenhauskittel an und bat um Schmerzmittel.“
Doch der Muttermund war schon weit geöffnet, man verabreichte der Schwangeren Lachgas, damit ihr die Geburt leichter fällt, an eine PDA ist nicht mehr zu denken. Ein Blutschnelltest zeigte, dass es dem Baby gut geht – und dass es sehr bald kommt. Kaum war der Satz gesprochen, kam die letzte heftige Presswehe – und Jonatan. Der kleine Junge war vier Wochen zu früh gekommen und noch ein wenig schwach. Siv Monica war Mama!
Doch der Muttermund war schon weit geöffnet, man verabreichte der Schwangeren Lachgas, damit ihr die Geburt leichter fällt, an eine PDA ist nicht mehr zu denken. Ein Blutschnelltest zeigte, dass es dem Baby gut geht – und dass es sehr bald kommt. Kaum war der Satz gesprochen, kam die letzte heftige Presswehe – und Jonatan. Der kleine Junge war vier Wochen zu früh gekommen und noch ein wenig schwach. Siv Monica war Mama!
Der frischgebackene Vater wollte natürlich so schnell wie möglich bei seiner Familie sein, doch er musste erst die lange Reise mit der Fähre nach Norwegen zu Ende machen. Und dort musste er noch etwas länger warten, denn zunächst wurde überlegt, ob Mutter und Kind schon fit genug für ein Verlegung nach Norwegen wären. Doch die schwedischen Ärzte gaben kein grünes Licht. Siv Monica und Jonatoan sollten in Göteburg bleiben. Jonatan litt unter einer Neugeborenengelbsucht und es fiel ihm schwer zu trinken.
Doch einen Tag nach seiner Geburt bekam der kleine Norweger Besuch von seinem Vater und dem stolzen großen Bruder.
Heute ist Jonatan schon ein Jahr alt und ein richtig propperer kleiner Kerl. Seine Familie ist rundum glücklich. Ob er noch ein Geschwisterchen bekommen wird? Siv Monica muss lachen. „Auf jeden Fall würde ich dann glatt wieder nach Schweden fahren und mir dort von einer Hebamme Lachgas geben lassen. Bei uns gibt es so etwas nämlich nicht!“

Siv Monica, Kim Robin, Tom-Jakob mit Jonatan: Glücklich zu Hause
Übersetzung: Silke R. Plagge
Die Autorin Heidi Elin Nupen ist Redakteurin beim Elternportal babyverden.no, unserer Mutter-Website in Norwegen.